Aromatherapie kann Ängste lindern
<p>Aromatherapie ist mehr als ein hippes Naturheilverfahren. Sie ist längst in der Schulmedizin angekommen. Wir stellen dir ätherische Öle und deren Wirkung vor, die du kennen solltest. </p>
Viele Menschen, die wissen, dass ihnen eine Operation bevorsteht, leiden besonders in den letzten Tagen vor dem Eingriff unter verschiedenen Ängsten. Diese betreffen sowohl die Angst vor möglicherweise bevorstehenden Schmerzen, vor dem Ausgang der Operation selbst oder etwa die vor der Narkose. Das führt häufig zu Unruhe, ständig um den Eingriff kreisenden Gedanken und zu Schlafstörungen. Die Patient:innen erhoffen sich oft eine sanfte und dennoch wirksame Hilfe aus der Apotheke. Sie möchten vor der Aufnahme ins Krankenhaus nicht noch zusätzliche Medikamente einnehmen. Hier besteht die Möglichkeit für dich, einmal ganz anders zu beraten – nämlich mit der Unterstützung durch Düfte, mit der Aromatherapie.
Schon im alten Ägypten wurden pflanzliche Öle verwendet
Der Einsatz von pflanzlichen Duftstoffen zu therapeutischen Zwecken geht bis auf die Zeit der alten Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien zurück und hat daher eine sehr lange Tradition. Damals wurde vor allem mit Räucherwerk gearbeitet, heutzutage nutzen die meisten Menschen – nicht nur der Gesundheit wegen – das destillierte ätherische Öl selbst. Meist wird es mittels einer Duftlampe in der Raumluft verteilt und soll gegen Befindlichkeitsstörungen aller Art wirksam sein. Auch als Massageöl oder Badezusatz sprechen die ätherischen Öle den Geruchssinn an, der über die Stimulation bestimmter Hirnareale positive Empfindungen auslösen kann. Studien belegen für diese Art der natürlichen Stimmungsbeeinflussung positive Ergebnisse.
Gerade im Zusammenhang mit der Angst vor chirurgischen Eingriffen gibt es eine aufschlussreiche Meta-Analyse*, die belegt, wie hilfreich die Aromatherapie in diesem Zusammenhang sein kann. So konnten die Düfte von Lavendel, Zitruspflanzen und Rose recht effektiv präoperative Ängste, die beispielsweise vor Herzoperationen vorherrschten, lindern. Ob die Patienten die Düfte inhalierten, eine Aromatherapiemassage ausführen ließen oder sie innerlich anwendeten war dabei egal. Interessant ist, dass eine kurze Anwendungsdauer mit höchstens 20 Minuten pro Sitzung eine größere Wirkung als eine länger andauernde Exposition hatte.
Ätherische Öle: Stimulierend für Körper und Psyche
Doch auf welche Inhaltsstoffe wird diese Wirkung eigentlich zurückgeführt? In zahlreichen klinischen Studien wurden die Hauptinhaltsstoffe der beruhigend, stimmungsaufhellend und krampflösend wirkenden Düfte identifiziert, nämlich Linalool und Linalylacetat. Diese Düfte finden sich in Kombination, beispielsweise besonders ausgeprägt im Lavendelöl. Zitrusöle enthalten dagegen die Ester der Anthranilsäure, die vermutlich verantwortlich für die psychisch beruhigende Wirksamkeit des Duftes sind. Ätherische Öle können Hirnareale stimulieren, die eine Wirkung auf Körperfunktionen oder die Stimmungslage haben. Aktiviert wird hier vor allem das Limbische System, unter anderem der Sitz für die Steuerung der Funktionen von Antrieb, Lernen, Gedächtnis und Emotionen.
Dass Düfte Effekte auf den Körper und die Emotionen haben, dürften auch eigene Erfahrungen aufzeigen. Viele Erinnerungen werden wachgerufen, wenn bestimmte Gerüche auf uns einwirken, die wir mit positiven oder negativen Erlebnissen aus unserer Kindheit verbinden. Über Düfte lassen sich nämlich auch Erinnerungen besser abspeichern und jeder Mensch verknüpft mit Gerüchen gewisse Erfahrungen, die dann wieder ins Bewusstsein treten, sobald er sie wahrnimmt.
Gegen den Winterblues
Die drei untersuchten ätherischen Öle (Lavendel-, Zitrus- und Rosenöl) kannst du auch in der dunklen und kalten Jahreszeit nutzen, wenn du zum sogenannten Herbst- oder Winterblues tendierst. Als allgemein stimmungsaufhellend gelten außerdem noch:
- Bergamotte
- Basilikum
- Grapefruit
- Ingwer
- Muskatellersalbei
- Neroli
- Orange
- Rosmarin
- Rosengeranie
- Weihrauch
Aromatherapie: Mit allen Sinnen genießen
Einsetzen kannst du die Düfte entweder einzeln oder als Mischung. Da es egal zu sein scheint, auf welche Art die Düfte angewendet werden, ist eine Duftlampe wohl die praktikabelste Methode einen Raum mit dem entspannenden Duft zu erfüllen. Hier musst du lediglich ein Teelicht hineinstellen und etwas Wasser in die Oberschale füllen. Dort tropfst du dann etwa fünf Topfen des ätherischen Öls hinein. Wer keine Duftlampe besitzt träufelt die Öltropfen in ein Gefäß mit Wasser und stellt es auf die Heizung. Auch ein Raumspray ist mit den Mitteln, die du in der Apotheke vorfindest, schnell gemacht: Nimm einfach eine Tropfflasche mit Sprühkopf, fülle es zu zwei Drittel mit Ethanol und tropfe nach Belieben etwas ätherisches Öl dazu.
Wer nicht gleich einen ganzen Raum beduften möchte, kann sich auch einfach Inhalierstifte mit Wattestäbchen herstellen, auf die der Duft aufgetropft werden kann. Alternativ kann auch direkt am geöffneten Fläschchen gerochen werden, man schließt dabei die Augen und lässt sich bewusst auf die olfaktorische Stimulation ein. So lassen sich Ängste lindern und Spannungen abbauen – und das ganz ohne Medikamente einzunehmen.