Pflanzliche Hilfe bei Prostatabeschwerden

Bei älteren Männern verursacht die Prostata oft Probleme beim Wasserlassen. Was können wir empfehlen, wenn wir in der Apotheke die ersten Ansprechpartner sind?

Kleine Drüse mit großer Wirkung

Die walnussgroße Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, liegt bei Männern im Becken direkt unter der Harnblase. Sie gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Die Prostata umschließt die Harnröhre und produziert eine Flüssigkeit, die Teil des Samenergusses ist. Diese soll die Spermien schützen und ernähren.

Ab ungefähr dem 30. Lebensjahr beginnt sie, sich aus bis jetzt ungeklärten Ursachen zu vergrößern. Durch diese gutartige Gewebezunahme (lat. Benigne Prostatahyperplasie, kurz BPH) wird die Harnröhre verengt und es entstehen um das 50. Lebensjahr herum unangenehme Symptome wie erhöhte Miktionsfrequenz, häufiges nächtliches Wasserlassen, Harndrang und erschwerte Miktion mit Restharnbildung. 80 Prozent der über 80-jährigen sind von diesen Beschwerden betroffen, sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Mannes. Sie sollten zunächst immer ärztlich abgeklärt werden, um ernstere Ursachen, wie Krebserkrankungen, abzuklären. 

Bei starken Beschwerden wird ärztlicherseits eine adäquate Therapie veranlasst, die aus der Gabe von α1-Rezeptor-Blockern, Phosphodiesterase-5-Hemmern, 5-alpha-Reduktase-Inhibitoren oder Muskarin-Rezeptor-Antagonisten besteht, in besonders schweren Fällen kann auch eine Operation nötig sein. Bei leichten Beschwerden und eher geringem Leidensdruck kann unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle auch abgewartet werden („watchful waiting“). 

Änderungen im Lebensstil können helfen

Neben diesen Maßnahmen ist auch eine Kombination aus Lebensstiländerungen und Phytotherapie gut verträglich und auch wirksam. So ist es wichtig, über den Tag verteilt ausreichend zu trinken, vor allem wenn man durstig ist. Dennoch sollte die Gesamtmenge 1,5 Liter nicht überschreiten und es sollte weniger getrunken werden, wenn man länger nicht zur Toilette gehen kann. Entwässernde oder harntreibende Getränke wie Kaffee, schwarzer, grüner Tee (allgemein koffeinhaltige Getränke) oder Alkohol sollten vermieden oder nur sehr maßvoll genossen werden.

Nach dem Urinieren sollten Betroffene kurz abwarten und dann erneut versuchen, Wasser zu lassen. So wird das Risiko einer Restharnbildung reduziert. Es kann auch helfen, die Harnröhre auszustreichen. Ein sogenanntes Blasentraining erhöht die Speicherkapazität der Blase. Dazu sollte die Blase nicht sofort bei einsetzendem Harndrang entleert werden. Es ist besser, den Toilettengang etwas hinauszuzögern.

Außerdem sollte der aktuelle Medikationsplan zusammen mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin „durchgecheckt“ werden, damit eventuell entwässernde Medikamente wie Diuretika, Spasmolytika, Antidepressiva oder Antiallergika durch andere Therapieoptionen ersetzt werden können. Ob im Medikationsplan versteckte Gefahren lauern, kann man auch gut in der Apotheke überprüfen lassen. Diese pharmazeutische Dienstleistung sollten wir im Beratungsgespräch aktiv anbieten.

Phytotherapeutika bei Prostataproblemen

In bisherigen klinischen Studien haben sich pflanzliche Arzneimittel als nebenwirkungsarm und gut verträglich erwiesen. Sie können daher bei milden Formen des benignen Prostatasyndroms zur Behandlung der Symptome prinzipiell empfohlen werden. Sägepalmenextrakte, auch Sabalextrakte genannt, enthalten β-Sitosterin, sowie Polysaccharide, Triterpene, Flavonoide und Carotinoide und wirken entzündungshemmend sowie antiandrogen. Sie bewirken eine Hemmung verschiedener Iso-Enzyme der 5-alpha-Reduktase und eine Beeinflussung der glatten Muskulatur im Bereich von Prostata und Detrusor.  

