Sonnenschutz: Zwischen UV-Schutz und Umweltbewusstsein

Sonnenschutz ist Gesundheitsvorsorge und Umweltfrage zugleich. Hier findest du kompaktes Wissen für die Beratung in der Apotheke – von Filtertypen über Hautbedürfnisse bis hin zu Vitamin D und Nachhaltigkeit.

Sobald die ersten warmen Tage anbrechen und die Reisezeit näher rückt, steigt auch das Interesse der Kundschaft an gutem Sonnenschutz. PTA und Apotheker:innen sind oft die erste Anlaufstelle bei Fragen zu Sonnencreme, Sprays, Lotionen oder dem Umgang mit empfindlicher Haut. Umso wichtiger ist es, dass nicht nur Produktunterschiedn, sondern auch kompetent zu Anwendung, Wirksamkeit und möglichen Sorgen beraten wird.

Wie Sonnenschutzmittel wirken

UV-Strahlung, insbesondere UVB- und UVA-Strahlen, kann die Haut nachhaltig schädigen. Kurzfristig droht Sonnenbrand, langfristig erhöht sich das Risiko für vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs. Gute Sonnenschutzmittel reduzieren diese Risiken deutlich. Sie blockieren oder absorbieren UV-Strahlung und schützen damit die Haut. Je nach Art enthalten sie unterschiedliche Filter:

  • Chemische (organische) Filter dringen in die oberste Hautschicht ein und absorbieren die UV-Strahlung. Sie sind leicht aufzutragen und oft angenehm in der Anwendung.
  • Physikalische (mineralische) Filter reflektieren oder streuen das Licht wie kleine Spiegel. Sie liegen auf der Haut auf und sind besonders für empfindliche Haut oder Kinder geeignet. Nachteil: sie färben die Haut stärker weiß als die Produkte mit chemischem Filter.

 

Moderne Produkte kombinieren häufig beide Typen, um ein möglichst breites UV-Spektrum abzudecken.

Lichtschutzfaktor und Schutzbreite

Der Lichtschutzfaktor (LSF oder SPF) gibt an, wie viel länger die Haut der Sonne ausgesetzt werden kann, ohne zu verbrennen. Ein LSF 30 bedeutet z. B., dass der Eigenschutz der Haut um den Faktor 30 verlängert wird. Achtet bei der Beratung auch auf den Hinweis „breitbandiger Schutz“ oder „UVA-/UVB-Schutz“. Produkte mit UVA-Schutz sollten mit einem Symbol gekennzeichnet sein (UVA in einem Kreis).

Verschiedene galenische Formulierungen

Nicht jedes Produkt passt zu jeder Haut. Die Kundschaft sollte gezielt nach Hauttyp, Hautzustand und Vorlieben befragt werden.

  • Cremes eignen sich gut für trockene Hautstellen.
  • Lotionen sind universell einsetzbar und lassen sich gut verteilen.
  • Sprays sind praktisch, aber nicht immer gleichmäßig aufzutragen.
  • Gele sind für fettige oder unreine Haut geeignet.

 

Sonnenschutz für Kinder

Die Haut von Kindern ist besonders empfindlich gegen UV-Strahlung. Schon ein Sonnenbrand in der Kindheit kann das Risiko für Hautkrebs im Erwachsenenalter erhöhen. Daher gilt:

  • Hoher Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30, besser 50)
  • Mineralische Filter bevorzugen
  • Wasserfeste Produkte verwenden
  • Großzügig und regelmäßig nachcremen
  • Sonnenschutz mit Kleidung und Kopfbedeckung ergänzen
  • Wichtig für Eltern: Babys unter einem Jahr sollten nicht direkter Sonne ausgesetzt werden.

