Sitzbäder – das muss man einfach aussitzen

Wenn es an delikaten Stellen, wie dem Intimbereich oder dem Po, juckt oder schmerzt, können Sitzbäder hilfreich sein. Diese Form der Balneotherapie (Badetherapie) ist einfach durchzuführen und bietet effiziente Hilfe. Was wird benötigt?

Mit einem badetherapeutischen Sitzbad werden Erkrankungen des Genital- und Analbereichs und die umgebenden Hautpartien behandelt, zum Beispiel Hämorrhoidalleiden, Analfissuren, Herpes genitalis, nach operativen Eingriffen oder Juckreiz in dieser Region, Psoriasis, Windeldermatitis oder Windelsoor. Aber auch bei Blasenentzündung mit oder ohne Harnverhalt, Obstipation oder Menstruationsbeschwerden sowie prä- oder postnatal können Sitzbäder eingesetzt werden. Das warme Wasser wird die Durchblutung im Gewebe gesteigert und gleichzeitig verkrampfte Muskulatur entspannt. Mittels eines entsprechenden Badezusatzes lässt sich auch eine pflegende, entzündungshemmende, schmerzlindernde und/oder heilungsfördernde Wirkung erzielen.

Was benötigt man zur Durchführung eines Sitzbades?

Prinzipiell ist die Durchführung sehr einfach. Das Wichtigste ist Wasser aus der Leitung. Je nach Indikation können noch verschiedene Badezusätze hinzugefügt werden. Beim Sitzbad sollte nur der Unterleib und der Ansatz der Oberschenkel mit Wasser bedeckt sein. Dies kann in einer Badewanne durchgeführt werden. Dazu wird ein kleiner Hocker in die Wanne gestellt, auf den die Beine hochgelagert werden. Die Wanne wird nur so weit mit Wasser gefüllt, dass der Unterleib bedeckt ist. Wird ein temperaturansteigendes Sitzbad durchgeführt, sollte auch auf den Kreislauf geachtet werden. Vorsicht ist geboten, wenn die Patient:innen Herzprobleme haben.

Ist keine Badewanne vorhanden können auch sogenannte Sitzbadfolien oder eine große Plastiktüte verwendet werden. Diese zieht man über die WC-Brille und in die entstehende Mulde kann die Badelösung gegeben werden. Auch ein Bidet- Einsatz oder eine sogenannte Sitzbadewanne (z. B. PARAM Bidet WC Einsatz (PZN 02691652) oder Sitzbad mit Seifenschale von Groß GmbH (PZN 04619110) kann relativ günstig erworben werden und immer wieder verwendet werden. Dieser wird einfach in die Toilette eingehängt und hat den Vorteil, dass man in aufrechter Position hockt und sich nicht komplett entkleiden muss.

Welche Temperatur sollte ein Sitzbad haben?

Da kalte Sitzbäder (circa 18 °C) relativ unangenehm sind, werden sie heute kaum noch angewendet. Meist wird lauwarmes Wasser von circa 37 °C für ein warmes Sitzbad benutzt mit einer Badedauer von zehn bis 15 Minuten. Bei einem temperaturansteigenden Sitzbad startet man mit circa 36 °C warmem Wasser und lässt weiter heißes Wasser zulaufen bis die Zieltemperatur von circa 40 °C erreicht wurde. Letzteres wird durchgeführt bei Verstopfungen, Darm- oder Nierenkoliken, bei Entzündungen der Blase oder der Prostata oder bei Menstruationsbeschwerden.

Welcher Badezusatz wofür?

Je nach Indikation können dem Wasser verschiedene Zusätze für Sitzbäder verwendet werden. Es gibt sowohl pflanzliche Drogen (z. B. Eichenrinde, Kamillenblüten, Hamamelisblätter, Heublumen) oder Extrakte (z. B. Kamillentinktur, Eichenrindenxtrakt), auch chemische Substanzen (z. B. Kaliumpermanganat) oder Fertigarzneimittel (Kamillosan®, Kamillan®, Betaisodona®, Tannolact® oder Tannosynt®). 

Sitzbäder Kamillenblüten(extrakt): Diese wirken entzündungshemmend, heilungsfördernd und wundheilungsfördernd. Sie eignen sich bei entzündlichen Hautveränderungen wie Vulvitis, Balanitis, schmerzhaften Hämorrhoiden, bei Analfissuren, Geburtsverletzungen oder wundem Babypo. Auch bei Genitalherpes kann Kamille schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Fertigarzneimittel sind Kamillosan® Konzentrat von Viatris sowie Kamillin® Extern von Robugen (hier sind auch Sitzbadfolien enthalten).

Sitzbäder mit Eichenrinde- oder Hamamelis: Sie enthalten viele Gerbstoffe und wirken stark adstringierend sowie entzündungshemmend auf das Gewebe. Bei Hämorrhoidalleiden, die mit Brennen, Juckreiz oder Nässen im Analbereich einhergehen, wirken diese zuverlässig. Auch bei Genitalherpes nach Geburtsverletzungen oder bei Windeldermatitis werden die Beschwerden wirksam gelindert. Nicht so aufwändig in der Handhabung sind Produkte mit synthetischen Gerbstoffen, wie Tannolact® von Galderma oder Tannosynt® von Almirall Hermal.

Sitzbäder mit desinfizierenden Zusätzen: Das stark lila färbende Kaliumpermanganat wird nur noch selten eingesetzt bei Windelsoor eingesetzt. Nach Operationen im Genitalbereich kann verdünntes PVP-Jod (z. B. Betaisodona® Lösung von Hermes oder Braunol® von B. Braun) eingesetzt werden, um die Wundheilung zu unterstützen und Entzündungen vorzubeugen.

Sitz- oder Dampfsitzbad mit Heublumen: Ab der 37. Schwangerschaftswoche können Bäder mit einem Heublumenaufguss gemacht werden. Dazu werden 30 bis 50 g Heublumen mit einem Liter kaltem Wasser aufgekocht und dann 20 Minuten ziehen gelassen. Dieser Aufguss wird für ein Sitzbad mit Wasser verdünnt oder in einer Schüssel dampfend in ein WC gestellt. Bei einem Dampfsitzbad sollte die Flüssigkeit lange genug abkühlen, damit sich die werdende Mutter nicht verbrüht. Die Heublumen machen die Haut und das Gewebe im Intimbereich dehnbarer und weicher und können so Geburtsverletzungen eventuell verhindern. Ein Vollbad mit Heublumen sollte nicht gemacht werden, da dies zu belastend für den Kreislauf ist. Auch bei Krampfadern im Bereich der Vulva sollte davon abgesehen werden.

Risiken und Kontraindikationen

Bei bestehender Herzschwäche sollten zu heiße Sitzbäder in liegender Position vermieden werden. Auch bei bestehenden Allergien gegen Badezusätze (z. B. Allergie gegen Pollen oder Heublumen) sollte man vorsichtig sein. Ist die Wassertemperatur zu heiß (cave: kein kochendes Wasser nehmen) kann es zu Verbrühungen der Haut kommen. Eine Verschlimmerung mancher Erkrankungen durch zu warmes Wasser (Durchblutungsförderung) ist bei Hämorrhoidalleiden ebenfalls möglich.