Ostern – da steckt mehr drin als zwei freie Tage

Ostern hat überraschende Parallelen zu unserer Arbeit in der Offizin, findet die Apothekenspitzelin. Glaubst du nicht? Dann lies mal...

Während die Konsumwelt das Osterfest mit bunten Eiern, Schokohasen und grünen Holzwolle-Nestern begeht, frage ich mich manchmal, ob zwischen all dem Treiben und unserem hektischen Alltag hinter dem HV-Tisch irgendwelche Verbindungen bestehen. Du hast dich das noch nicht gefragt? Kein Beinbruch, denn die Parallelen fallen einem nicht direkt vor die Füße. Man muss sie entdecken wollen. Und wir wollen doch, oder? Ich habe ein bisschen recherchiert… 

Vom Dunkel ins Licht – mehr als nur eine religiöse Metapher 

Die Ostergeschichte erzählt von Wandlung, von Überwindung und letztendlich von einer Auferstehung. Denken wir einmal darüber nach: Ist nicht jede Genesung eines Patienten, oder zumindest die Besserung seines Zustandes, eine kleine Auferstehung? Ist nicht jede gelinderte Schmerzsymptomatik ein Stück zurückgewonnenes Leben? Ob bei der sorgfältigen Rezepturherstellung oder in der einfühlsamen Beratung – wir tragen dazu bei, dass Menschen aus dem Dunkel ihrer Beschwerden wieder ans Licht treten können. Klappt nicht immer, weiß ich doch! Aber so ein Gedanke gibt einem vielleicht ein wenig Kraft, den stressigen Alltag besser zu bewältigen.  

Die Galenik – eine österliche Wissenschaft 

Besonders faszinierend wird die Parallele, wenn man die pharmazeutische Herstellung betrachtet. Denn in der Rezeptur arbeiten wir schließlich an einer Art Transformation: Aus einzelnen, für sich genommen manchmal wirkungslosen oder gar schädlichen Substanzen entsteht durch unser Wissen und unsere Fertigkeiten ein heilsames Präparat. Die Grundstoffe durchlaufen eine Metamorphose, und die – traraaa! – ist dem Ei, das seit Jahrtausenden als Ostersymbol für Neubeginn und Fruchtbarkeit steht, gar nicht mal so unähnlich. Denn bei dem Ostersymbol schlechthin bricht aus der scheinbar leblosen Schale letztlich neues Leben hervor (es sei denn, wir verzehren es vorher…). Wo ist jetzt die Parallele? Hier: Aus Pulvern, Lösungen und Granulaten in unserem Labor entstehen Arzneimittel, die Leid lindern, Heilung bringen und Leben ermöglichen. 

Die drei Tage und die moderne Pharmazie 

Wenn man ganz tief eintaucht in die Symbolik, dann lassen sich die Osterfeiertage sogar rundum in Beziehung zu unserem Beruf setzen. Ist gewagt, aber ich versuch´s mal:   

Tag 1 – Karfreitag: Da geht es jemandem richtig schlecht, wir erkennen das Leid, wenn Patienten mit Beschwerden zu uns kommen. Und wer hat bei seiner Krankheit nicht schon einmal ans „Kreuz“ gedacht, dass getragen werden muss…? Wir nehmen uns Zeit, hören zu, analysieren. 

Tag 2 – Karsamstag: Das ist sozusagen die Zeit der pharmazeutischen Intervention. In der Grabeshöhle der Krankheit wirken unsere Arzneimittel im Verborgenen. Enzyme werden gehemmt, Rezeptoren blockiert, Stoffwechselwege neu justiert. Es ist die stille, aber entscheidende Phase der Heilung. 

Tag 3 – Ostersonntag: Der Moment der Genesung, wenn die Therapie anschlägt, die mancher Mensch als „Auferstehung“ erleben mag. Der Patient kehrt zurück, berichtet von Besserung, das Leben triumphiert über die Krankheit. 

Okay, das war jetzt etwas weit hergeholt, ich geb´s zu…😉 

Das Osterei im Molekül 

Sogar auf molekularer Ebene finden wir österliche Symbolik. Betrachten wir Arzneistoffvorstufen, die erst im Körper in ihre wirksame Form umgewandelt werden. Wie ein Ei, das sein Potential erst nach dem Knacken der Schale entfaltet, offenbaren diese Moleküle ihre heilende Kraft erst nach der Metabolisierung. 

Mit ein bisschen Phantasie können uns auch die Beta-Lactam-Antibiotika in ihrer chemischen Darstellung an ein kleines Ei erinnern, wegen der charakteristischen viergliedrigen Ringstruktur. Und wenn dieser Ring aufbricht, entfalten sie ihre bakterizide Wirkung. Ist das nicht eine voll ins Schwarze treffende pharmazeutische Parallele zum Osterei? Das muss ja auch geknackt werden, bevor es gegessen wird. 

Die Auferstehung der Apotheke 

Jetzt wäre es natürlich toll, wenn auch unser Berufsstand eine Art „Auferstehung“ erleben würde. Immerhin wandelt sich unsere Einrichtung von einer Abgabestelle für Fertigarzneimittel zum lokalen Gesundheitszentrum mit präventivem Charakter. Unser Wunsch ist dieser: Medikationsmanagement, pharmazeutische Dienstleistungen, Präventionsberatung und eine allgemein zunehmende und nicht von der Tageshektik erdrückte Beratungsqualität lassen die Apotheke in neuem Glanz erstrahlen. Und sorgen für eine Finanzierung, die mehr abwirft als das nackte Überleben. In diesem Gedanken steckt jede Menge Erneuerung und quasi auch eine Wiedergeburt drin – eine zutiefst österliche Empfindung.  Es kann allerdings sein, dass die neue Regierung uns mit diesen Vorstellungen auf Weihnachten vertröstet, das Fest des Wünschens. Und wahrscheinlich ist sogar, dass dann nicht von Weihnachten ´25 die Rede ist, sondern von irgendeinem in ferner Zukunft… 

Jeder Tag ein Osterfest? Ach was… 

Wenn ich also das nächste Mal einem Patienten ein Analgetikum verkaufe, denke ich vielleicht an die österliche Botschaft der Erlösung vom Leid. In der Rezeptursalbe sehe ich den symbolischen Akt der Transformation. Und wenn ein chronisch Kranker dank sorgfältiger Beratung seine Therapietreue verbessert und neue Lebensqualität gewinnt, dann habe ich Teil an einer kleinen Auferstehungsgeschichte mitten im beruflichen Alltag. 

Gut, diese kleinen Erfolgserlebnisse machen jetzt nicht gleich jeden Arbeitstag zum Osterfest. Den Charakter würden die Stunden in der Offizin wohl erst annehmen, wenn die neue Regierung zeitnah die Probleme unseres Berufes heilt. Dann könnte es mit der Auferstehung unserer Einrichtung etwas werden. Und, liebe neue Regierung, wisst ihr was? Es gibt eine gute Nachricht: Dafür braucht es nicht mal ein Wunder, nur Willen.  

In diesem Sinne: Frohe Ostern und viele erhebende Momente bei deiner wichtigen Arbeit!