 

Sonnenschutz für Erwachsene

Auch bei Erwachsenen spielt der Hauttyp eine Rolle. Helle, empfindliche Haut braucht eher einen höheren LSF, dunklere Hauttypen vertragen oft mehr Sonne, sollten aber keinesfalls auf Schutz verzichten. Wichtig: Regelmäßiges Nachcremen nicht vergessen, vor allem nach dem Baden, Schwitzen oder Abtrocknen.

Sonnenschutz und Vitamin-D-Bildung

Ein wiederkehrendes Thema in der Beratung: Schadet Sonnenschutz der Vitamin-D-Versorgung? Tatsächlich blockieren Sonnenschutzmittel UVB-Strahlen, die für die Bildung von Vitamin D in der Haut notwendig sind. Aber: In der Praxis wird Sonnenschutz selten so lückenlos und dick aufgetragen wie in Studien. Meist bleibt genug UVB-Strahlung übrig, um weiterhin Vitamin D zu bilden. Studien zeigen, dass der normale Alltagsgebrauch keinen klinisch relevanten Mangel verursacht.

Falls die Kundschaft trotzdem besorgt ist, empfiehlt sich eine einfache Lösung: Den Vitamin-D-Spiegel überprüfen lassen und bei Bedarf supplementieren.

Sonnenschutz – Tipps für die Beratung

  • Frag gezielt nach Hauttyp, Alter, Hautkrankheiten, Allergien und Reiseplänen.
  • Erkläre die Unterschiede zwischen chemischen und physikalischen Filtern.
  • Achte auf wasserfeste Produkte für Sport, Meer oder Pool.

 

Wichtig: Weise auf die richtige Menge hin: circa 2 mg/cm² Haut (für den ganzen Körper etwa 30 bis 40 ml).

Sonnenschutzmittel sollten immer als letzter Schritt der Hautpflegeroutine aufgetragen werden – also nach Serum, Feuchtigkeitscreme oder medizinischen Pflegeprodukten. Das gilt auch für Cremes mit Wirkstoffen (z. B. gegen Akne oder Rosazea). Diese sollten zuerst vollständig einziehen, bevor der Sonnenschutz folgt. Hintergrund: Nur wenn das Sonnenschutzmittel die oberste Schicht bildet, kann es seine Schutzwirkung voll entfalten und gleichmäßig auf der Haut verbleiben.

Sonnencreme sollte immer 20 bis 30 Minuten vor dem Aufenthalt im Freien aufgetragen werden und ist auch im Schatten oder bei bewölktem Himmel sinnvoll.

Umweltaspekte: Riffschädliche Inhaltsstoffe und Mikroplastik

Neben Hautverträglichkeit und UV-Schutz interessieren sich immer mehr Menschen auch für die Umweltverträglichkeit von Sonnenschutzmitteln. Zwei zentrale Themen dabei sind rifftoxische UV-Filter und Mikroplastik.

  • Riffschädliche Stoffe: Einige chemische UV-Filter wie Oxybenzon (Benzophenon-3) und Octinoxat (Ethylhexyl Methoxycinnamate) stehen im Verdacht, Korallenbleiche zu verursachen und das marine Ökosystem negativ zu beeinflussen. Wenn umweltfreundliche Alternativen gesucht werden, können Produkte mit mineralischen Filtern wie beispielsweise Zinkoxid empfohlen werden.
  • Mikroplastik: Viele konventionelle Sonnenschutzprodukte enthalten synthetische Polymere, die als Verdickungsmittel, Filmbildner oder Emulgatoren eingesetzt werden. Diese gelten nicht als biologisch abbaubar und können über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Achte bei der Produktauswahl auf Hinweise wie „frei von Mikroplastik“ oder prüfe die INCI-Liste auf kritische Inhaltsstoffe (z. B. Acrylates Copolymer, Carbomer, Polyquaternium-...).

 

Gerade für reisende Kund:innen oder Menschen mit hohem Umweltbewusstsein kann diese Beratung ein entscheidender Faktor für die Kaufentscheidung sein.