Extrakte aus der Brennnesselwurzel enthalten ein spezifisch aufgebautes Lectin sowie Polysaccharide, Steroide, Lignane und Lipide. Sie wirken entzündungshemmend und antiproliferativ, außerdem wird die Bindungskapazität des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG) reduziert und die Bindung von Dihydrotestosteron an den zytosolischen Androgen-Rezeptor der Prostata gehemmt. Gerade in Kombination mit Sägepalmenextrakten konnte eine vergleichbare Wirkung zu Tamsulosin gezeigt werden.

Die Samen vom weichschaligen steirischen Ölkürbis dienen der Gewinnung von Kürbiskernextrakten, die neben dem fetten Öl auch etwa 1% Steroide (Δ5- und Δ7-Sterole und deren Glucoside) enthalten, von denen insbesondere die Δ7-Sterole auf Grund ihrer Ähnlichkeit mit Androgenen als relevant für mögliche pharmakologische Effekte angesehen werden. In Studien ergaben sich entzündungshemmende und anti-oxidative Effekte sowie eine Beeinflussung der 5-alpha-Reduktase und eine Reduktion des Volumens der Prostata. 

Traditionell eingesetzt bei Miktionsbeschwerden im Rahmen einer BPH werden auch Extrakte aus Gräserpollen (meist eine Kombination aus Roggenpollen, Timothy-Gras- und Maispollen). Diese Extrakte enthalten unter anderem Phytosterole und Flavonoide und zeigen je nach Herkunft und Wachstumsbedingungen eine andere Zusammensetzung. Sie wirken hauptsächlich entzündungshemmend.

Bis heute ist noch unklar, welcher der vielfältigen Inhaltsstoffe der Phytopharmaka für deren Wirkung verantwortlich ist, vermutet wird, dass β-Sitosterol eine wichtige Rolle spielt. Phytopharmaka können die Miktionsbeschwerden, die durch die BPH verursacht werden, reduzieren. Darüber hinaus stärken sie die Blasenmuskulatur, was sich bei Betroffenen durch einen stärkeren Harnstrahl bemerkbar macht. Es sollte aber deutlich gemacht werden, dass es sich hierbei um eine rein symptomatische Therapie handelt und keine Reduktion des Prostatavolumens zu erwarten ist.

Was gibt es in der Apotheke?

Beispielsweise enthält Prostagutt® uno 320mg von Dr. Willmar Schwabe Sägepalmemextrakt, das über einen längeren Zeitraum einmal täglich eingenommen werden sollte. In den Prostess® Uno Weichkapseln von TAD Pharma und in Prosta Urgenin® Uno Madaus von Viatris sind ebenfalls jeweils 320 mg Sägepalmenextrakt enthalten. Eine Kombination aus Sägepalme und Brennnesselwurzel ist in Prostagutt®duo 160/120mg (Dr. Willmar Schwabe) enthalten. Hier wird zweimal täglich eine Kapsel eingenommen.

Granufink® Prosta forte von Perrigo enthält einen Kürbissamen-Dickextrakt. Die Dosis ist zweimal täglich eine Kapsel. In Granufink® Prosta plus Sabal von Perrigo ist neben Kürbis auch noch Sägepalme enthalten. Hier sollte dreimal täglich eine Kapsel eingenommen werden. Natuprosta® von Rodisma-med Pharma weisen 600 mg Brennnesselwurzelextrakt auf, täglich ist eine Filmtablette einzunehmen. 460 mg Brennnesselwurzelextrakt sind in utk uno® Filmtabletten B von TAD Pharma enthalten. Diese werden einmal täglich genommen. In Pollstimol® von Strathmann steckt ein Gräserpollenextraktgemisch aus Roggen, Timothy-Gras und Mais, bis zu dreimal täglich können zwei Hartkapseln genommen werden.