Wochenrückblick: BSG-Urteil zu Fertigarzneimitteln in der Rezeptur
Die Woche hatte es wieder in sich: Rezeptbetrug in Ba-Wü, dm startet Online-OTC – Kaufland die Telemedizin, Reform-Streit und Abrechnungs, News bei der Rezeptur. Hier kommt dein Rückblick.
Achtung: Rezeptbetrugsmasche in Baden-Württemberg
Eine aktuelle Warnung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg beschreibt eine wiederholte Betrugsmasche mit hochpreisigen Onkologika. Bestellt wird telefonisch ein Krebsmedikament und am selben oder nächsten Tag holen zwei Personen das Präparat mit gefälschtem Rezept ab. Genannt wurden in diesem Zusammenhang die Präparate Caprelsa® 300 mg (≈ 4.700 Euro) und Mektovi® 45 mg (≈ 3.000 Euro). Die Rezepte wirken echt, weil reale Praxisnamen missbraucht werden. Bei Verdacht sollst du umgehend das Polizeipräsidium Reutlingen informieren (07071 972 4206).
dm startet eigene Online-Apotheke („OTC-only“)
Sobald Genehmigungen vorliegen, will die Drogeriekette dm „noch in diesem Jahr“mit einer Online-Apotheke starten. Das bestätigte die Drogeriekette kürzlich gegenüber der Bild-Zeitung. Angeboten werden apothekenpflichtige, rezeptfreie OTC-Produkte und apothekenexklusive Kosmetik – allerdings erst einmal ausschließlich online. Der Drogerie-Konzern stellt klar: Rx-Arzneimittel werden nicht verkauft („Pillen ja, Rezepte nein“). Für Vor-Ort-Apotheken bedeutet das zusätzlichen Online-Wettbewerb im OTC-Segment. Nun muss beobachtet werden, wie breit und wie schnell dm die Produktpalette ausrollen wird.
BVpta zur Apothekenreform: mehr Verantwortung – klare Qualifizierung
Der Bundesverband PTA (Bvpta) begrüßt die Reformlinie der Bundesgesundheitsministerin Warken grundsätzlich, fordert aber Nachbesserungen zugunsten von Versorgungssicherheit und Fachkräftesicherung. Kernvorschlag ist die gesetzlich geregelte Weiterbildung „Pharmazie-Assistenz (PA)” für erfahrene PTA mit definierten Befugnissen. Zusätzlich sollen PTA-Schulen bundesweit als kompetente Weiterbildungsorte, die sich mit der Materie auskennen, verankert werden, um Standards zu sichern. Der Verband betont zudem: Mehr Kompetenz ja – aber nur mit stabil finanzierten Apotheken.
AMIRA will’s wissen: Wie findest du den Vorschlag?
ABDA warnt: Reform könnte Apothekensterben beschleunigen
In ihrer Pressemitteilung kritisiert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), der kürzlich vorgelegte Referentenentwurf stärke die wirtschaftliche Basis der Vor-Ort-Apotheken nicht ausreichend und könne Schließungen sogar beschleunigen. In einer kürzlich erschienenen Stellungnahme vom heißt es, ohne die vereinbarte Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro verpufften gute Ansätze, außerdem sei der Verzicht auf eine durchgehende Anwesenheit von Apotheker:innen problematisch. Die ABDA fordert daher deutliche Nachbesserungen der Politik, um eine schnelle wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken zu erreichen.
Freie Apothekerschaft: Stellungnahme zum ApoVWG
Auch die Freie Apothekerschaft war in der Anhörung im Gesundheitsministerium und legt dazu eine eigene Stellungnahme vor. Zentrale Punkte sind die Honorierung und die Strukturrelevanz der Präsenz-Apotheken. Die FA stellt dazu umfangreiche Anlagen bereit – vom ökonomischen Gutachten bis zu rechtlichen Bewertungen –, die ihre Argumentation unterfüttern.
Kaufland testet Telemedizin im Markt
In Mosbach (Baden-Württemberg) hat Kaufland gemeinsam mit dem Sana-MVZ einen „Medical Room“ eröffnet, das ist eine hausärztliche Videosprechstunde direkt in der Filiale. Das Projekt gehört zum One-Stop-Shopping-Ansatz und läuft zunächst als Pilot, um Nutzung und Alltagstauglichkeit zu testen. Mehrere Branchenmedien und das Ärzteblatt berichten übereinstimmend, dass ein breiterer Roll-out von den Pilotzahlen abhängt.
BSG-Urteil zur Rezeptur: ganze Packung abrechenbar
Das Bundessozialgericht (BSG) hat entschieden: Verarbeitest du in einer Rezeptur ein Fertigarzneimittel, darf die gesamte Packung gegenüber der Kasse abgerechnet werden – auch wenn nur ein Teil verwendet wird. Hintergrund ist ein Streit mit der AOK Nordwest seit 2018. Das Gericht folgt der Auslegung zu § 5 Abs. 2 AMPreisV. Das Wirtschaftlichkeitsgebot ändert daran nichts. Die schriftliche Begründung steht noch aus, der AVWL spricht von einer richtungsweisenden Entscheidung. Damit endet ein jahrelanger Konflikt zur Rezepturpreisberechnung.