Von A wie Ausland bis Z wie Zoll – Medikamente im Urlaub
Hitze, Zeitverschiebung oder Zoll – das Reisen mit Arzneimitteln bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Worauf bei der Mitnahme im Gepäck zu achten ist, erfährst du hier.
Ob Fernreise, Städtetrip oder Wanderurlaub: Wenn du Kunden berätst, die während ihrer Reise Medikamente einnehmen müssen, solltest du dich gut auf die Beratung vorbereiten, denn Arzneimittel befinden sich häufig genauso oft im Gepäck wie Reisepass und Zahnbürste. Trotzdem benötigen wir hier oft ein paar zusätzliche Überlegungen.
Lagerung und Haltbarkeit – Arzneimittel richtig verpacken
Damit die Medikamente während der Reise wirksam und sicher bleiben, gilt: Immer in der Originalverpackung transportieren – inklusive Beipackzettel! So können sie beispielsweise bei Grenzkontrollen eindeutig identifiziert werden. Außerdem schützt die Originalverpackung vor Licht, Feuchtigkeit, Verwechslung und mechanischen Schäden.
Besonderheit bei Insulin und anderen kühlpflichtigen Arzneimitteln gilt: Insulin darf nicht gefrieren, darf aber auch nicht über 30°C warm werden. Bei Flugreisen sollte man es niemals im aufgegebenen Gepäck transportieren, da es im Frachtraum sehr kalt werden kann. Im Handgepäck hingegen bleibt die Temperatur kontrollierbar. Für Reisen in heiße Länder empfiehlt sich eine passive Kühltasche (z. B. mit Kühlelementen oder Gelpacks). Es gibt auch spezielle Insulin-Kühltaschen, die über eine Verdunstungskühlung funktionieren und keine externe Stromquelle benötigen – ideal für unterwegs (z. B. Wellion Frigo med Kühltasche, PZN 08812631).
Tipp: Ersatzpens, Kanülen und ausreichend Teststreifen nicht vergessen – und lieber ein bisschen mehr als zu wenig einpacken.
Vor der Abreise sollte man bei allen Medikamenten das Verfallsdatum prüfen. Gerade bei Reisen in Gebiete mit eingeschränkter Versorgung ist es wichtig, dass man nur einwandfreie Arzneimittel mitnimmt.
Vorschriften & Dokumente – was bei BtM und Co. wichtig ist
Wenn man Medikamente mitnehmen muss, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen (z. B. bestimmte Schmerzmittel, Psychopharmaka, ADHS-Medikamente), braucht man besondere Unterlagen:
- Eine ärztliche Bescheinigung auf einem mehrsprachigen Formular (bei Reisen innerhalb des Schengen-Raums nach § 4 Abs. 1 BtMVV). Dieses kannst du dir hier herunterladen. Bei Reisen außerhalb der EU sollte diese Bescheinigung beglaubigt sein (z. B. von der Landesgesundheitsbehörde).
- Ein internationaler Medikamentenpass hilft bei der Identifikation der Arzneimittel – vor allem, wenn die Originalverpackung beschädigt wird oder verloren geht. Auch der ADAC (Allgemeiner Deutscher Automobil-Club) hat eine solche Liste veröffentlicht.
Gut zu wissen: In vielen Ländern darf man Medikamente nur in Mengen für den persönlichen Bedarf mitführen – meist für maximal drei bis sechs Monate. Außerdem sind manche Wirkstoffe in bestimmten Ländern verboten, obwohl sie in Deutschland zugelassen sind (z. B. Codein in Japan oder bestimmte Benzodiazepine in Singapur). Daher sollten rechtzeitig vor der Abreise die Einfuhrbestimmungen des Ziellandes, z. B. über die Botschaft oder das Auswärtige Amt geprüft werden.
Zeitverschiebung und Einnahmeschema – den Rhythmus im Blick behalten
Bei Reisen über mehrere Zeitzonen hinweg kann die Einnahmezeit von Medikamenten wie Insulin, oralen Antidiabetika, Antiepileptika oder Glukokortikoiden aus dem Takt geraten. Damit die Wirkung zuverlässig bleibt, empfiehlt sich:
- Ein Einnahmeplan mit Uhrzeit in heimischer Zeit und in Ortszeit.
- Eine schrittweise Anpassung der Einnahme über 1-2 Tage bei großen Zeitverschiebungen.
- Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt, um kritische Zeitfenster zu vermeiden.
Tipp: Es gibt Apps, die euch bei der Umrechnung der Einnahmezeiten helfen – besonders hilfreich bei mehreren Medikamenten.
Notfallset, Reiseapotheke und Vorsicht vor Fälschungen
Auch bei gut sortierter Apotheke im Reiseland lohnt sich ein individuelles Notfallset mit bewährten Medikamenten – besonders bei chronischen Erkrankungen oder Allergien. Dazu gehören:
- Schmerzmittel (z.B. Paracetamol oder Ibuprofen)
- Mittel gegen Durchfall, Übelkeit und Magenbeschwerden
- ein abschwellendes Nasenspray
- Verbandmaterial, Desinfektionsmittel, Insektenschutzmittel, bei Bedarf Blasenpflaster
- Gegebenenfalls Notfallmedikamente (z.B. Adrenalin-Autoinjektor, Asthma-Spray)
Medikamente sollten niemals auf Märkten oder in Ländern gekauft werden, in denen die Gefahr gefälschter Produkte besonders hoch ist – rate deiner Kundschaft daher im Zweifel zur Zurückhaltung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht regelmäßig Warnmeldungen zu gefälschten Medikamenten und informiert über betroffene Regionen.
Gut geplant reist es sich besser
Mit einer sorgfältigen Vorbereitung und der richtigen Dokumentation der Reise steht der Reise in der Regel nichts im Weg. Wichtig ist auf die korrekte Lagerung der Medikamente zu achten, rechtzeitig die gesetzlichen Vorschriften im Zielland zu prüfen und sicherzustellen, dass auch bei Zeitverschiebung oder im Notfall eine gute Versorgung möglich ist.