Wochenrückblick: Fälscherbande geschnappt, auf TikTok läuft mal wieder Quatsch, deutsche Pharma-Hersteller warnen vor Trump-Sanktionen
Diese und weitere Themen zeigen: Es war mal wieder viel los in der vergangenen Woche. Unsere Zusammenfassung verschafft euch einen Überblick.
Europol: Großrazzia gegen Handel mit gefälschten Medikamenten
In einer europaweiten Aktion haben Ermittler 418 Verdächtige festgenommen, die mit gefälschten und verbotenen Medikamenten handelten. Bei der von Europol koordinierten Operation in 30 Ländern wurden über 400.000 Packungen illegaler Pharmaprodukte im Wert von elf Millionen Euro beschlagnahmt.
Die von April bis November 2024 durchgeführte Aktion untersuchte 52 kriminelle Netzwerke. Das beschlagnahmte Sortiment umfasste Schmerzmittel, Krebspräparate, Dopingsubstanzen, Hormone und Psychopharmaka sowie Lifestyle-Medikamente. Die meist online vertriebenen Fälschungen stellen laut Europol eine wachsende Bedrohung für Gesundheit und Sicherheit dar.
„Abnehmspritzen“ verursachen Probleme bei der Anwendung
Apotheken melden zunehmend Probleme mit Tirzepatid-Pens, wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) mitteilt. Vor allem die vierte Dosis sei oft nicht entnehmbar oder das Dosierrad blockiere. Ursache könne fehlerhaftes Entlüften sein, wodurch der Pen vorzeitig arretiere. Zudem fehle ein Hinweis, dass das Medikament auf Raumtemperatur gebracht werden solle. Auch eine klarere Skalierung und eine bessere Dokumentationshilfe seien wünschenswert. Die AMK fordert daher Anpassungen vom Hersteller, um die sichere Anwendung zu erleichtern und Apotheken bei der Aufklärung zu entlasten.
Gefährliche Paracetamol-Challenge
Auf der besonders von der jüngeren Generation genutzten Plattform TikTok trendet seit Wochen die „Paracetamol-Challenge“, bei der Jugendliche sich gegenseitig herausfordern, hohe Dosen des Schmerzmittels Paracetamol einzunehmen. Die Essener Apothekerin Janet Olgemöller weist auf die lebensbedrohlichen Risiken dieser Challenge hin, da eine Überdosierung zu schweren Leberschäden und sogar zum Tod führen kann. Eltern und Erziehungsberechtigte werden aufgefordert, mit ihren Kindern über die Gefahren solcher Trends zu sprechen und wachsam zu sein.
AMIRA fragt: Wie verrückt können die Kids eigentlich sein? Hast du einen Vorschlag, wie man derartigen Quatsch verhindern kann bzw. schnell wieder in den Griff bekommt? Her damit!
Niederlande: Scannen wird erstattet
Apotheken in den Niederlanden werden neuerdings die Kosten erstattet, die ihnen durch die Umsetzung der europäischen Fälschungsschutzrichtlinie entstehen. Seit 2019 müssen Apotheken den Data-Matrix-Code jeder verschreibungspflichtigen Packung scannen, um deren Echtheit zu überprüfen. Dieser Prozess kann zusätzlichen Aufwand verursachen, insbesondere wenn die Software die Packung nicht erkennt oder ein Alarm ausgelöst wird. In den Niederlanden haben sich verschiedene Apothekenorganisationen erfolgreich für eine Erstattung dieser Kosten eingesetzt, die zwischen 0,02 und 0,03 Euro pro Scan liegen und jährlich etwa 1600 Euro für die Technik betragen. In Deutschland hingegen gibt es bisher keine Entschädigung für diesen Mehraufwand.
Hausarztgesetz: Mehr Anreize für bessere Versorgung
Kurz vor der Wahl hat der Bundestag ein neues Gesetz zur Stärkung der Hausarztversorgung beschlossen. Es soll den Beruf attraktiver machen, insbesondere in ländlichen Regionen und strukturschwachen Stadtteilen. Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht, dass es künftig einfacher wird, einen Termin beim Hausarzt zu bekommen – vor allem für gesetzlich Versicherte.
