Zu viel Zucker eine Gefahr fürs Hirn?

Ein übermäßiger Zuckerkonsum führt nicht nur zu Adipositas und Diabetes, sondern kann auch die Entstehung von Hirnkrankheiten fördern. Darauf weist Frank Erbguth, Präsident der deutschen Hirnstiftung, hin.

Zucker ist ein notwendiger Energieträger für das Gehirn, aber in hohen Mengen wirke er neurotoxisch, schädige Nervenzellen und erhöhe das Risiko für Hirnerkrankungen. Zu viel Zucker im Blut könne zudem die Blutgefäße schädigen, Ablagerungen in den Gefäßwänden verursachen und die Blutversorgung des Gehirns beeinträchtigen, was langfristig zu Demenz und Schlaganfällen führen könne. Das sagte Frank Erbguth, der Präsident der deutschen Hirnstiftung ist, in einem Gespräch mit dem SWR.

Menschen mit Diabetes haben demnach ein höheres Risiko für Demenz und Alzheimer, da ein gestörter Glukose-Stoffwechsel in den Nervenzellen und die Bildung von Alzheimer-Plaques gefördert werde. In Deutschland liegt der jährliche Konsum von Zucker bei durchschnittlich 33 Kilogramm. Das ist fast doppelt so hoch wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt. Eine Zuckersteuer, wie sie in England eingeführt wurde und erste Erfolge zeigt, könnte den Konsum reduzieren und auch hierzulande die Zahl der Adipösen senken.

Zuckersteuer in Deutschland? Besonders Softdrinks gelten als übersüßt

Die Meinungen darüber, ob eine solche Steuer auch in Deutschland erhoben werden kann und vor allem welche Produkte davon betroffen wären, gehen auseinander. Neun Bundesländer etwa fordern die Einführung einer Zuckersteuer auf Softdrinks, da der Zuckergehalt in diesen Getränken trotz freiwilliger Selbstverpflichtungen der Industrie nicht ausreichend gesenkt worden sei. NRW unterstützt diese Forderung nicht und betont stattdessen die Bedeutung von Verbraucherinformation und der Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten, besonders im Kindesalter. NRW setzt auf Maßnahmen im Schul- und Kitabereich, wie das „EU-Schulprogramm NRW“ und Beratungen zur gesundheitsförderlichen Verpflegung.

Ein möglicher Grund für die ablehnende Haltung NRWs ist die Bedeutung der Süßwaren- und Getränkeindustrie für das Bundesland. Ein Drittel der bundesweit hergestellten Süßwaren kommt aus NRW, und die Produktion dieser Produkte hat in den letzten Jahren zugenommen. Wichtige Unternehmen wie Haribo, Katjes, Coca-Cola und Niederrhein Gold haben dort Produktionsstätten. Diese Branche spielt eine wesentliche Rolle in der Wirtschaft von NRW. Gesundheitsökonom Michael Stolpe vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel ist als einer von vielen Experten hingegen für eine Besteuerung: „Die Einführung einer Zuckersteuer ist wirksam und der deutschen Politik zu empfehlen“, so Stolpe.

Im Allgemeinen gilt der Verzicht auf Zucker als schwierig, da Zucker die Ausschüttung von Dopamin und somit das Verlangen erhöht. Süßungsmittel sind ebenfalls problematisch, da sie mit einem erhöhten Risiko für Gefäßerkrankungen in Verbindung gebracht werden. Daher wird ein stufenweiser und weitgehender Verzicht auf zuckerhaltige Produkte empfohlen.