Neue Arzneimittel, grüne Apotheke, erste Fern-OP der Welt

Novo Nordisk führt Ozempic® 1 mg als 8-Wochen-Pen ein, während Eurneffy® als neues Adrenalin-Nasenspray bei Anaphylaxie verfügbar ist. Weitere News zu Rückrufen und Nachhaltigkeit findet ihr in unserem Wochenrückblick.

Ozempic® 1 mg: Einführung des 8-Wochen-Pens zum 1. Juli

Novo Nordisk stellt zum 1. Juli 2025 den GLP-1-Rezeptoragonisten Ozempic® (Semaglutid) in der 1-mg-Erhaltungsdosis in Deutschland auf eine neue Packungsgröße um. Künftig wird ein 8-Wochen-Pen den bisherigen 4-Wochen-Pen ersetzen. Die Umstellung erfolgt bei gleichbleibender Dosierung (1 mg s.c. 1x wöchentlich), Anwendung und Handhabung. 
 
Die neue Darreichungsform enthält einen einzelnen Pen, der acht Wochen abdeckt (8 Dosen à 1 mg), im Vergleich zu den bisher drei Pens mit je vier Dosen. Laut Hersteller trägt dies zur Reduktion des Kunststoffverbrauchs bei und ist ein Schritt hin zu einer nachhaltigeren Versorgung. 
 

 
Der Preis des 8-Wochen-Pens verdoppelt sich proportional zur doppelten Wirkstoffmenge und Injektionsanzahl. Daraus ergeben sich keine Änderungen beim Preis pro Einzeldosis. Auch die Erstattungsfähigkeit sowie die Verordnungsmodalitäten bleiben unverändert. 
 
Mit der Umstellung erhält das Präparat die neue PZN: 19904158. Da sich weder die Applikationstechnik noch die Wirkstoffzusammensetzung oder das Dosierungsschema ändern, ist in der Beratung vor allem auf die geänderte Packungsgröße und die neue PZN hinzuweisen. Die Patienteninformation bleibt ansonsten identisch.


Adrenalin per Nasenspray: Neue Option zur Anaphylaxiebehandlung

Seit Kurzem ist mit Eurneffy® ein Adrenalin-haltiges Nasenspray zur Notfallbehandlung anaphylaktischer Reaktionen in Deutschland erhältlich. Es enthält 2 mg Adrenalin und ist zugelassen für Erwachsene und Kinder ab 30 kg Körpergewicht. Die Applikation erfolgt sofort bei den ersten Symptomen einer Typ-I-Allergie, z. B. durch Insektenstiche, Lebensmittel oder Medikamente. Bei fehlender Besserung oder erneutem Auftreten der Beschwerden kann eine zweite Dosis ins gleiche Nasenloch verabreicht werden. Da das Spray ein Einzeldosisbehälter ist, sollten Patient:innen stets zwei Sprays mitführen.

Die Anwendung erfolgt ohne Testsprühstoß: Der Sprühkopf wird ins Nasenloch eingeführt, bis Finger die Nase berühren, dann wird der Kolben gerade nach oben gedrückt. Das Medikament darf nicht in Augen oder Mund gelangen. Die Handhabung ist laut Fachinformation auch bei nasaler Obstruktion möglich. Häufige Nebenwirkungen sind lokale Reizungen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Verwirrtheit. Eine medizinische Nachsorge nach Anwendung ist dringend erforderlich.

Grüner arbeiten: Neuer Leitfaden soll Apotheken klimafit machen

Die ABDA hat im Rahmen des Projekts Ökologische Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen (ÖNaG) einen Leitfaden zur ökologischen Nachhaltigkeit in Apotheken veröffentlicht. Ziel ist es, Apothekenteams dabei zu unterstützen, den CO₂-Ausstoß zu verringern – das Gesundheitswesen ist für rund 5 % der Emissionen in Deutschland verantwortlich. Der 49-seitige Leitfaden enthält praxisnahe Empfehlungen, darunter zehn Sofortmaßnahmen: etwa Müllvermeidung, Digitalisierung, regionaler Einkauf, LED-Beleuchtung und klimafreundliche Botendienste. Auch Patient:innen sollen zum richtigen Umgang mit Arzneimitteln informiert werden. Ergänzt wird der Leitfaden durch politische Empfehlungen. Die ABDA unterstreicht damit ihren Einsatz für nachhaltige Apothekenarbeit, wie im Apothekertagsbeschluss von 2022 gefordert.