Wichtige Maßnahmen:
Höhere Vergütung: Hausärzte erhalten künftig für jede erbrachte Leistung eine Vergütung, ohne Budgetgrenzen. Dies soll Anreize schaffen, mehr Patienten aufzunehmen.
Neue Pauschalen: Praxen bekommen eine Versorgungspauschale für Patienten mit leichten chronischen Erkrankungen, um unnötige Quartalstermine zu vermeiden. Zudem gibt es eine Vorhaltepauschale für Praxen mit besonderen Leistungen wie Hausbesuchen.
Stärkere „Lotsenfunktion“: Hausärzte sollen durch weniger Bürokratie ihre Patienten besser betreuen und Facharzttermine gezielter steuern.
Zusätzlich wurde die Altersgrenze für die „Pille danach“ auf Kassenkosten nach sexueller Gewalt aufgehoben. Damit soll der Zugang zu Notfallverhütung erleichtert werden.
AMIRA fragt: Könnte die Aufhebung der Budgetgrenzen zu mehr Umsatz in der Apotheke führen? Was meint ihr?
Pharmabranche warnt vor Handelskonflikt mit den USA
Ein Handelskonflikt zwischen der EU und den USA unter einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump könnte die deutsche Pharmabranche schwer treffen und die Gesundheitsversorgung beeinträchtigen. Dies geht aus einer Analyse des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hervor.
Die USA sind der größte Exportmarkt für die deutsche Pharmaindustrie: 2023 gingen Medikamente im Wert von 26 Milliarden Euro dorthin – mehr als in jede andere Branche, inklusive Maschinenbau und Automobilindustrie. Besonders stark betroffen wäre der Export von Impfstoffen. Gleichzeitig bezieht Deutschland wichtige pharmazeutische Vorprodukte aus den USA, darunter chemische Grundstoffe.
Sollte es zu Handelsstreitigkeiten kommen, könnten Zölle und Exportrestriktionen die Preise für Vorprodukte in die Höhe treiben oder Lieferengpässe verursachen. Dies könnte die Medikamentenproduktion gefährden und Arbeitsplätze in der Branche bedrohen. Der VFA verweist auf Lieferprobleme während der Corona-Pandemie, als die USA einen Exportstopp für wichtige Impfstoffbestandteile verhängten.
Donald Trump hat angekündigt, Importzölle für europäische Waren auf 10 bis 20 Prozent anzuheben. Ökonomen befürchten, dass dies zu Vergeltungsmaßnahmen der EU führen könnte, mit weitreichenden Folgen für die deutsche Wirtschaft. Besonders die Pharmaindustrie wäre laut VFA stark betroffen. Daher müsse Europa einen Handelskonflikt mit den USA unbedingt vermeiden.
Alzheimer-Therapie in der EU weiter ohne Zulassung
Die Zulassung des Antikörpers Lecanemab zur Behandlung früher Alzheimer-Stadien verzögert sich in der EU. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) muss auf Anweisung der EU-Kommission weitere wissenschaftliche Fragen klären. Ein Zeitplan für die Entscheidung wurde nicht genannt.
Lecanemab, in den USA bereits als Leqembi zugelassen, entfernt das Protein beta-Amyloid aus dem Gehirn und soll das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Die Therapie wird nur für Patienten im frühen Stadium empfohlen. In Deutschland sind rund eine Million Menschen von Alzheimer betroffen.
Tierliebe mit Folgen: Arzt operiert eigene Katze – nun droht Ärger
Ein italienischer Arzt wollte seiner schwer verletzten Katze das Leben retten und operierte sie kurzerhand in einem öffentlichen Krankenhaus. Der ungewöhnliche Eingriff brachte ihm nun eine Anzeige wegen Verschwendung öffentlicher Gelder ein.
Die Gesundheitsbehörde wirft ihm vor, Klinikressourcen für ein Tier zweckentfremdet zu haben. Der Arzt betont, er habe den Eingriff spätabends durchgeführt, ohne Patienten zu benachteiligen. Trotz der Ermittlungen bereut er nichts – und bietet an, die entstandenen Kosten zu übernehmen.
AMIRA will von euch wissen: Kann man dem Manne mildernde Umstände zugestehen oder hat er etwas echt Verwerfliches getan. Was meint ihr?