Fett auf der Leber – Gefahr im Verborgenen
Fettleber bleibt oft lange unentdeckt, dabei ist sie weit verbreitet und gefährlich. Apotheken können frühzeitig sensibilisieren und mit gezielter Beratung zur Prävention und Therapie beitragen.
Mit bis zu 1,5 kg zählt die Leber zu den größten Organen. Sie produziert Energie, filtert Giftstoffe und ist damit lebenswichtig. Umso bedenklicher ist es, wenn sich Fett in den Leberzellen ansammelt. Die Folge: eingeschränkte Funktion und langfristige Schäden.
Was ist eine Fettleber?
Die Fettleber ist die häufigste Lebererkrankung in Deutschland, rund 23 % der Bevölkerung sind davon betroffen. Dabei lagern sich Triglyceride als Fettvakuolen in die Hepatozyten ein. Das Organ kann sich dadurch bis zur doppelten Größe vergrößern, oft über Jahre hinweg unbemerkt.
Die häufigsten Auslöser sind Übergewicht, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte und Alkoholmissbrauch. Weitere Faktoren sind genetische Störungen, Medikamente, Toxine, Schwangerschaft, Proteinmangel oder chirurgische Eingriffe am Dünndarm. Mischformen sind ebenfalls möglich.
Neue Nomenklatur für die Fettleber
Die neuen Begrifflichkeiten sorgen für mehr Klarheit rund um die Fettleber. Seit 2023 gelten folgende Bezeichnungen:
- SLD (Steatotic Liver Disease): Oberbegriff für alle Fettleberformen
- MASLD (Metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung): Fettleber bei metabolischen Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas.
- MASH (Metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis): Entzündente Fettleber bei metabolischen Störungen
- MetALD: Kombination aus metabolischen Ursachen und Alkohol
- Kryptogene SLD: Ursache unbekannt
Ursachen und Verlauf der Erkrankung
Fettlebererkrankungen sind in der Allgemeinbevölkerung sehr weit verbreitet. Die zwei häufigsten Ursachen sind metabolische Faktoren wie Übergewicht, Diabetes und erhöhte Blutfettwerte sowie übermäßiger Alkoholkonsum (ab 140 g/Woche für Frauen bzw. 210 g/Woche für Männer). Aber auch andere Ursachen (s. o.) können vorliegen und mitunter können auch Mischformen von unterschiedlichen Risikofaktoren für die Krankheit verantwortlich sein.
Eine einfache Fettleber ist ungünstig, führt aber nur selten wirklich zu einem Leberschaden. Entzündet sich eine Fettleber jedoch, so ist dies ein äußerst ernstzunehmender Befund. Denn langfristig kann die Leber vernarben (Leberfibrose) und schließlich kann eine Leberzirrhose entstehen. Diese erhöht wiederum das Risiko für die Entstehung eines Leberzellkarzinoms (HCC). Bei einer MASH kann Leberkrebs auch schon vor dem Zirrhosestadium auftreten und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ebenfalls erhöht. Schlimmstenfalls kommt es ohne Gegenmaßnahmen zu einem akuten Leberversagen, das tödlich ist, wenn nicht eine Spenderleber gefunden wird.
Symptome: Oft unspezifisch und spät erkannt
Eine Fettleber bleibt oft jahrelang symptomfrei. Meist wird sie zufällig bei anderen Untersuchungen entdeckt. Typische Beschwerden wie Druck im rechten Oberbauch, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Juckreiz sind wenig eindeutig. Häufig wird die Fettleber zufällig per Ultraschall entdeckt. Auffällige Leberwerte (GGT, AST, ALT) können auf eine Entzündung hinweisen. Elastographie und Biopsie helfen bei der Diagnostik. Besonders für Risikogruppen ist eine regelmäßige Überwachung der Leberwerte wichtig, um schwerwiegende Folgen wie eine Leberzirrhose rechtzeitig zu vermeiden.
Therapie: Lebensstil als Schlüssel
Wird die Erkrankung früh erkannt, ist sie gut behandelbar. Die wichtigste Maßnahme: Ursachen beseitigen. Dazu gehören:
- Zucker- und fettarme Ernährung
- Gewichtsreduktion (5–10 % reichen oft aus)
- Alkoholverzicht
- Regelmäßige Bewegung
In den deutschen Leitlininen wird besonders die mediterrane Diät empfohlen. Fruchtzucker und gesättigte Fettsäuren sollten gemieden werden.
Medikamentöse Behandlung
Lange fehlte eine gezielte medikamentöse Therapie für MASH. Seit Frühjahr 2024 ist in den USA Resmetirom (Rezdiffra™ von Madrigal Pharmaceuticals) für fortgeschrittene Fettleber zugelassen – bei Fibrose, nicht bei Zirrhose. Kürzlich wurde das Arzneimittel auch in Europa freigegeben. Außerdem werden derzeit Inkretinmimetika, die Übergewicht reduzieren können, ebenfalls auf ihre Wirksamkeit bei Fettleber untersucht.