Protein-Hype mit Nebenwirkungen: Wie faserarme Ernährung krank machen kann

Immer mehr Menschen setzen auf proteinreiche Ernährung – oft auf Kosten wichtiger Ballaststoffe. Mediziner warnen: Zu wenig Ballaststoffe störten die Darmflora, schwächten das Immunsystem und erhöhten das Risiko für Entzündungen, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Besonders gefährlich sei eine hohe Proteinzufuhr aus tierischen Quellen für Menschen unter 65. Studien zufolge steigt das Krebssterberisiko dadurch um das Vierfache. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt täglich 30 g Ballaststoffe – etwa aus Vollkorn, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse. Experten raten angesichts dieses und anderer Trends zu mehr Ausgewogenheit in der Ernährung.

Kopfsprünge mit Risiko: Warnung vor Badeunfällen mit Querschnittslähmung

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnen eindringlich vor unüberlegten Kopfsprüngen in unbekannte Gewässer. Jedes Jahr komme es zu rund 80 Unfällen mit dauerhaften Rückenmarksschäden – meist bei jungen Männern. „Ein unbedachter Sprung kann das Leben innerhalb von Sekunden drastisch verändern“, mahnt DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Besonders riskant seien flache oder trübe Gewässer, Pools und Hotelanlagen – häufig gepaart mit Übermut oder Alkohol.

Laut einer Bochumer Klinik-Analyse wurden zwischen 2001 und 2019 insgesamt 60 Patienten nach Kopfsprüngen mit Querschnittlähmung behandelt – fast alle waren Männer, im Schnitt 28 Jahre alt. Rückenmarksschäden im Halswirbelbereich sind irreparabel und führen oft zu lebenslanger Pflegebedürftigkeit oder Beatmungspflicht.

Mit der Aktion „Tiefenwissen“ bieten DGOU und DLRG Materialien zur Aufklärung – darunter Plakate, Infografiken und ein Präventionsvideo. Die wichtigsten Sicherheitstipps lauten wie folgt: 

  • nur springen, wenn Tiefe und Bodenbeschaffenheit geprüft sind 

  • niemals in trübes Wasser oder unter 1,5 m Tiefe springen 

  • auf Alkohol und Drogen verzichten 

  • Verantwortung in der Gruppe übernehmen 

Weltpremiere in der Chirurgie: Erste roboterassistierte Fernoperation in Afrika geglückt

In Angola ist erstmals eine roboterunterstützte Operation erfolgreich aus der Ferne durchgeführt worden – durch einen 11.000 km entfernten Chirurgen in den USA. Medienberichten zufolge wurde der 67-jährige Patient Mitte Juni in Luanda an der Prostata operiert. Drei Tage später habe er das Krankenhaus wieder verlassen können.

Durchgeführt worden sei der 1,5 Stunden dauernde Eingriff vom renommierten Urologen Dr. Vipul Patel vom Global Robotics Institute in Florida. Laut Klinik war dies weltweit die erste Fernoperation über eine solch große Distanz. Vor Ort in Angola habe ein interdisziplinäres Team aus Chirurgen, Pflegekräften, Ingenieuren und einem Mitglied von Patels Team den Eingriff begleitet.

Die Premiere gilt als großer technologischer Fortschritt – insbesondere für den afrikanischen Kontinent, wo es vielerorts an medizinischer Infrastruktur mangelt. Die US-Klinik bezeichnete den Eingriff als „bahnbrechenden medizinischen Meilenstein“. Prostatakrebs ist in Subsahara-Afrika die häufigste tödliche Krebserkrankung bei Männern.