Wochenrückblick: Warken punktet mit Präsenz

Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger wird die neue Bundesgesundheitsministerin zum DAT kommen. Die EMA und das BKA warnen vor einer neuen Nebenwirkung und Rezeptfälschungen. Unser Wochenrückblick.

Laumann fordert mehr Verantwortung für Apotheken

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich für eine Reform des aktuellen Honorarsystems im Gesundheitswesen ausgesprochen. Ziel sei es, Arztpraxen zu entlasten und Apotheken stärker in die Patientenversorgung einzubinden. In einem Interview mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ kritisierte Laumann die Quartalsregelung für Dauermedikationen wie etwa bei Bluthochdruck: „Warum muss ein Patient, der seit Jahren das gleiche Medikament nimmt, jedes Quartal zum Arzt, um ein neues Rezept zu erhalten? Ein Jahresrezept wäre sinnvoll.“

Zugleich sprach sich der Minister dafür aus, Apotheken als erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem aufzuwerten. Auch Aufgaben wie das Blutdruckmessen könnten Apotheken übernehmen – eine Leistung, die laut Laumann bereits von den Krankenkassen vergütet werde. „Wir sollten den Heilberuf des Apothekers generell breiter denken“, so der CDU-Politiker. So könnten unnötige Arzt-Patienten-Kontakte reduziert werden.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) begrüßte die Vorschläge. Präsident Thomas Preis verwies auf das Anfang April veröffentlichte Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit den Apotheken“ und betonte, Apotheken seien als „niedrigschwelliger Erstkontakt“ prädestiniert für eine erweiterte Rolle im Gesundheitssystem.

Gesundheitsministerkonferenz berät über schnelle Stabilisierung von Apotheken

Die ABDA begrüßt darüber hinaus den angekündigten Willen der Gesundheitsministerkonferenz (GMK), die wirtschaftliche Lage der Apotheken zügig zu verbessern. Vor dem Treffen der Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder in Weimar, das am Mittwoch und Donnerstag stattfand, zeigte sich ABDA-Präsident Thomas Preis optimistisch, dass Bewegung in die langjährige Debatte um das Apothekenhonorar kommt.

„Die Ministerinnen und Minister haben die Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen für den Apothekenbereich weit oben auf ihrer Tagesordnung platziert – und genau da gehört dieses wichtige Thema auch hin“, erklärte Preis. Er sieht darin ein deutliches Signal, wie dringend Handlungsbedarf bei der wohnortnahen Arzneimittelversorgung besteht.

Die ABDA fordert seit Langem eine wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken. Das derzeitige Apothekenhonorar sei seit 2013 faktisch eingefroren. Dies habe maßgeblich zum Rückgang der Apothekenzahlen beigetragen – ein Trend, der laut Preis nur durch eine rasche Honoraranpassung und eine langfristige Dynamisierung gestoppt werden könne.

Neben der Apothekenvergütung stehen weitere gesundheits- und versorgungsrelevante Themen auf der Tagesordnung der GMK, darunter der Umgang mit Medizinalcannabis-Verschreibungen ohne persönliche ärztliche Erstkonsultation und der Ausbau pharmazeutischer Dienstleistungen.

Bundesgesundheitsministerin Warken eröffnet Deutschen Apothekertag 2025

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) wird den diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) persönlich eröffnen. Die Veranstaltung findet vom 16. bis 18. September im Congress Center Düsseldorf (CCD) statt. Warken wird zur Eröffnung am 16. September gegen 13 Uhr ein Grußwort an die rund 300 Delegierten der Landesapothekerkammern und -verbände sowie zahlreiche Ehrengäste richten.

Die ABDA begrüßt die Teilnahme der Ministerin ausdrücklich. „Bundesgesundheitsministerin Warken ist der Dialog mit den Akteuren im Gesundheitswesen wichtig – ganz besonders auch mit den Apothekerinnen und Apothekern“, sagte ABDA-Präsident Thomas Preis. Bereits kurz nach Warkens Amtsantritt habe ein erstes Gespräch über die Herausforderungen im Berufsstand und die Rolle der Apotheken im demografischen Wandel stattgefunden.

Mit der persönlichen Präsenz der Ministerin auf dem DAT setzt Warken ein deutliches Signal – im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Karl Lauterbach (SPD), der dem Berufsstand lediglich digitale Grußworte übermittelte und für vertiefte Gespräche kaum Zeit fand (oder finden wollte). Die Apothekerschaft wertet Warkens Besuch daher als Zeichen eines neuen, konstruktiveren Kommunikationsstils seitens des Bundesgesundheitsministeriums, den sie zu Beginn ihrer Amtszeit versprochen hatte.

