Hallo meine Lieben, ich werde Influencer!

Influencer, Rabattcodes und Goodie Bags – während Pharmaunternehmen auf Social Media glänzen, fühlen sich PTA wie Sandra übergangen. Ein Gespräch unter Kolleginnen bringt das Dilemma charmant auf den Punkt.

Wenn Rabattcodes mehr zählen als unsere Beratung

„Wieder mal macht ein Influencer Werbung für ein Reizdarm-Präparat und am Ende gibt es einen Rabattcode von 10 %. Wozu haben wir nochmal gelernt …?“ – Mit dieser Frage startet meine Kollegin Sandra ihren Frust-Monolog in unserer internen WhatsApp-Gruppe. Ich nippe an meinem Kaffee und weiß: Das wird ein Gespräch, das hängen bleibt. Plötzlich waren unerwartet viele Kolleginnen gleichzeitig online.

Sandra ist PTA mit Herz und Verstand. Sie berät täglich Kund:innen, kennt die Inhaltsstoffe, weiß, was wann wirkt – und was nicht. Doch wenn sie sieht, wie Influencer:innen mit einem Lächeln auf Instagram Produkte bewerben, fragt sie sich: „Warum eigentlich nicht ich? Das kann ich auch und pro Video gibt es gut Kohle“.

(Bildquelle: istock/PixelVista)

Influencer-Life: Glitzer, Goodie Bags und Events

„Influencer werden auch zu tollen Events eingeladen und bekommen tolle Goodie Bags. Was lässt der Außendienst für uns da???“, fragt Sandra und sendet ein Emoji mit rollenden Augen. Rebecca, ebenfalls PTA, stimmt ein: „Das kotzt mich so an, sie kriegen alles in den Hintern geschoben (Piiiiep!), ohne viel dafür tun.“

Es ist nicht der Neid, der hier spricht – es ist die Enttäuschung. Denn während Influencer:innen mit bekannten Marken wie M … gel oder „LRP“ (ihr wisst schon, was ich meine! 😉) glänzen, stehen wir täglich gestresst in der Offizin und erklären, wie man das Gel richtig aufträgt und was sonst noch zu beachten ist. Ohne Filter. Ohne Rabattcode. Ohne Goodie Bag.

PTA goes Influencer – eine Schnapsidee?

„Ich habe auch schon überlegt einen Nebenjob als Influencer zu machen“, sagt Sandra halb im Spaß, halb im Ernst. Rebecca lacht: „Sandra, steig ein, wir unterstützen dich!“. Und Hülya, unsere Apothekerin, meint trocken: „Ja, wir wären auf jeden Fall zeitgemäß.“

Klar, die Idee ist verlockend. Ein paar Reels und Storys, etwas künstliche Produktverknappung, ein bisschen Humor, übertriebene Freundlichkeit und schon haben wir den Dreh raus! „Wir können ja einen Apotheken-Account machen und das Geld geht dann in die Kasse“, schlägt Sandra vor. Ich sehe schon das erste Video vor mir: „Hallo, meine Lieben! Heute erkläre ich euch, warum ich diesen Mizellreiniger so toll finde“ – natürlich mit Glitzerfilter.

Außendienst und Apothekenrealität – zwei Welten?

Rebecca erzählt von einem Webinar mit LRP: „Ich habe dann unangenehme Fragen gestellt, wozu ich mich da fortbilde, wenn die Produkte in Drogerien angeboten werden.“ Die Antwort? „Damit die Marke ein breiteres Publikum erreicht. Da bin ich fast aus meinen Latschen gefallen 😵.“

Sandra ergänzt: „Ich habe das ja auch schonmal beim Außendienst angesprochen.“ Doch was kommt zurück? Verständnis, aber keine Veränderung. Die Außendienstler:innen sind nett, klar – aber sie bringen keine Wertschätzung für die Beratung, die wir täglich leisten.

Influencer sein – oder einfach sichtbar werden?

Vielleicht geht es gar nicht darum, Influencer:in zu werden. Vielleicht geht es darum, sichtbar zu sein. Denn was wir in der Apotheke leisten, ist mehr als ein Rabattcode. Es ist echte Beratung, echtes Wissen, echte Nähe.

Sandra ist nach wie vor überzeugt: „Das kann ich auch und pro Video verdiene ich gutes Geld.“ Aber vielleicht geht es nicht um das Monetäre. Vielleicht geht es darum, dass wir als PTA, PKA und Apotheker:innen endlich die Bühne bekommen, die wir verdienen. Ob mit Glitzerfilter oder ohne.

AMIRA fragt: Wie stehst du zu den (Pharma-)Influencern? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!