Perfekt unperfekt – Sag dem Perfektionismus den Kampf an!

Perfektionisten machen sich das Leben unnötig selbst schwer. Wie kann man dem Drang, alles besser als möglich machen zu wollen, entkommen? Wir haben die Tipps!

In Larissas Apothekenfiliale brennt es schon wieder: Es ist Urlaubszeit und die Apotheke ist unterbesetzt. Die 35-Jährige steht enorm unter Stress und sobald auch nur die kleinste Sache schiefläuft, sieht sie schwarz und hält sich für unfähig. Nach einem langen Arbeitstag ist sie mit den Nerven am Ende. Am Telefon klagt sie ihrer besten Freundin ihr Leid: „Ich habe schon wieder nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Dann habe ich noch eine Rezeptur vermasselt und die Kundin mit dem entzündeten Mückenstich hätte ich auch besser beraten können. Ich hab‘ mal wieder völlig versagt!“ Und was macht eine gute Freundin? Trost spenden und verständig darauf hinweisen, dass all das nicht ganz so schlimm ist, wie es sich anfühlt. Larissa fühlt sich ein wenig erleichtert, auch wenn sie schon jetzt weiß: Dass sie so streng mit sich selbst ins Gericht geht, wird ihr wieder passieren…

Kommen dir solch harte und selbstkritischen Aussagen über dich selbst bekannt vor? Sei es, dass du sie laut ausgesprochen hast oder nur als Gedanke? Für Menschen mit perfektionistischer Denkweise sind solche Selbst-Vorhaltungen typisch.

Hinter dem Denkmuster verstecken sich übertrieben hohe, teils unrealistische, stark leistungsorientierte Ansprüche an sich oder andere. Einerseits befähigt das dazu, Großes zu erreichen, andererseits erzeugt Perfektionismus jede Menge Druck, Stress, Versagensängste und Schuldgefühle. Das schadet dem mentalen Wohlbefinden und Selbstwertgefühl massiv.

Was genau bedeutet Perfektionismus und welche Ursachen hat er?

Perfektionisten haben extrem hohe Ansprüche an sich selbst – sie wollen eben alles perfekt erledigen, auf jeden Fall aber fehlerfrei, denn Fehler bedeuten Scheitern. Schon ehe etwas passiert ist, malen sich Perfektionisten im Kopf selbstquälerisch worst-case-Szenarien aus. Doch warum ist das so, warum akzeptieren Perfektionisten nicht, dass Fehler zum Leben dazu gehören?

Ursachen für Perfektionismus gibt es viele, denn jeder Mensch tickt individuell und neigt auch nicht immer in allen Lebensbereichen zu Perfektionismus. Dennoch lassen sich einige besonders häufige Gründe für perfektionistische Tendenzen finden:

  • Vernachlässigung durch die Eltern
  • Nachahmung der Eltern
  • Überfürsorgliche „Helikopter-Eltern“
  • Hohe Erwartungshaltung der Familie
  • Hohe gesellschaftliche Erwartungen und Leistungsdruck

 

Welche Gefahren lauern durch Perfektionismus?

Perfektionistisches Denken ist anstrengend und belastend, denn in den Köpfen von Betroffenen ist es praktisch durchgehend am „Rattern“. Mal davon abgesehen, dass Menschen wie Larissa nicht ungezwungen im Moment leben und das Schöne genießen können, sondern sich schon übers Morgen sorgen, kann es eine Reihe schlimmerer Auswirkungen mit sich bringen:

  • Burn-Out
  • Deprssion
  • Soziale Ängste
  • Essstörungen
  • Gefühl nicht gut genug zu sein

 

Was kannst du gegen perfektionistisches Denken tun?

  • Lerne Grenzen zu setzen: Nimm dir mal bewusst Auszeiten, lerne abzuschalten und dass es in Ordnung ist, auch mal nichts zu tun, sobald du dich ausgelaugt fühlst.
  • Belohne dich und erkenne Erfolgserlebnisse an: Wenn etwas gut gelaufen ist, belohne dich dafür mit einer Kleinigkeit und führe dir selbst vor Augen, dass du etwas Gutes geschafft hast.
  • Lebe mal im Moment: Du musst und kannst nicht alles schaffen und dazu noch perfekt machen. Auch du hast dir Pausen verdient, darfst Fehler machen und aus diesen lernen, da dies absolut menschlich ist!
  • Hetz dich nicht: Der Druck von außen ist schon hoch genug, deshalb musst du nicht noch eine Schüppe drauflegen. Zwar ist es gut, ambitioniert zu sein und an seinen Zielen zu arbeiten, jedoch nicht bis zur Überforderung. Das Stichwort lautet Balance.
  • Perspektivwechsel: Was würdest du einem Freund raten, wenn er an deiner Stelle wäre? Wärst du genau so hart wie zu dir selbst und würdest ihn für einen Versager halten, sobald er einen Fehler macht? Vermutlich nicht – du würdest ihm stattdessen verständnisvoll begegnen, ihn in seinen positiven Eigenschaften bestärken und seine Erfolge betonen.
  • Selbstvertrauen aufbauen: Ein stabiles Grundgerüst ist das Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten, denn das bringt niemanden so leicht ins Wanken! Tu Dinge, die dir guttun, lerne aus deiner Komfortzone auszubrechen und sei dir selbst ein guter Freund!

 

Niemand ist fehlerfrei

Versuche die Tipps in deinen Alltag zu integrieren und erinnere dich daran, dass nichts und niemand fehlerfrei ist. Natürlich geht es jetzt nicht darum, bewusst Fehler zuzulassen, noch dazu schwere. Wichtig ist aber, aus Fehlern und Malheurs zu lernen, wenn sie geschehen. Und Hand aufs Herz - perfekt ist doch auch langweilig!

Auch Larissa will künftig darauf achten, nicht gleich den Teufel an die Wand zu malen, wenn mal etwas schiefgelaufen ist. Stattdessen will sie daran arbeiten, sich nicht zu stark auf die vergleichsweise seltenen Misserfolge zu konzentrieren und stattdessen genießen, was gut geklappt hat.  

AMIRA glaubt: Larissa packt das. Aber was ist eigentlich mit dir? Neigst auch du zu Perfektionismus und zerbrichst dir den Kopf über alles Negative? Dann dreh den Spieß jetzt doch mal um: Was ist in letzter Zeit gut gelaufen? Worauf bist du stolz und worüber freust du dich?