Fieber bei Erwachsenen: Wie es entsteht und behandelt wird
Fieber – ein Symptom, das viele Erkrankungen begleiten kann. Ab wann spricht man bei einem Erwachsenen von Fieber? Wie misst man am besten die Temperatur und wie sieht die ideale Therapie aus?
So gut wie jeder Mensch hatte in seinem Leben schon mal leichtes oder hohes Fieber. Die Körpertemperatur, genauer gesagt die Körperkerntemperatur eines gesunden Erwachsenen, liegt normalerweise zwischen 36,5 und 37,4 Grad Celsius (°C). Sie kann im Laufe eines Tages schwanken, zum Beispiel ist sie nachts niedriger als tagsüber und bei körperlicher Anstrengung kann sie um bis zu 2 °C ansteigen.
Was ist Fieber?
Kommt es zu einem Missverhältnis zwischen chemischer Wärmebildung und physikalischer Wärmeabgabe, steigt die Körperkerntemperatur an und Fieber (lat. Febris oder Pyrexie) entsteht. Bei Erwachsenen: Ab einer Temperatur von 37,5 °C bis zu 38,0 °C spricht man von erhöhter Temperatur, ab 38,1 °C bis 38,5 °C von leichtem Fieber, zwischen 38,6 °C und 39,0 °C von Fieber und ab 39,1 °C von hohem Fieber.
Eine Temperatur von 40 °C und höher kann lebensgefährlich werden. Vor allem ältere Erwachsene sind besonders gefährdet. Es kann zu Austrocknung durch Flüssigkeitsmangel kommen, was wiederum zu Schwindel, Herz- und Kreislaufproblemen sowie Thrombosen führen kann.
Wichtig: Sehr hohes Fieber ab 40 °C ist ein Notfall (Ärzt:in/Notärzt:in rufen, Notruf: 112).
Überblick: Körpertemperatur
Was verursacht Fieber und wie entsteht es?
Zahlreiche Infektionskrankheiten verursachen Fieber, daher ist es ein natürlicher Bestandteil der Abwehrreaktion. Fieber kann unter anderem als begleitendes Symptom bei Harnwegsinfekten, akuter Bronchitis, Grippe, Erkältungen, Covid-19, Lungen- oder Nierenbeckenentzündung vorkommen. Wer Fieber hat, kann sich anfangs sehr müde, schlapp und abgeschlagen fühlen. Weitere Anzeichen von Fieber können zum Beispiel auch Schüttelfrost mit heißer Stirn, Frösteln, Kältegefühl, Appetitlosigkeit, starkes Durstgefühl, trockene und belegte Zunge sowie Schweißausbrüche sein.
Mit Fieber wappnet sich unser Körper gegen schädliche Einflüsse und Bedrohungen, denn Wärme ist ein Reaktionsbeschleuniger (das wissen wir noch aus dem Chemie-Unterricht). So laufen Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Parasiten effektiver und schneller ab. Das Immunsystem reagiert auf Antigene und setzt unter anderem sogenannte Pyrogene (Entzündungsbotenstoffe) frei. Dies passiert auch bei Tumor- oder Autoimmunerkrankungen. Die Botenstoffe gelangen ins Gehirn und sorgen im thermoregulatorischen Zentrum des Hypothalamus für eine erhöhte Wärmeproduktion (durch verstärkte Muskelarbeit → Schüttelfrost) und eine verminderte Wärmeabgabe über die Haut.
Wie stark die Körpertemperatur erhöht wird, hängt von der Art und Menge an Krankheitserregern sowie von der individuellen Reaktion des Abwehrsystems ab. So zeigen manche Erkrankungen typische Fieberkurven, zum Beispiel intermittierendes Fieber bei Tuberkulose, periodisches Fieber bei Malaria oder kontinuierliches Fieber bei verschiedenen Viruserkrankungen.
Wie kann man Fieber messen?
Es gibt digitale Fieberthermometer, Ohrthermometer und kontaktlose Stirnthermometer. Die letzten beiden nehmen Infrarot-Strahlung auf und wandeln sie in ein elektrisches Signal um. Quecksilberthermometer sind veraltet und sollten wegen der Bruchgefahr nicht mehr verwendet werden. Mit einem digitalen Thermometer kann unter der Zunge (sublingual), unter der Achsel (axillär) oder im Enddarm (rektal) gemessen werden.
Die Körperkerntemperatur sollte immer möglichst nahe am Körperkern ermittelt werden. Daher ist die rektale Messung am genauesten. Ist diese Messmethode nicht möglich, sind die sublinguale Messung und die Messung im Ohr mit einem Infrarot-Thermometer, die besten Alternativen. Allerdings muss sowohl beim Ohr als auch beim Stirnthermometer auf die korrekte Durchführung nach der Bedienungsanleitung geachtet werden.
Wie wird Fieber behandelt?
Da es sich um eine normale Immunreaktion des Körpers handelt, muss Fieber und damit auch die Abwehrreaktion nicht sofort mit Antipyretika (meist Paracetamol, Ibuprofen, ab 12 Jahren Acetylsalicylsäure, aber auch Coxibe oder Glucokortikoide) unterdrückt werden. Nach der Empfehlung des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten sollte leichtes Fieber bis 39 °C auch nicht gesenkt werden, da eine erhöhte Körpertemperatur dem Körper hilft, Krankheitserreger zu bekämpfen. Außerdem: Die Therapie muss sich vor allem gegen die auslösende Ursache, also die Grunderkrankung und nicht gegen das Symptom Fieber richten.
Bei Fieber sollte man sich schonen und ausreichend Ruhe gönnen. Absolut wichtig ist eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr (viel Wasser und ungesüßte Kräutertees trinken), um der Austrocknung entgegenzuwirken. Mittels lauwarmer Wadenwickel oder Ganzkörperwaschungen kann eine sanfte Temperatursenkung erzielt werden, ohne die Immunreaktion zu unterbrechen. Je nach Erkrankung, Allgemeinzustand und individuellem Empfinden des Patienten kann das Fieber medikamentös gesenkt werden.
- Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen (beides NSAR) wirken fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzstillend.
- Paracetamol (gehört zu der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika): ebenfalls fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung.
Wann zum Arzt?
Erwachsene sollten bei hohem Fieber (ab 39,5/40 °C), das länger als einen Tag besteht, wenn weitere Anzeichen wie Schüttelfrost, Benommenheit, Verwirrtheit oder Fieberkrämpfe auftreten, grundsätzlich eine:n Ärzt:in aufsuchen.