Wochenrückblick: Neue Studienergebnisse zu Betablockern und Triptanen

Was ändert sich bei Betablockern, Migränemedikamenten, der Einordnung der AfD, bei der Erhöhung des Fixums und beim Pharmaziestudium? Hier findest du gebündelt wichtigse News der Woche.

Reinfarkt-Prophylaxe: Rolle der Betablocker wackelt

Neue Daten stellen den routinemäßigen Einsatz von Betablockern nach einem Herzinfarkt infrage – zumindest bei Patient:innen mit erhaltener Pumpfunktion. In modernen Settings mit PCI (perkutane koronare Intervention), Statinen und ACE-Hemmern zeigte u. a. die große REDUCE-AMI-Studie keinen Zusatznutzen von Metoprolol/Bisoprolol auf Tod oder erneuten Infarkt. 

In der Untersuchung wurden Betroffene mit erhaltener Ejektionsfraktion (EF) per Zufall Betablocker (Metoprolol/Bisoprolol) oder keinem Betablocker zugeteilt. Nach etwa 3,5 Jahren gab es keinen Unterschied bei Tod oder erneutem Infarkt. Ein genereller Langzeitnutzen ist hier also nicht gesichert. Wichtig für die Beratung ist, dass Patient:innen ihre Medikamente niemals selbst absetzen sollten; bei anderen Gründen (Rhythmus, Herzschwäche, Angina, Hypertonie) bleiben Betablocker weiterhin sinnvoll. Für dich ist es trotzdem ein Signal, dass die Leitlinien sich weiterentwickeln könnten.

AfD-Antrag sorgt für Diskussionsstoff

Ein Streit innerhalb der Apothekerschaft wurde entfacht, darüber wie man mit der AfD umgehen sollte. Inhaltlich fordert die AfD nämlich unter anderem Honorarerhöhungen für die Apotheken, Bürokratieabbau, mehr Studienplätze sowie eine kostenfreie, vergütete PTA-Ausbildung. Dadurch überlappt der Antrag mit langjährigen Standesforderungen und schiebt die Debatte in Richtung: Abgrenzung – oder doch über Inhalte reden? Für dich hinter dem HV wichtig ist, dass du bei der Arbeit parteipolitisch neutral bleiben, aber die Inhalte der Parteien kennen solltest. So lässt sich eine mögliche Diskussion mit den Kunden reibungsloser führen.

Migräne: Fixkombi Sumatriptan/Naproxen

Die Fixkombi mit 85 mg Sumatriptan + 500 mg Naproxen wirkt laut Studien besser als die jeweilige Monotherapie. Hintergrund sind Ergebnisse von randomisiert-kontrollierten Studien (RCT), die als Goldstandard gelten. Die S1-Leitlinie empfiehlt die frühe Einnahme der Kombi unter anderem deshalb, weil Rückfälle seltener sind. Prüfe dabei in deiner Beratung aber immer auch die Kontraindikationen und Wechselwirkungen und denke an typische NSAR-Risiken bei Magen-, Nieren- und Herz-Kreislauf-Beschwerden. 

Warken: Fixumserhöhung „wenn es nach mir geht, 2026“

Laut Pharmazeutischer Zeitung will Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die im Koalitionsvertrag zugesagte Fixumerhöhung nachholen – „lieber schneller als später“, gegebenenfalls auch schrittweise. Sie sieht 2026 als realistischen Zeitpunkt, notfalls getrennt von der Apothekenreform per AMPreisV-Anpassung. Zur geplanten PTA-Vertretung zeigt sie sich gesprächsbereit, sieht aber kein Einfallstor für Fremdbesitz. Ihr Ziel sei es, Apotheken zu stärken und die Zahl der Standorte zu halten. Für die Offizin wäre das ein wichtiges Signal – Details bleiben Verhandlungssache.

Umfrage: Bevölkerung sieht Apotheken als Versorgungspfeiler

Eine Civey-Umfrage im Auftrag von Pharma Deutschland meldet 82,8 % Zufriedenheit mit der Apothekenversorgung. Unterschiede gibt’s regional: z. B. Berlin 86,3 %, Bremen 73,5 %. In dünn besiedelten Regionen fällt die Zustimmung niedriger aus als in Ballungsräumen. Auffällig ist auch der Altersgap: die Gruppe der über 65-jährigen zeigt sich sehr zufrieden (88,4 %), die der 18–29-jährigen nur zu 66,3 %. Die Botschaft dahinter: die Akzeptanz ist hoch, aber junge Zielgruppen und ländliche Räume brauchen besondere Aufmerksamkeit.

BPhD: Neue Positionspapiere der Studierenden

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. (BPhD) fordert unter anderem mehr Pharmazie-Studienplätze, bessere Rahmenbedingungen und neue Standorte gegen den Fachkräftemangel. PTA-Kompetenzen sollen bundesweit auf das Pharmaziestudium angerechnet werden, inklusive der Option auf Verkürzungen der Studiendauer. Bei der praktischen Ausbildung geht es zudem um faire Regelungen zu Fehlzeiten, eine einheitliche Übergangsphase und mindestens Mindestlohn für Pharmazeut:innen im Praktikum. Zudem soll der begleitende Unterricht modernisiert und modularer werden. Fortbildungen wie Medikationsanalyse sollen stärker verankert werden.