Wochenrückblick: Spendenaufruf, neue Impfungen und das Apothekensterben

Auch diese Woche ist wieder viel los in der Welt der Gesundheitsnachrichten, aber keine Panik, das Wichtigste haben wir dir natürlich - wie jeden Samstag - zusammengestellt. Nach den schrecklichen Erdbeben in Syrien und der Türkei bricht diese Woche ein Einsatzteam von "Apotheker ohne Grenzen" auf, um vor Ort zu helfen. Finanzielle Mithilfe wird dringend benötigt. AMIRA zeigt dir, wo du schnell und unkompliziert helfen kannst.

Spendenaufruf: Apotheker ohne Grenzen bereit zum Einsatz

An diesem Samstag wird das erste Notfall-Einsatzteam von „Apotheker ohne Grenzen“ Deutschland in Richtung Türkei/Syrien verlassen, um vor Ort wichtige pharmazeutische Hilfe zu leisten. „Wir haben schon auf solche Katastrophen abgestimmte Erste-Hilfe-Maßnahmen-Pakete im Gepäck und sind mit unseren erfahrenen Einsatzkräften bereit“, so AoG-Geschäftsführerin Eliette Fischbach. Das Team wird sich vor allem an der Arzneimittel-Koordination und -Abgabe beteiligen. Um die für den Einsatz benötigten Medikamente auch weiterhin kaufen zu können, bittet AoG um finanzielle Unterstützung. Von Arzneimittel-Spenden sollten Hilfswillige jedoch absehen, denn diese könnten nicht immer zielgerichtet eingesetzt werden. Spenden kann man auf der Seite www.apotheker-ohne-grenzen.de/jetzt-spenden . Hier im Dropdown-Menü „Spendenzweck“ „Erdbeben Türkei/Syrien“ auswählen. Wer eine Spendendose in der Offizin aufstellen will, dem steht unter www.apotheker-ohne-grenzen.de/nothilfe-erdbeben-tuerkei-syrien ein Motiv zur Verfügung, mit dem sich eine auf dem Handverkaufstisch platzierte Spendendose bekleben lässt. AMIRA meint: Gute Sache!

Insuman-Engpass

Bei Insuman Rapid, Insuman Basal und Insuman Comb 25 kommt es derzeit zu Lieferengpässen. Das Ende des Lieferengpasses abzuwarten, ist für Patient:innen keine Option. Daher müssen Patienten auf andere Insulinpräparate umsteigen bzw. eingestellt werden. Der Fall von Insuman® entstand durch verzögerte Lieferungen von benötigten Komponenten für den „Pen“. Dazu kamen weitere Probleme bei der Abfüllung, die in einem globalen Lieferengpass resultieren. Sanofi hat Prognosen aufgestellt, wann mit einer normalen Versorgung in Deutschland gerechnet werden kann:

  •  ab Juli 2023 für Insuman® Basal,
  • ab August 2023 für Insuman® Comb 25 und
  • ab November 2023 für Insuman® Rapid

 

Da ein Insulin-Mangel schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation werden kann, sollten die Patien:innen schnellstmöglich auf ein anderes Insulin eingestellt werden. Wichtig dabei ist, dass die Blutglucose-Werte streng überwacht werden. Alternativen für deine Kundschaft erfährst du hier. 

Freie Apothekerschaft gibt Abgeordneten Schuld am Apothekensterben

Mit den Worten: „Die Apothekerschaft wird ausgenutzt nach Strich und Faden!“ reagierte Daniela Hänel, 1. Vorsitzende des Verbands „Freie Apothekerschaft“ auf das anhaltende und beschleunigte Apothekensterben. Dazu trüge vor allem das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz bei, das weitere Verschärfungen von Rabatten und Kassenabschlägen mit sich bringe, während es in anderen Bereichen seit Jahrzehnten Diäten- und Tariferhöhungen gebe, von denen besonders die profitierten, die die Einnahmen der Apothekerschaft durch ihre Entscheidungen schmälerten. Gemeint sind Kassenvorstände und Bundestagsabgeordnete. Hänel: „Die Abgeordneten sind auch und besonders dafür mitverantwortlich, wenn in ihren Wahlkreisen Apotheken schließen müssen, Arbeitsplätze in der Folge verlorengehen und die Versorgung der Bürger, vorwiegend in den ländlichen Gebieten, deutlich schlechter wird. Besonders enttäuscht sind wir aber über die Abgeordneten, die sich vehement für eine Frauenquote einsetzen, aber durch ihre Abstimmung die Apothekenmitarbeiterinnen brüskieren, die mit 80 Prozent den Großteil des Personals ausmachen, indem sie deren Kompetenz und Arbeitsplätze dermaßen in Frage stellen!“ Weil schon heute alle 22 Stunden eine Apotheke schließt, will die freie Apothekerschaft unter dem Slogan „Weggespart“ sich vor den nächsten Land- und Bundestagswahlen öffentlichkeitswirksam zu Wort melden. In Richtung Regierung sagte Hänel: „Mit täglich drei bis vier Millionen Menschen in den Apotheken werden wir die Möglichkeit nutzen, der Bevölkerung vor den nächsten Wahlen diese komplett fehlgeleitete Gesundheitspolitik des Wegsparens zu verdeutlichen.“

