Apothekenurlaub: Kampf um die Sonnenplätze

Urlaubsplanung nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“? In der Apotheke sorgt das für Frust. Apothekenspitzel:in berichtet, wie sie durch familiäre Verpflichtungen benachteiligt wurde – und was sie sich wünscht.

Wenn Urlaub zur Glückssache wird 

Es war der 3. Januar. Während andere noch ihre Neujahrsvorsätze sortierten, saß ich mit einem dicken Kloß im Hals am Küchentisch. Mein Kind war krank, die Kita geschlossen, und ich musste spontan Urlaub nehmen. Familie geht vor – klar. Doch als ich eine Woche später wieder in der Apotheke stand, war der Urlaubskalender bereits ein buntes Mosaik aus genehmigten Anträgen. Für mich blieben nur noch die B-Tage: die ungeliebten Randzeiten, die keiner will. Sommerferien? Fehlanzeige. Herbstferien? Schon voll. Ich musste mehrmals nachfragen, um an wichtigen Tagen freizubekommen. Ich hatte vergangenes Jahr geschrieben, was mich alles so nervt in der Apotheke. Das mit dem Urlaub zählt nun definitiv dazu. 

Das Gesetz auf unserer Seite – theoretisch 

Urlaubswünsche sollen laut Gesetz und Tarif berücksichtigt werden, sofern keine dringenden betrieblichen Gründe entgegenstehen, auch für das Arbeitsklima dürfte es sich positiv auswirken, wenn wir an Wunschtagen frei haben. Doch was, wenn das System selbst ungerecht ist? Wenn persönliche Umstände wie familiäre Verpflichtungen dazu führen, dass man im entscheidenden Moment nicht mitspielen kann? Ich war nicht vor Ort und konnte nicht mitreden – jetzt habe ich den Salat.  

Es ist auch nicht ganz nachzuvollziehen, wie man an die „Sonnenplätze“ kommt. Muss ich dafür mit dem Chef persönlich reden? Reicht ein Zettel auf seinem Tisch? Oder will er lieber eine E-Mail haben? Es gibt dazu keine offizielle Info und auch die Kolleginnen halten sich bei dem Thema zurück 

(Bildquelle:istock/Nastco)

Es bleibt ein Mysterium! 

Teamgeist statt Einzelkampf 

Ich wünsche mir eine Urlaubsplanung, die auf Fairness und Kommunikation basiert. Warum nicht gemeinsam im Team besprechen, wer wann Urlaub braucht – und warum? Vielleicht hat jemand eine Hochzeit, ein anderer eine wichtige Prüfung. Wenn wir offen reden, finden wir sicher Lösungen, mit denen alle leben können. Ein rotierendes System oder feste Fristen für die Abgabe der Wünsche könnten helfen, das Rennen um die besten Tage zu entschleunigen. 

Stattdessen winkt der Chef alle zuerst eingehenden Urlaubsanträge brav und zügig ab und wundert sich dann, warum in einer Woche im Sommer auf einmal 4 PTA und 2 Apothekerinnen fehlen. Hmm, woran das wohl liegen mag? Urlaub umbuchen und sich neu zu organisieren ist nicht immer einfach, vor allem nicht mit Familie, wenn man die Schließungszeiten in Kita und Schule berücksichtigen muss. Aber auch ohne Familie will man ja nicht ständig alles neu planen. Und aus dem Urlaub zurückgeholt werden will auch niemand. In Zeiten von Personalmangel muss man als Apothekenleitung doch noch feinfühliger und akribischer planen, finde ich. Einfach alles wie am Fließband zu genehmigen, ist meiner Ansicht nach kontraproduktiv. 

Fazit: Urlaub ist kein Wettkampf 

Urlaub sollte Erholung sein – und kein Strategiespiel. Als Apothekenmitarbeiterin plädiere ich für mehr Transparenz, klare Regeln und ein Mit- statt Gegeneinander. Denn nur ein faires System sorgt dafür, dass wir alle mit neuer Energie zurück in die Offizin kommen – und nicht mit dem Gefühl, wieder einmal das Nachsehen gehabt zu haben. 

AMIRA fragt: Wie läuft die Urlaubsgenehmigung in deiner Apotheke ab? Ist es aus deiner Sicht fair? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!