Wochenrückblick: Apothekenreform erhitzt die Gemüter
Bei der Apothekenreform ist noch längst nicht das letzte Wort gesprochen. PTA-Verbände sind derweil sauer auf den ABDA-Präsidenten. Die ePA ist seit dieser Woche Pflicht. Dies und mehr liest du im Wochenrückblick.
Preis über Apothekenreform: „Gibt noch einiges zu besprechen“
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken plant bekanntlich umfassende Reformen für Apotheken, darunter erweiterte Befugnisse wie Impfen und Verordnen. ABDA-Präsident Thomas Preis begrüßt die grundsätzliche Richtung, kritisiert jedoch scharf die Idee, PTAs zeitweise allein Apotheken führen zu lassen – dies gefährde die Patientensicherheit. Besonders empört zeigt er sich über die erneut verschobene Honorarerhöhung: Das Fixhonorar stagniert seit 2013 bei 8,35 Euro, obwohl eine Anhebung auf 9,50 Euro im Koalitionsvertrag zugesagt war. Preis fordert nach wie vor eine sofortige Anpassung. Bis ein Gesetzentwurf vorliege, werde es also noch „einiges zu besprechen“ geben, kündigte der ABDA-Präsident an.
Die Ärzteschaft warnt hingegen vor einer Verwischung der Rollen und wirtschaftlich motivierten Entscheidungen. Warken entgegnet: „Apotheker sind keine Kaufleute, sondern ein Heilberuf.“ Die Reform sei Teil einer notwendigen Neuordnung des Gesundheitssystems angesichts Fachkräftemangels und demografischer Herausforderungen.
PTA-Verbände sauer über Preis-Aussage
Die Apothekengewerkschaft ADEXA und der Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen e.V. (BVpta) kritisieren die kürzlichen Aussagen von ABDA-Präsident Preis zur Rolle der PTA in Apotheken scharf. Andreas May (ADEXA) sprach von einer „Ohrfeige“, warnt vor einer Spaltung der Berufsgruppen und fordert mehr Wertschätzung für qualifizierte PTA. Der BVpta wirft Preis vor, den Berufsstand zu diskreditieren und fordert konkrete Schritte zur Anerkennung und Weiterentwicklung der PTA. Beide Verbände betonen, dass in Zeiten des Fachkräftemangels vorhandene Kompetenzen nicht ignoriert werden dürfen.
AMIRA fragt: Wie bewertest du die Aussagen des ABDA-Präsidenten? Muss er sich für seine Worte entschuldigen?
Pflichtstart für die ePA: Elektronische Patientenakte wird Praxisalltag
Seit dem 1. Oktober 2025 sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, relevante Gesundheitsdaten in die elektronische Patientenakte (ePA) einzutragen. Rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte haben bereits eine ePA, die über die Krankenkassen-App verwaltet werden kann. Die Technik ist in über 93 % der Praxen einsatzbereit. Ziel ist eine bessere Versorgung durch zentrale Verfügbarkeit von Befunden, Medikamentenlisten und Laborwerten. Patient:innen können Zugriffsrechte individuell steuern, sensible Daten ausschließen und der Forschung widersprechen. Datenschutz und Sicherheit gelten als hoch, dennoch gibt es Kritik an der Transparenz und Steuerbarkeit der Datenfreigabe.
Kisunla zugelassen: Neue Option zur frühen Alzheimer-Therapie
Die EU-Kommission hat Ende September Kisunla (Donanemab) und damit nach Leqembi das zweite Antikörper-Medikament gegen Alzheimer zugelassen. Es richtet sich an Patient:innen im Frühstadium mit nachgewiesenen Amyloid-Ablagerungen und maximal einer Kopie des ApoE4-Gens. Die Therapie erfolgt monatlich per Infusion und kann beendet werden, sobald die Ablagerungen entfernt sind. Als Vorteile gelten die begrenzte Therapiedauer und geringere Nebenwirkungen im Vergleich zu Leqembi. Regelmäßige MRT-Kontrollen sind allerdings notwendig, um Risiken wie Hirnschwellungen frühzeitig zu erkennen. Beide Medikamente verlangsamen den Verlauf moderat, stellen aber noch keinen Durchbruch dar.
ASS in der Primärprävention: Mehr Risiko als Nutzen bei Gesunden
Die neulich vorgestellte ASPREE-Studie zeigt, dass niedrig dosiertes ASS (100 mg/Tag) bei gesunden älteren Menschen keinen langfristigen präventiven Nutzen bringt. Über 8,3 Jahre Beobachtungszeit senkte ASS die Rate schwerer kardiovaskulärer Ereignisse nicht signifikant, erhöhte jedoch das Risiko schwerer Blutungen um 24 %. Nach Absetzen der Medikation stieg die MACE-Rate in der ehemaligen ASS-Gruppe sogar um 18 %, was auf mögliche Rebound-Effekte hindeutet. Die Gesamtsterblichkeit war unter ASS leicht erhöht, normalisierte sich aber nach Studienende. Die Ergebnisse bestätigen: In der Primärprävention überwiegen bei Gesunden die Risiken von ASS gegenüber dem Nutzen.