Verhütung – bitte ohne Hormone

Kontrazeptiva wie Pillen, Verhütungsringe, -pflaster und Spiralen greifen in den weiblichen Hormonhaushalt ein und verhindern eine ungewollte Schwangerschaft. Welche hormonfreien Alternativen gibt es in Sachen Verhütung?

Verhütung – die Zeiten ändern sich (H3)

Eine sichere und zuverlässige Empfängnisverhütung ist sexuell aktiven Erwachsenen enorm wichtig. Dennoch sind gesundheitliche Aspekte und die Verträglichkeit entscheidender für die Wahl des Verhütungsmittels als noch vor einigen Jahren. Im Jahr 2023 hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA, heute Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit BIOEG) eine Wiederholungsbefragung zum Verhütungsverhalten Erwachsener durchgeführt und herausgefunden, dass Pille und Kondom zwar nach wie vor die beliebtesten Verhütungsmittel sind, aber dass hormonelle Verhütung zunehmend kritisch gesehen wird. 

Für mehr als die Hälfte aller Befragten ist das Kondom das Verhütungsmittel Nummer eins mit 53 Prozent (vgl. 2007: 36 Prozent). Die Pille verwendeten im Jahr 2023 nur noch 38 Prozent (vgl. Jahr 2007: 55 Prozent). Eine ablehnende Haltung hormoneller Verhütung nimmt in der gesamten sexuell aktiven Bevölkerung, aber vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen, zu. Zu den wichtigsten Faktoren bei der Wahl einer Verhütungsmethode zählen die Zuverlässigkeit, die einfache Anwendung und eine gute Verträglichkeit.

Hormonfreie Verhütungsmethoden im Überblick 

Spermizide Gele, Cremes oder Schaumzäpfchen 

Diese Produkte enthalten meist Zitronen- oder Milchsäure und beeinträchtigen die Beweglichkeit der Spermien. Produkte, die die spermiziden Wirkstoffe Nonoxynol oder Benzalkoniumchlorid enthalten, sind in Deutschland nicht mehr im Handel, aber wohl noch über das Internet erhältlich. Empfohlen wird die gleichzeitige kombinierte Anwendung mit einem Diaphragma oder einer Portiokappe. Die Gele oder Cremes greifen im Gegensatz zu den Schaumzäpfchen Latex nicht an.

Das Caya® Diaphragma Gel oder das Contragel® grün, beide von Kessel medintim, enthalten Milchsäure und sind nicht apothekenpflichtig. Der Pearl-Index wird von 3–21 angegeben, wobei der niedrige Wert immer in Kombination mit Portiokappe oder Diaphragma erzielt wurde und der hohe durch die alleinige Anwendung. Nach Anwendung der Produkte wird häufig ein vermehrter Ausfluss, sowie ein Brennen, Juckreiz und/oder die Schädigung der Vaginalflora wahrgenommen.

Diaphragma und Portiokappe

Beide gehören zu den Barrieremethoden und werden in die Scheide eingeführt und über den Muttermund gestülpt. Ein Diaphragma (z. B. Caya® Diaphragma von Kessel medintim) sieht aus wie eine Schale, besteht aus Silikon und muss vom Frauenarzt angepasst werden, da es zwei unterschiedliche Formen (oval und rund) sowie sieben verschiedene Größen (60–90mm) gibt. Der genaue Sitz ist wichtig für die Sicherheit. Portiokappen sind in Deutschland nicht mehr im Handel (in Österreich erhältlich: FemCap®). Sie ähneln einem großen Fingerhut und sind aus Latex oder Silikon gefertigt. Die sogenannte FemDisc® wirbt mit „blutungsfreiem Periodensex“, hat aber keine Zulassung zur Empfängnisverhütung.

Diaphragma oder Portiokappe sollte zwingend mit einem spermiziden Gel verwendet und frühestens zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr (GV) eingesetzt werden. Nach dem GV sollte es für mindestens acht Stunden und maximal zwölf Stunden in der Scheide belassen werden. Der Pearl-Index wird mit 6–20 angegeben. 

Kondom und Femidom 

Diese beiden Barrieremethoden schützen als einzige vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollter Schwangerschaft. Kondome sind nahezu überall verfügbar, preiswert und einfach zu beschaffen. Sie bestehen meist aus einer hauchdünnen Latexhülle, die über den erigierten Penis gezogen wird. Auch hier ist die richtige Passform entscheidend für die Funktion. Es sollte darauf geachtet werden, dass nur geprüfte Markenkondome mit CE-Siegel verwendet werden. Auch das Haltbarkeitsdatum ist von großer Bedeutung. Latexfreie Kondome sind nicht so reißfest und können leichter abrutschen. 

Bekannte Hersteller sind unter anderem durex®, Ritex® oder BillyBoy®. Der Pearl-Index liegt bei 2-12, wobei häufig Anwendungsfehler wie Beschädigung bei Entnahme (Fingernägel, Zähne, Schere), Mehrfachverwendung, Reißen beim Überziehen, falsches Aufsetzen oder Abrutschen vom nicht mehr erigierten Penis zu den hohen Werten führen.

