Die Kraft von chemischen und pflanzlichen Schleimlösern

Der kalte und regnerische Herbst ist da kalt und beschert viele mit einer Erkältung. Viele betroffene Kund:innen fagen häufig nach schleimlösenden Medikamenten. Was kannst du wann empfehlen? Hier kommen Tipps von AMIRA.

Kopf- und Gliederschmerzen, Stimme belegt, Nase zu, trockener Reizhusten – dies alles sind Symptome einer klassischen Erkältung. Ein Schleimlöser wird häufig gewünscht, damit „alles (Üble) herauskommt“. Es wird unterschieden zwischen chemischen Schleimlösern und pflanzlichen Expektoranzien. 

Chemische Wirkstoffe

Acetylcystein

Acetylcystein (ACC oder NAC) ist altbekannt und buchstäblich in aller Munde. Der Wirkstoff spaltet die Disulfidbrücken zwischen den Mucopolysaccharidfasern (Schleim) und übt einen depolymerisierenden Effekt auf DNS-Fasern im eitrigen Schleim auf. Acetylcystein verflüssigt also zähflüssigen Schleim in den Atemwegen und wird zur Erleichterung des Abhustens eingesetzt. Den Wirkstoff gibt es in verschiedenen Darreichungsformen von mehreren Herstellern. Beispielsweise können ACC® Kindersaft von Hexal, Fluimucil Saft von Zambon oder Bromuc® akut junior Hustenlöser Brausegranulat von Aristo bei Kindern ab zwei Jahren eingesetzt werden. Sie enthalten 100 mg Wirkstoff pro 5 ml Saft oder pro Beutel. 

Ab sechs Jahren können Brausetabletten oder -pulver mit 200 mg Wirkstoff (z. B. ACC® akut 200 mg Hustenlöser von Hexal, NAC 200 akut-1A Pharma® oder Bromuc® akut 200mg Hustenlöser von axicorp) und ab 14 Jahren Präparate mit 600mg Wirkstoff (z. B. ACC® akut 600 mg Hustenlöser von Hexal, Bromuc®akut 600 mg Hustenlöser von axicorp, NAC 600 akut-1A Pharma) gegeben werden. Bei schweren, chronischen Atemwegserkrankungen sowie bei einem Einsatz als Antidot bei Paracetamol-Vergiftungen (hier kommen Infusionslösungen zum Einsatz) stehen auch verschreibungspflichtige Präparate zur Verfügung. Bei gleichzeitiger Einnahme von bestimmten Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine, Tetracycline) sollte ein zweistündiger Einnahmeabstand eingehalten werden, da sonst die Wirkung des Antibiotikums inaktiviert werden kann.

Ambroxol
Ebenfalls altbewährt und sicher ist Ambroxolhydrochlorid. Es wird bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen zur Schleimlösung eingesetzt. Ambroxol setzt die Viskosität des Schleims herab und verbessert dessen Abtransport und somit die mukoziliäre Clearance. Weiterhin hat es auch lokalanästhetische und entzündungshemmende Eigenschaften und stimuliert unser körpereigenes Surfactant. Neuere Studien weisen darauf hin, dass Ambroxol die Konzentration verschiedener Antibiotika in der Lunge erhöhen kann. Auch Ambroxol gibt es in verschiedenen Darreichungsformen (Saft, Tropfen, Lutschpastillen, Retardkapseln, Inhalationslösung) von unterschiedlichen Herstellern. Es ist für alle Altersstufen geeignet.

Bromhexin

Bromhexin aktiviert die Drüsen in den Bronchien, mehr Schleim zu produzieren und diesen zu verflüssigen. Somit wird die Entzündung der bronchialen Schleimhaut beruhigt. Bromhexin gibt es als Saft, als Dragées und als Tropfen auf dem deutschen Markt. Der Wirkstoff kann ab einem Alter von zwei Jahren angewendet werden. Fertigarzneimittel sind Bisolvon® von Nattermann, Bromhexin Hermes-Arzneimittel® und Bromhexin 8 bzw. 12 Berlin-Chemie.

Guaifenesin

Guaifenesin wirkt schleimlösend und auswurffördernd, wahrscheinlich über eine Reflexreaktion. Durch eine Reizung der Magenschleimhaut werden die Drüsen der Lunge angeregt, vermehrt Sekret abzusondern. Dadurch wird der Schleim flüssiger und kann leichter abtransportiert werden. Der Schleimlöser ist enthalten in Fagusan® Lösung von Infectopharm, in Wick Husten-Löser Sirup mit Honigaroma, Wick DayMed und in OtriComplex Erkältungskapseln/forte Erkältungsgetränk von Haleon und kann als Einzelsubstanz ab einem Alter von 14 Jahren gegeben werden.

