Wochenrückblick

Diese Woche im Angebot: Muttermilch könnte Säuglinge vor Covid schützen, Apotheken-Schnelltests von hoher Güte, Mangelmedikamente jetzt auch aus England. Und: Biontech wechselt mit seiner Krebsforschung auf die Insel ...

Säuglinge profitieren von Muttermilch als Schutz vor Covid-19

Muttermilch könnte Säuglinge vor einer Covid-Infektion schützen. Das ist – kurz gefasst – das Ergebnis einer Studie von der Universität von Florida in Gainesville, die die Übertragung von neutralisierenden HM-Antikörpern auf gestillte Säuglinge untersuchte. Dazu muss die Mutter entweder selbst durch eine Infektion Antikörper gebildet haben oder gegen Covid-19 geimpft worden sein. Für die Untersuchung wurden den Müttern Serum- und Milchproben abgenommen, den Säuglingen Stuhlproben. Die aus den Stuhlproben der Kinder isolierten Antikörper waren in der Lage, Pseudoviren vom Typ SARS-CoV-2 zu neutralisieren. Dieser Effekt hielt auch mehrere Monate nach der Impfung an, was den Säuglingen einen immunologischen Schutz verleihen und ihnen schwere Symptome einer Covid-19-Infektion ersparen könnte, schreiben die Wissenschaftler. Einschränkend fügen sie jedoch hinzu, dass die Untersuchungspopulation mit lediglich 24 Säuglingen zu klein sei, um die Aussagen zu verallgemeinern. Weitere Forschung sei nötig.

Schnelltest in Apotheken hätten PCR-Tests ersetzen können

Hätte das Gesundheitssystem Milliarden Euro sparen können, wenn es konsequent auf Corona-Antigentest in medizinischen Teststellen, Arztpraxen und Apotheken gesetzt hätte? Eine Untersuchung, von der DAZ-online berichtet, legt diese Vermutung nahe. Die Studie (Rose O, Obarcanin E, Erzkamp S. Evaluating real-world data in COVID-19 antigen and PCR testing. Int J Clin Pharmacol Ther. 2023 Jan 12) verglich die Ergebnisse von Schnelltests einer Apothekenteststelle mit denen nicht-medizinischer Teststellen. Dann wurden die beiden Schnelltestreihen mit den Ergebnissen von PCR-Tests abgeglichen. Dabei stellte sich heraus, dass die in der Apotheke erfolgten Tests einen deutlich höheren positiven Vorhersagewert hatten als die von nicht-medizinischen Teststellen, nämlich 99,6 Prozent zu 88,8 Prozent. Dies könne erklären, warum viele Schnelltests hinterher noch einer Abklärung durch das PCR-Verfahren bedurften. Hätte man sich ausschließlich auf Test in medizinischen Einrichtungen verlassen, wären die teuren PCR-Tests nicht bzw. in viel geringerem Ausmaß nötig gewesen. Wären die Testungen in Arztpraxen und Apotheken zurückgeholt worden, hätte deren Qualität milliardenhohe Ausgaben erspart. AMIRA meint: Das Ergebnis der Studie ist ein Beleg für die gute Arbeit, die in Apotheken geleistet wird. Und wenn Politik das nicht erkennt, wird´s halt teuer …

Antibiotika und Antiarrhytmika aus England

Vor kurzem berichteten wir über Fiebersäfte, die aufgrund einer Sondergenehmigung in ukrainischer Aufmachung auf dem deutschen Markt verfügbar sind. Jetzt hat das BfArM wegen der schwierigen Versorgungslage das Inverkehrbringen von Cotrimoxazol-Suspensionen für Kinder und Erwachsene und einer Digoxin-Lösung aus einem britischen Kontingent gestattet. Hersteller ist die Firma Aspen. Digoxin wird bei Herzinsuffizienz und chronischem Vorhofflimmern oder Vorhofflattern eingesetzt. Cotrimoxazol ist ein Antibiotikum, das unter anderem bei Infektionen der oberen und unteren Atemwege, der Nieren und ableitenden Harnwege verordnet wird. Die Medikamente werden in englisch-sprachigen Verpackungen abgegeben, müssen aber nicht umverpackt werden. Apotheken sollten die betroffenen Eltern bei der Abgabe genau aufklären und die Dosierung erläutern. Die AMK empfiehlt abgebenden Apotheken, die deutsch- und englischsprachigen Gebrauchsinformationen von der Website des BfArM oder der Seite der Firma Aspen herunterzuladen und diese den Medikamenten beizufügen. Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung auftreten, bittet die AMK unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.

