Wochenrückblick: Verhaltender Impfbeginn in Apotheken, neue Details zur Abrechnung von PoC-NAT-Tests und weiterhin vermehrt Lieferengpässe bei Tamoxifen

Höhepunkt der Omikron-Welle sei Mitte Februar zu erwarten, Karl Lauterbach stellt Lockerungen aber in Aussicht, neue Details zur PoC-NAT-Testabrechnung, weiter Lieferengpass bei Tamoxifen. Mehr Infos gibt’s im Überblick.

Verhaltener Impfbeginn in den Apotheken

Deutschlandweit wird nun in Apotheken geimpft. Seit Kurzem dürfen ärztlich geschulte Apotheker:innen gegen Corona impfen – vorausgesetzt es gibt geeignete Räumlichkeiten und die erforderliche Ausstattung ist vorhanden. Obwohl viele Apotheker:innen grundsätzlich interessiert und bereit dazu sind, ihrer Kundschaft ein solches niedrigschwelliges Angebot zu machen, verlief der Beginn eher verhalten. Von den insgesamt 18.500 Apotheken hatten zunächst nur rund 500 Impfstoff bestellt. Gründe dafür können unter anderem die bisher zu geringe Nachfrage in Apotheken sein, das derzeit große Impfangebot in Hausarztpraxen sowie mögliche technische Hürden. Denn die Apotheken müssen ihre Impfungen täglich über das Digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) an das Robert Koch-Institut (RKI) melden. Bis zuletzt war bei vielen Apotheken nicht klar, ob sie rechtzeitig an das System angeschlossen werden. Wie viele andere Verantwortliche rechnet der Geschäftsführer der saarländischen Apothekerkammer, Carsten Wohlfeil, mit einer Zunahme der Nachfrage, sobald der Impfstoff Novavax verimpft werden kann oder eine vierte Impfung empfohlen wird.

Zur Info: Teilnehmende Apotheken müssen an das Digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) angeschlossen sein, über das tagesaktuell die durchgeführten Impfungen an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet werden müssen (Impfsurveillance, s. § 4 IfSG). Interessierte Apotheken können sich bei der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. umfangreich informieren.  

Neue Details zur PoC-NAT-Testabrechnung

Viele Apotheken bieten bereits PoC-NAT-Tests an, die wie die PCR-Tests auf der Nukleinsäureamplifikationstechnik (NAT) basieren, aber im Gegensatz dazu nicht zur Auswertung in ein Labor geschickt werden müssen. Durch die einfache und schnelle Auswertung in der Apotheke können die sehr genauen Tests noch am selben Tag ausgewertet werden, an dem auch die Probenentnahme stattgefunden hat. Dies soll die Arbeit der überlasteten Testlabore bei der schnellen Verifizierung positiver Antigen-Schnelltests erleichtern. Einziger Wermutstropfen: die Vergütung. Die Apotheken erhalten nach ihrer Registrierung bei der zuständigen Krankenkasse 30 Euro pro Test zuzüglich 8 Euro für den Abstrich. Dieser Betrag deckt derzeit aber nicht die Beschaffungskosten (die Kosten werden in einer monatlichen Sammelabrechnung über die Krankenkassen abgerechnet). Im Laufe des Februars wird eine Erhöhung der Vergütung auf 43,56 Euro plus 8 Euro erwartet.

Derzeit hat jede:r Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test, der einen nachweislich positiven Kontakt belegen kann, beispielsweise über die Corona-Warn-App. Das soll sich künftig ändern. Mit der kommenden Änderung der Testverordnung sollen nur noch Personen mit positivem Schnelltest an einer zertifizierten Teststation weiterhin einen PCR-Test bezahlt bekommen, so das Bundesministerium für Gesundheit.

Noch immer Engpass bei Tamoxifen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die Fachkreise darüber informiert, dass bereits seit Januar ein Lieferengpass bei Tamoxifen besteht. Betroffen davon sind mehrere Hersteller, zurzeit etwa 85 Prozent des Marktes, und hauptsächlich die 20mg-Tablette. Da der selektive Östrogenrezeptor-Modulator für die Therapie bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs unverzichtbar ist, sind die Sorgen der Patient:innen groß, und in den Apotheken werden die Gründe dafür erfragt. Der Verband Pro Generika e. V. mit Sitz in Berlin verweist darauf, dass einige Zulieferer die Produktion eingestellt haben, da es für sie nicht mehr wirtschaftlich war und teilte mit, dass „unter Hochdruck“ nach einer schnellen Lösung gesucht wird.