Pflanzliche Wirkstoffe

Thymianextrakt

Der pflanzliche Schleimlöser Nummer 1 ist Thymian. Einzeln oder in Kombination wirken die Inhaltsstoffe des Thymians schleimlösend und helfen beim Abhusten. Zusätzlich wirken sie entzündungshemmend. Es stehen Säfte (z. B. Tussamag® Hustensaft N von ratiopharm, Gelobronchial® Saft von Pohl-Boskamp, Aspecton® Hustensaft von Hermes), Tropfen (z. B. Aspecton® Tropfen von Hermes, Thymiverlan® Lösung von Verla) oder Lutschpastillen (z. B. Bronchipret® Thymian Pastillen von Bionorica, Bronchicum® Thymian Lutschtabletten von Klosterfrau) zur Verfügung. 

In Bronchicum Elixir, Tropfen und Kapseln von Klosterfrau, Bronchipret® TP Filmtabletten von Bionorica und Phytobronchin® Saft von Bayer ist neben Thymian saponinhaltiger Primelextrakt enthalten, der ebenfalls die Produktion von dünnflüssigem Schleim anregt.

Efeuextrakt

Efeu kann festsitzenden Schleim lösen und wirkt zusätzlich entspannend und entkrampfend auf die Bronchialmuskulatur. Efeuextrakt ist beispielsweise enthalten in Prospan® Hustensaft, Elixir und Pastillen von Engelhard, in Hedelix® Hustensaft, Tropfen und Brausetabletten von Hermes, in Sinuc® Saft, Tropfen und Tabletten von Hexal, in Bronchoverde® Hustenlöser Brausetabletten und Granulat von Klinge Pharma werden. In Bronchipret® Tropfen oder Saft von Bionorica ist eine Kombination aus Thymian- und Efeuextrakt enthalten.

Für das Säuglingsalter eignen sich die Hustensäfte von Prospan® oder Hedelix®.

Kaplandpelargonienextrakt

Der Extrakt aus einer südafrikanischen Geranienart wirkt antiviral, aktiviert die Flimmerhärchen in unseren Atemwegen und sorgt dafür, dass zähflüssiges Bronchialsekret schneller abtransportiert wird. In Umckaloabo® Tropfen, Filmtabletten und Saft für Kinder von Schwabe und Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen ist der Extrakt enthalten. Der Wirkstoff kann ab einem Alter von einem Jahr eingesetzt werden.

Cineol und Eukalyptusöl

Cineol ist der wirksamkeitsbestimmende Bestandteil von Eukalyptusöl und kommt in geringeren Mengen auch in Thymian-, Teebaum- und Salbeiöl vor. Es wirkt entzündungshemmend und bei akuten Atemwegserkrankungen befreit es die Bronchien, indem es festsitzenden Schleim normalisiert und löst. Es wirkt bronchialerweiternd und kann die Lungenfunktion verbessern. Cineol ist in Soledum® Kapseln (ab zwei Jahren bis unter zwölf Jahren), Junior (ab zwei bis unter zwölf Jahren) und forte Kapseln (ab zwölf Jahren) von Klosterfrau und in Sinolpan® forte Kapseln von Engelhard (ab zwölf Jahren) enthalten.

In Aspecton® Eukaps von Hermes ist reines Eukalyptusöl enthalten. Diese dürfen ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Eine Kombination aus Eukalyptus-, Orangenschalen-, Citronen- und Myrtenöl ist in Gelomyrtol forte® magensaftresistente Kapseln (ab sechs Jahren) von Pohl-Boskamp enthalten. Bei all diesen Präparaten ist die korrekte Einnahme entscheidend. Wichtig ist, dass die Kapseln eine halbe Stunde vor den Hauptmahlzeiten mit kalter Flüssigkeit geschluckt werden und nicht zerkaut werden.

Was alle Schleimlöser gemeinsam haben, egal ob chemisch oder pflanzlich – eine ausreichende Trinkmenge ist für die Wirkung entscheidend. Keines der Medikamente kann ohne Flüssigkeit richtig wirken. Obwohl es völlig unerheblich ist, was getrunken wird (außer Alkohol) können hier natürlich auch verschiedene Tees (Husten- und Bronchialtee, o. Ä.) empfohlen werden.