Semaglutid: EMA warnt vor seltener Augenerkrankung als neue Nebenwirkung

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat entschieden, dass die Fachinformationen zu semaglutidhaltigen Präparaten wie Ozempic®, Wegovy® und Rybelsus® aktualisiert werden müssen. Hintergrund ist ein potenziell erhöhtes Risiko für die seltene Augenerkrankung NAION – die nicht arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie.

Wie der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) mitteilt, ergab eine umfassende Prüfung der verfügbaren klinischen und epidemiologischen Daten, dass Semaglutid bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes das Risiko für eine NAION verdoppeln kann. Laut PRAC entspricht dies einem zusätzlichen Fall pro 10.000 Behandlungsjahre.
NAION ist gekennzeichnet durch eine plötzlich einsetzende, meist einseitige Sehverschlechterung. Ursache ist eine Durchblutungsstörung des Sehnervs, die unbehandelt bis zum dauerhaften Sehverlust führen kann. Der genaue Mechanismus, wie Semaglutid zur Erkrankung beiträgt, ist bisher unklar – möglich ist eine Beeinflussung der Blutversorgung am Sehnervenkopf durch die Stimulation von GLP-1-Rezeptoren, deren Vorkommen dort nachgewiesen wurde.

Die EMA empfiehlt nun, NAION als sehr seltene Nebenwirkung in die Gebrauch- uns Fachinformationen der betroffenen Arzneimittel aufzunehmen. Zudem sollen Ärzt:innen und Patient:innen für entsprechende Symptome sensibilisiert werden: Bei plötzlichem Sehverlust oder rascher Verschlechterung des Sehvermögens sollte sofort augenärztlicher Rat eingeholt werden. Im Falle einer bestätigten NAION ist die Behandlung mit Semaglutid abzubrechen.

Bundesapothekerkammer warnt vor Online-Rezepten für Cannabis

Die Bundesapothekerkammer (BAK) schlägt Alarm: In einer in dieser Woche veröffentlichten Resolution warnt sie eindringlich vor dem zunehmenden Missbrauch digitaler Plattformen zur Beschaffung verschreibungspflichtiger Medikamente wie Medizinalcannabis – oft ohne persönliche ärztliche Konsultation.

„Die Versorgung der Menschen mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln darf nicht den kommerziellen Interessen digitaler Handelsplattformen unterworfen werden“, erklärte BAK-Präsident Dr. Armin Hoffmann. Besonders kritisch sei, dass Rezepte häufig nur auf Basis standardisierter Online-Fragebögen ausgestellt würden – ohne direkten Arzt-Patienten-Kontakt und mit „minimaler diagnostischer Tiefe“, so die BAK.

Die Resolution wurde einstimmig von den Präsidentinnen und Präsidenten der 17 Landesapothekerkammern verabschiedet. Sie kritisiert, dass ärztliche Verschreibungen zunehmend zu bloßen Bestellvorgängen verkommen. Dies unterlaufe den Zweck der Verschreibungspflicht und gefährde das Bewusstsein für eine medizinisch begründete Arzneimitteltherapie.

Die Bundesapothekerkammer ruft daher Politik und Aufsichtsbehörden zum Handeln auf: „Die Gesundheit der Patientinnen und Patienten muss durch eine konsequente Stärkung patientenorientierter, heilberuflicher Strukturen geschützt werden“, heißt es in der Resolution.

Mehr Rezeptfälschungen bei Abnehmspritzen

Die Zahl gefälschter Rezepte für Abnehmmittel wie Ozempic®, Wegovy® und Mounjaro® steigt bundesweit deutlich an. Das berichten das Bundeskriminalamt (BKA), das Landeskriminalamt Hannover und mehrere Polizeibehörden.

Allein in Niedersachsen seien im vergangenen Jahr mehrere Hundert Straftaten in diesem Zusammenhang erfasst worden. Auch in Bremen liefen bereits Ermittlungen. Grund für den Anstieg ist laut BKA die hohe Nachfrage, der begrenzte Zugang und der hohe Preis der Medikamente – ursprünglich für Typ-2-Diabetiker gedacht, inzwischen aber stark gefragt zur Gewichtsreduktion.

Apotheken stehen im Zentrum der Aufdeckung. Sie melden immer häufiger gefälschte Rezepte – oft erkennbar an untypischer Handschrift oder ungewöhnlichen Aufdrucken. Auch Medikamente mit Missbrauchspotenzial wie Wachstumshormone sind betroffen. Die Fälschungen werden laut Apothekerkammern jedoch zunehmend professioneller.

Die Polizei stuft die Fälle als Urkundenfälschung und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz ein. Wird ein gefälschtes Rezept entdeckt, darf das Medikament nicht abgegeben werden.