Die aktuellen Empfehlungen zur Überbrückung des Engpasses sind:

- täglich zwei Tabletten mit 10mg einnehmen statt einer 20mg Tablette oder

- Tamoxifen temporär durch andere Formen der endokrinen Therapie ersetzen, sofern keine Kontraindikationen vorliegen.

Neue Coronaregeln in verschiedenen Bundesländern

Trotz der bundesweit sehr hohen Inzidenz haben sich einige Bundesländer in der vergangenen Woche dazu entschlossen, die Coronaregelungen zu lockern. Um dem Einzelhandel wieder Auftrieb zu geben gilt beispielsweise in Baden-Württemberg (BW), Brandenburg, Bremen, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein die 3G-Regel nicht mehr. Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ziehen ab Samstag, den 12. Februar, sowie Rheinland-Pfalz ab dem 18. Februar nach. In BW fällt jetzt wieder die Sperrstunde in der Gastronomie weg. Die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt aber in allen Bundesländern weiterhin bestehen. Auch Bayern verzichtet jetzt auf eine Sperrstunde, und für Friseure oder kosmetische Behandlungen gilt nur noch 3G statt 2G.

In Berlin und Bremen muss die Anwesenheit bei Veranstaltungen und im Sport, in Gaststätten und in Beherbergungsbetrieben nicht mehr dokumentiert werden. Für geboosterte Personen sowie in den ersten drei Monaten nach der doppelten Impfung oder Genesung entfällt die Testpflicht in Berlin, Hamburg und in Niedersachsen. Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt bleiben vorerst bei den strengeren Regelungen.

Karl Lauterbach stellt Lockerungen vor Ostern in Aussicht

In der letzten Bundespressekonferenz in Berlin (Dienstag, 8. Februar) teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit, dass er die Lockerungen, die viele Bundesländer zurzeit vornehmen, als verfrüht ansehe. Angesichts der Omikron-Welle, die ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, sieht er aktuell keinen Anlass, die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zurückzunehmen. Der Höhepunkt der Omikron Welle sei erst Mitte Februar zu erwarten. Lauterbach erklärte dazu: „Wir haben derzeit eine funktionierende, erfolgreiche Strategie; diese jetzt ohne Not zu gefährden, kann nicht unser Ziel sein.“ Mit ersten Öffnungsschritten könne aber noch deutlich vor Ostern gerechnet werden. Ergänzend dazu teilte RKI-Präsident Prof. Lothar H. Wieler mit, dass er „optimistisch“ sei und die Omikron-Welle bald überstanden sein soll.

Impfpflicht-Debatte

Die Impfpflicht im Gesundheitswesen soll ab 15. März 2022 wirksam werden. Derweil gibt es Ärger um die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Laut dieser müssen Beschäftigte von beispielsweise Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen und Rettungsdiensten (gilt nicht für Apothekenpersonal) bis zum 15. März 2022 ihrem Arbeitgeber einen Nachweis über eine abgeschlossene Impfung, einen Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest, welches von der Impfpflicht aus gesundheitlichen Gründen befreit, vorlegen. Fehlt der Nachweis, muss das Gesundheitsamt informiert werden – mit der möglichen Folge eines Betretungs- oder Tätigkeitsverbot. Bayern hatte jedoch angekündigt, die Umsetzung des Gesetzes vorerst auszusetzen, bis sämtliche organisatorische Fragen geklärt sind. Die bayrische Diskussion über eine Rücknahme der einrichtungsbezogenen Impfpflicht hält der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jedoch für sehr problematisch.

Douglas übernimmt Versandapotheke Disapo

Obwohl es sich schon länger abzeichnete, dass Douglas auch im Gesundheitsmarkt Fuß fassen will, ist die Übernahme der Versandapotheke Disapo ein Coup, den nicht viele erwartet hatten. Konzernchefin Tina Müller deutete bereits im letzten Quartal 2021 an, dass sie sich eine Online-Apotheke als Ergänzung des Angebots vorstellen könne und erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass sie ein enormes Potenzial beim strategischen Einstieg in den deutschen und europäischen Onlineapothekenmarkt sähe.

Durch die Übernahme will die Parfümeriekette das Produktportfolio auf zunächst rezeptfreie Medikamente erweitern. Im Zuge der E-Rezept-Einführung will Douglas aber auch in den Rx-Markt einsteigen und sich das komplette Apothekengeschäft erschließen. Konzernchefin Tina Müller erhofft sich durch das kommende E-Rezept Wachstumsmöglichkeiten. Zudem sei geplant, Apotheken-Counter in den Flagship-Stores in Berlin, Hamburg und München einzurichten. An denen sollen Apotheker:innen zu Nahrungsergänzungsmitteln und Apothekenkosmetik beraten. Im Frankfurter Flagship-Store sei dies schon umgesetzt.