(Quelle: iStock/Mukhina1)

Kondome schützen neben dem Femidom als einzige Barrieremethoden vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollter Schwangerschaft.


Das Femidom oder Frauenkondom (z. B. Passante Internal Condom, So Sexy Femidom oder Ormelle Female Condom) ist ein ca. 18 cm langer Schlauch aus dünnem Kunststoff mit zwei Ringen. Der obere Ring wird möglichst tief in die Scheide eingeführt, das offene Ende bleibt außerhalb und der äußere Ring liegt über den Schamlippen. So wird das Ejakulat aufgefangen und es bietet auch einen gewissen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Es sollte nicht gleichzeitig mit einem Kondom (für den Mann) benutzt werden. Ein fettfreies Gleitmittel auf Wasserbasis kann zusätzlich angewendet werden. Ein entstehendes Rascheln oder Knistergeräusch beim GV wird häufig als negativ empfunden. Der Pearl-Index liegt bei 5–25.

Symptothermale Methode 

Die symptothermale Methode nach Knaus-Ogino beruht auf den Tatsachen, dass kurz nach dem Eisprung die Körpertemperatur um 0,2 bis 0,5 Grad Celsius ansteigt und dass sich der Zervixschleim im Laufe des Zyklus in seiner Konsistenz verändert. So lassen sich die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau bestimmen. Die Temperatur sollte jeden Morgen, zur gleichen Zeit an gleicher Stelle (entweder Mund, Vagina oder After) mit einem speziellen Fieberthermometer, das zwei Nachkommastellen anzeigt, gemessen werden. Der Zervixschleim ist an den fruchtbaren Tagen dünnflüssig, klar und spinnbar und an den unfruchtbaren eher fest und weißlich. Diese Daten sollten über mehrere Zyklen gesammelt und ausgewertet werden, entweder in einem Kurvenblatt oder mittels App, Zyklustracker, oder Hormoncomputer.

Zu beachten ist, dass sexuelle Erregung oder bestimmte Medikamente die Beschaffenheit des Schleims verändern können. Außerdem sollte ein sehr diszipliniertes Leben mit ausreichend Schlaf und einem regelmäßigen Lebensstil geführt werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen. Nur dann ist die Methode sehr zuverlässig (Pearl-Index: 0,4–1,8, aber nur wenn an den fruchtbaren Tagen auf GV verzichtet wird). Viele verwenden diese Methode im umgekehrten Sinne, nämlich um schwanger zu werden. Dies funktioniert häufig gut.

Intrauterine Pessare (IUPs) 

Diese gehören zu den beliebtesten nicht hormonellen Verhütungsmethoden. Es gibt Kupferspiralen, Kupferketten, den Kupferball und auch Gold- oder Silberspiralen. Diese werden in der gynäkologischen Praxis in die Gebärmutter eingesetzt und verbleiben dort je nach Modell drei bis zehn Jahre. Sie geben kleine Mengen an Kupferionen (auch Gold- oder Silberspiralen) an die Gebärmutter ab, welche die Beweglichkeit der Spermien hemmen. Der Pearl-Index ist sehr niedrig (0,3–0,8). Das Einsetzen kann als schmerzhaft empfunden werden und häufig kommt es zu vaginalen Infektionen sowie zu stärkeren Periodenblutungen.

Sterilisation 

Eine sichere, aber mit Sicherheit dauerhafte Methode ist die Sterilisation. Es sollte definitiv kein Kinderwunsch mehr bestehen. Sowohl bei der Frau als auch beim Mann lässt sich der Eingriff, wenn überhaupt, nur sehr schwer rückgängig machen. Bei der Frau werden beide Eileiter meist unter Vollnarkose verödet, durchtrennt oder mit einem Clip verschlossen. Der Pearl-Index wird mit 0,2–0,3 angegeben. Beim Mann werden unter örtlicher Betäubung die Samenleiter im Bereich des Hodensacks durchtrennt. Hier liegt der Pearl-Index bei 0,1. Die Eingriffe gelten als risikoarm, dennoch können Wundheilungsstörungen, Blutungen oder Entzündungen auftreten.

Coitus interruptus 

Darunter versteht man Geschlechtsverkehr, der durch Zurückziehen oder Aufpassen unterbrochen wird. So soll verhindert werden, dass Sperma in die Scheide gelangt. Da aber schon in der Vorflüssigkeit (sog. Lusttropfen) lebende Spermien enthalten sein können, gilt diese Methode als äußerst unsicher. Der Pearl-Index liegt bei 4–18.

Fazit 

Welche Verhütungsmethode gewählt wird, bleibt jedem selbst überlassen. Sie muss an die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände angepasst werden. Egal ob hormonell oder nicht hormonell, es stehen verschiedene Methoden zur Verfügung und auch dazu können wir in der Apotheke vor Ort kompetent beraten.