Wochenrückblick: Geht es dem Versandhandel an den Kragen?
Forderungen gegen ausländische Versandapotheken, erstattungsfähige Tabakentwöhnungsmittel und eine neue Studie zu Nachtarbeit und Asthma – im Wochenrückblick informieren wir dich kurz und knapp wie immer samstags.
ABDA-Chef Preis: Versandhandel, Apothekenhonorare und Zukunft des Berufsstands im Fokus
Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland hat ABDA-Präsident Thomas Preis zentrale Forderungen der Apothekerschaft bekräftigt. Preis fordert darin ein konsequentes Vorgehen gegen ausländische Versandapotheken („ihnen muss das Handwerk gelegt werden“), die mit Rezeptboni die Preisbindung unterlaufen. Ein Versandverbot dürfe kein Tabu sein, da Vor-Ort-Apotheken die Versorgung sichern. Sorge bereite ihm weiter das Apothekensterben: Seit 2008 sank die Zahl um 21 %, Honorare stagnierten trotz steigender Kosten. Preis warnt vor Nachwuchsmangel und lehnt PTA-geführte Filialen strikt ab – persönliche Beratung durch Apotheker sei unverzichtbar. Gleichzeitig plädiert er für eine erweiterte Rolle der Apotheken in Prävention und Public Health, etwa bei Früherkennung und Impfungen. Dafür seien jedoch Investitionen und eine angemessene Honorierung notwendig, um die flächendeckende Versorgung zu sichern.
Umfassendes Materialpaket für die „Lange Nacht des Impfens“
Die ABDA stellt Apotheken ab sofort ein umfassendes Materialpaket für die „Lange Nacht des Impfens“ bzw. den „Tag des Impfens“ im kommenden Herbst (ab 8. Oktober) bereit. Über apothekenkampagne.de können Plakate, Handzettel, Infoscreens, Social-Media-Vorlagen sowie Muster-Pressemitteilungen und Anzeigen heruntergeladen werden. Zusätzlich steht dort ein Animationsfilm zum Thema Impfen zur Verfügung. Das kurze Video erklärt Patient:innen die Bedeutung von Schutzimpfungen in der Apotheke und informiert über den Ablauf – mit dem Ziel, diese Dienstleistung aktiv zu nutzen. Da die Impfaktion dezentral durchgeführt wird und flexible Kommunikationsmöglichkeiten benötigt, sind die Plakate in einer Blanko-Version erhältlich. So können Apothekenteams selbst den jeweiligen Termin eintragen. Die genauen Aktionsdaten legen die regionalen Apothekerkammern bzw. -verbände fest.
Tabakentwöhnung: Arzneimittel ab sofort erstattungsfähig
Seit dem 20. August, also diesem Mittwoch, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen erstmals die Kosten für Arzneimittel zur Tabakentwöhnung – unter klar definierten Voraussetzungen. Erstattungsfähig sind Präparate mit Nicotin oder Vareniclin (Champix®), sofern eine schwere Tabakabhängigkeit besteht und die Patient:innen an einem evidenzbasierten Entwöhnungsprogramm teilnehmen. Die Schwere der Abhängigkeit wird anhand des Fagerström-Tests (≥ 6 Punkte) oder bei erfolglosem Tabakverzicht trotz bestehender Risikokonstellationen wie COPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt. Die Teilnahme an strukturierten Tabakentwöhnungsprogrammen ist verpflichtend. Diese müssen dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen und können als Präventionskurse (Präsenz oder online) oder als verordnungsfähige digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) angeboten werden.
(Bildquelle: istock/MarcBruxelle)
Vareniclin ist nach einer mehrjährigen Vertriebspause seit April 2025 wieder in Deutschland verfügbar und in unterschiedlichen Packungsgrößen erhältlich. Das Präparat wird nach einer einwöchigen Titrationsphase in der Regel zweimal täglich à 1 mg eingenommen. Als partieller Agonist an den α4β2-nicotinergen Acetylcholinrezeptoren reduziert Vareniclin die belohnenden Effekte des Rauchens und lindert Entzugssymptome, indem es die Bindung von Nicotin blockiert und gleichzeitig eine moderate Dopaminfreisetzung bewirkt.
Nachtarbeit erhöht Asthmarisiko signifikant – allerdings nur bei einem Geschlecht
Eine aktuelle Studie der UK Biobank (274.541 Teilnehmende zwischen 40 und 69 Jahren) zeigt: Nachtarbeit erhöht das Asthmarisiko signifikant – allerdings nur bei Frauen. Während Männer keine erhöhte Prävalenz aufwiesen, hatten Frauen mit regelmäßigen Nachtschichten ein höheres Risiko, an Asthma zu erkranken und ein moderat bis schweres Asthma zu entwickeln. Das Risiko stieg mit der Anzahl der Nachtschichten pro Monat. Besonders betroffen waren postmenopausale Frauen ohne Hormonersatztherapie (HRT). Bei HRT-Nutzerinnen konnte dieser Effekt nicht nachgewiesen werden, was auf einen protektiven Einfluss der Hormone hindeutet. Auch höhere Testosteron- und SHBG-Spiegel wirkten schützend gegenüber moderat-schwerem Asthma, während Östradiol keine klare Assoziation zeigte.
Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle hormoneller Faktoren in der Pathogenese von Asthma und den Einfluss zirkadianer Störungen durch Nachtarbeit. Klinisch relevant ist, dass Frauen im Schichtdienst als Risikogruppe identifiziert werden sollten – insbesondere nach der Menopause. Eine Anpassung von Dienstplänen sowie der potenzielle Nutzen hormoneller Therapien zur Risikoreduktion sollten in zukünftigen Studien geprüft werden.