Das sind die Präparate:

  • Co-Trimoxazole 40 mg/200 mg per 5 ml Paediatric Suspension (PZN 18398606), mit 200 mg Sulfamethoxazol und 40 mg Trimethoprim pro 5 ml Suspension für Kinder – vergleichbar mit Eusaprim K.
  • Co-Trimoxazole 80 mg/400 mg per 5 ml Adult Suspension (PZN 18398598) mit 400 mg Sulfamethoxazol und 80 mg Trimethoprim pro 5 ml Suspension für Erwachsene – vergleichbar mit Eusaprim E.
  • Digoxin 0,05 mg/ml oral solution UK (PZN 18459331) von Kindern – identisch mit Lenoxin® Liquidum, das in Deutschland allerdings nicht mehr vermarktet wird.
 
Covid-Impfung ab 8. April dauerhafte Apothekenleistung

Die Politik arbeitet unverdrossen an der Weiterführung der Impfkampagne. So hat der Bundestag den Apotheken jetzt für unbegrenzte Zeit erlaubt, Impfungen gegen Covid-19 durchzuführen. Dafür wurde das Impfangebot, das in der Pandemie-Hochphase etabliert wurde, in die Regelversorgung übernommen. Das Infektionsschutzgesetz, das Sozialgesetzbuch V und mehrere apothekenrechtliche Vorschriften wurden entsprechend angepasst. Ab dem 8. April soll nun dauerhaft in Apotheken geimpft werden können. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rief die Kassen, Ärzte und Apotheker per Brief auf, umgehend Verhandlungen über die Rahmenbedingungen zu beginnen, womit vor allem Vergütungen und Abrechnungsmodalitäten gemeint sind. In dem Schreiben heißt es aber auch, dass die Verfügbarkeit von Impfangebot und Impfstoffen sichergestellt werden müsse, weil sonst schwere Verläufe nicht vermieden und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems nicht gewährleistet werden könne. Des Weiteren forderte Lauterbach alle an der Impfkampagne Beteiligten auf, „für eine erfolgreiche Weiterführung der Covid-19-Schutzimpfungen einzutreten.“

AMIRA meint: Hauptsache der Minister findet noch Impfwillige. Deren Zahlen gehen nicht zurück, sie brechen ein.

Biontech verlagert Krebsforschung nach England

Impfung, Impfstoff, Biontech … Da war doch noch was? Genau: Das Mainzer Unternehmen, so meldete es die Bildzeitung in dieser Woche, wolle sein neues Zentrum zur Krebsforschung mitnichten „An der Goldgrube 12“, so die Firmenadresse in Deutschland, einrichten. Sondern im englischen Cambridge, wo noch in 2023 die ersten von 70 hochqualifizierten Forscherinnen und Forscher ihre Arbeit aufnehmen sollen. Die Spezialisten sollen die im Zuge der Impfstoff-Entwicklung einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen mRNA-Technologie so weiterentwickeln, dass diese zur Bekämpfung von Krebszellen und Tumoren taugt. Fachleute sehen darin das Potenzial einer individualisierten und wirkungsvollen Therapiealternative. Bis 2030, so heißt es in einer biontech-Mitteilung, möchte das Unternehmen in England 10.000 Krebserkrankte mit einer auf mRNA-Technik basierenden Therapie versorgen. Die Entscheidung, einen Teil der Forschung nach England zu überführen, rechtfertigte biontech-Gründer Ugur Sahin mit bürokratischen Hürden in Deutschland. England habe während der Covid-Pandemie gezeigt, „dass die Entwicklung von Arzneimitteln beschleunigt werden kann – ohne dabei Abkürzungen zu nehmen – wenn alle nahtlos zusammen auf das gleiche Ziel hinarbeiten.“ Die Reaktionen auf diese Entscheidung fielen gespalten aus. Während manche Stimme den Forschungsstandort Deutschland als zu innovationsfeindlich und überbürokratisiert geißelte, kritisierten andere Sahin als undankbar: Das Unternehmen sei schon als Start-Up großzügig gefördert worden und habe durch Impfstoffbestellungen hohe Profite gemacht. Gespräche über den geplanten Umzug mit einem deutschen Ministerium, sei es dem Gesundheits- oder dem Forschungsministerium, hat es nicht gegeben, heißt es von dort.

AMIRA möchte von euch wissen: Wie findet ihr das? Ist das grober Undank? Oder die konsequente Reaktion auf bürokratische Überregulierung? Wir sind gespannt auf eure Meinungen, schreibt sie uns in die Kommentare.