Lästig und schmerzhaft – Pilzinfektion im Ohr
Klagen unsere Kund:innen über Juckreiz und ein unangenehmes Gefühl im Ohr, sollten wir hellhörig werden. Denn dahinter kann eine Pilzinfektion (Otomykose) stecken, die unverzüglich fachärztlich behandelt werden sollte.
Pilzsporen befinden sich überall in unserer Umgebung, in der Luft, auf Böden, in der Natur und auch auf unserer Haut. Normalerweise werden unsere Ohren durch das körpereigene Ohrenschmalz (Cerrumen) vor Erregern wie Pilze oder Bakterien geschützt. Aber unter bestimmten Bedingungen funktioniert dieser Mechanismus nicht ausreichend und es kommt zu einer Infektion. Meist sind Bakterien die Übeltäter. Manchmal können aber auch Schimmel- oder Hefepilze verantwortlich sein, z. B. Aspergillus niger oder flavus, andida albicans oder parapsilosis und in sehr seltenen Fällen auch das Virus Herpes zoster (Zoster oticus).
Zu den Risikofaktoren gehören anatomische Besonderheiten wie ein enger Gehörgang, Fremdkörper im Gehörgang wie Hörgeräte oder In-Ear-Kopfhörer, Hautläsionen, Mazeration durch lange Feuchtigkeitseinwirkung beim Schwimmen oder Tauchen, oder auch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus. Auch nach einer vorangegangenen Antibiotikatherapie nach bakterieller Mittelohrentzündung haben Pilze ein leichteres Spiel.
Welche Symptome treten auf?
Symptome einer Otomykose sind zunächst ähnlich wie bei einer bakteriellen Gehörgangsentzündung. Das Ohr kann jucken und/oder schmerzen, vor allem wenn das Ohr nach oben gezogen oder auf die äußere Ohrmuschel gedrückt wird. Auch ein Nässen oder ein unangenehmer Geruch kann vorkommen. Kommt noch eine Schwellung des Gehörgangs hinzu, kann auch das Hörvermögen beeinträchtigt werden.
Tritt innerhalb von zwei Tagen keine Besserung ein oder falls weitere Symptome wie Fieber oder Schwindel hinzukommen, so ist unverzüglich ein HNO-Arzt bzw. eine HNO-Ärztin aufzusuchen. In der Regel ist eine Otomykose gut behandelbar, in seltenen Fällen kann sich die Infektion aber ins Mittel- oder Innenohr ausbreiten und dann zu schwerwiegenden und irreversiblen Hörschäden führen.
Wie wird das behandelt?
Wurde die Diagnose Otomykose gestellt, so kommen meist Breitbandantimykotika zum Einsatz. Hier werden die Wirkstoffe Bifonazol (z. B. Bifon® 2% Lösung von Dermapharm), Ciclopirox (z. B. Selergo® 1% Lösung oder Ciclopoli® Lösung von Almirall Hermal) oder Miconazol (z. B. Micotar® Lösung von Dermapharm oder Miconazol acis® Lösung von acis) verordnet, die wie normale Ohrentropfen in den äußeren Gehörgang eingetropft werden. Dazu liegt man auf einer Seite mit dem erkrankten Ohr nach oben. Ist die Dosis appliziert, sollte mehrfach sanft an der Ohrmuschel gezogen werden, damit sich die Lösung gut verteilt. Anschließend sollte der/die Betroffene für circa fünf Minuten liegen bleiben, damit eine ausreichende Einwirkzeit sichergestellt ist. Wichtig ist auch, dass ausreichend lange (circa zwei 2 Wochen) behandelt wird, um ein Wiederaufflammen der Infektion zu verhindern. Vorsicht ist geboten bei Trommelfelldefekten, da einige Wirkstoffe bzw. Substanzen, die in Ohrentropfen enthalten sind, ototoxisch wirken können.
Manchmal legt der HNO-Arzt bzw. die HNO-Ärztin auch Mullstreifen, die mit antimykotischen Substanzen getränkt sind, direkt in den Gehörgang ein, die dann mehrere Tage dort verbleiben.
Wie kann man vorbeugen?
Nach längeren Aufenthalten im Wasser, sollte sichergestellt werden, dass der Gehörgang gut trocknet. Sogenannte Taucherohrentropfen, die Essigsäure und einen hohen Alkoholanteil enthalten (z. B. Ehmsche Lösung, Normison® Spray von bene oder Normison® Tropfen von sigmapharm, Dolphiner® Ohrenspray von Biobridge) lassen den Gehörgang schneller durch Verdunstung trocknen und säuern das Hautmilieu an, sodass eine Infektion verhindert wird. Die Ohrenstöpsel ClearEars® von Cirrus trocknen ebenfalls schonend den Gehörgang. Nach dem Duschen oder Baden kann auch kurz ein Haarföhn auf das Ohr gehalten werden.
Vorsicht ist geboten bei Wattestäbchen und anderen Instrumenten zur Ohrreinigung. Durch unsachgemäße Entfernung von Ohrenschmalz können kleine Verletzungen entstehen, die wiederum Eintrittspforten für Infektionen darstellen. Zu Hause sollte Ohrenschmalz am besten mit einem Handtuch von der äußeren Ohrmuschel gewischt werden. Wer zu vermehrter Ohrenschmalzproduktion neigt, sollte diese regelmäßig fachärztlich entfernen lassen.
Durch dauerhaftes Tragen von Hörgeräten, In-Ear-Kopfhörern oder Headsets wird der Gehörgang nicht ausreichend belüftet, sodass ein ungesundes Klima entsteht und Keime sich vermehren können. Daher sollten diese Devices nicht dauerhaft getragen und den Ohren immer wieder eine Pause gegönnt werden. Sowohl die Geräte als auch die dazugehörigen Cases sollten regelmäßig mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Auch sollten sie nur immer von einer Person getragen werden, da es sonst bei Infektionen schnell zu einer Ansteckung auf andere kommen kann.