Impfung I: Brustkrebsimpfung überzeugt in Studie

Seit mehreren Jahren arbeitet ein Forscherteam der University of Washington an einer Impfung gegen Brustkrebs. Die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Phase-1-Studie belegen, dass der neu entwickelte Plasmid-DNA-Impfstoffkandidat sicher ist und die gewünschte Immunantwort auslöst. Darüber hinaus ist der Studienleiter sehr zufrieden mit der 10-Jahres-Überlebensrate der Patient:innen. An dieser nicht randomisierten, offenen, einarmigen Studie nahmen 66 Patient:innen mit eines HER2-positiven Brustkrebses in den Stadie III und IV in Remission nach Abschluss der Chemotherapie teil. Sie erhielten drei Dosen von 10, 100 oder 500 Mikrogramm Plasmid-DNA im Abstand von einem Monat. Die Nachbeobachtungszeit betrug 10 Jahre (Median, Bereich 3–13 Jahre). In Bezug auf die Sicherheit beschränkten sich die Nebenwirkungen weitgehend auf Rötung und Schmerzen an der Injektionsstelle sowie grippeähnliche Symptome kurz nach der Impfung. Eine der Forscherinnen, Prof. Dr. Mary Disis berichtete sinngemäß: „Wir haben diese Frauen nun zehn Jahre lang begleitet und 80 Prozent von ihnen sind noch am Leben. Das ist bemerkenswert, da Frauen mit vergleichbaren Brustkrebserkrankungen eine 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von gerade einmal 50 Prozent hätten. Das gibt Anlass zu Optimismus in Bezug auf die jetzt beginnenden Phase-II-Studien.“

Impfung II: Endlich Vakzin gegen invasive Pilzinfektionen?

Die Pharmazeutische Zeitung berichtet in dieser Woche über vielversprechende Ansätze, endlich einen Impfstoff gegen Pilzerreger entwickeln zu können, die vor allem für immungeschwächte Patienten eine Gefahr darstellen.  Forscher vom Center for Vaccines and Immunology der University of Georgia in Athens, USA hätten präklinische Daten zu einem Impfstoff vorgelegt, der die drei pathogenen Gattungen Aspergillus, Candida und Pneumocystis eindämmen soll. Basis des Impfstoffs ist ein in allen drei Gattungen vorkommendes Peptid (NXT-2), das im Tierversuch an immunsupprimierten Mäusen und Makaken die Bildung von Antikörpern hervorgerufen habe. Im Mäusemodell sorgte der Impfstoff gegenüber dem Placebo für eine deutlich geringere Belastung mit Lungenpilzen nach einer Aspergillusinfektion, außerdem verloren die Tiere signifikant weniger Gewicht. Auch immunsupprimierten Makaken zeigten nach einer Infektion mit einem artspezifischen Pneumocystis-Erreger eine bessere Abwehrreaktion als Artgenossen, die lediglich ein Placebo erhielten. Die Ergebnisse könnten ein Lichtblick für viele Menschen sein, betonten die Autoren der Studien, weil sich die Zahl der Patienten, die von einer invasiven Pilzinfektion bedroht seien, durch demografische Prozesse ständig erhöhe.

Großbritannien: Zuckersteuer führt zu weniger Fettleibigkeit – wenn auch nicht bei allen

Mit dem schönen Wortspiel in der Überschrift „Britische Zuckersteuer macht sich bezahlt“ berichtet die Pharmazeutische Zeitung diese Woche über eine im Fachjournal „Plos Medicine“ veröffentlichte Studie, der zufolge sich die Anzahl fettleibiger Kinder verringert habe, nachdem Großbritannien im Jahr 2018 eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt hat. Seither nimmt der Staat den Herstellern zuckerhaltiger Getränke 18 Pence pro Liter ab, wenn der Zuckergehalt zwischen 5 und 8 g/100 ml liegt, und 24 Pence, wenn der Wert höher ist. Die Maßnahme hat zu einem deutlichen Rückgang stark gezuckerter Limonaden (mehr als 5g/100ml) von 49 Prozent im Jahr 2015 auf nur noch 15 Prozent in 2019 geführt. Infolgedessen sei das relative Risiko für die als Gesundheitsrisiko eingeschätzte Fettleibigkeit bei zehn bis elfjährigen Mädchen um acht Prozent gefallen. Die Autoren der Studie rechnen vor, dass damit 5234 Mädchen aus dieser Altersgruppe die Adipositas erspart worden sei, und zwar vor allem solchen aus sozial schwächeren Schichten.  Die nämlich würden bekanntermaßen besonders gern Softdrinks trinken. Alles gut also? Nicht ganz: Die Verfasser räumen selbst ein, dass der Effekt nicht bei allen Gruppen gleichermaßen eingetreten sei. So hätten Vorschulkinder und Jungen im Alter von zehn und elf Jahren nicht profitiert. Warum? Eine Erklärung lautet nach Meinung der Wissenschaftler, dass Vorschulkinder nicht so viele gesüßte Limonaden tränken, dafür aber mehr Fruchtsäfte, die viel Zucker enthalten, aber nicht von der Steuer erfasst werden. Der Lenkungseffekt würde in diesem Fall nicht greifen. Und was ist mit den zehn- bis elfjährigen Jungs? Die Erklärung bleibt vage, hat irgendetwas mit Sport zu tun, mit Werbung und energiedichten Lebensmitteln. Trotz dieser Defizite bleiben die Autoren zuversichtlich, einen Zusammenhang gefunden zu haben: »Wir wissen, dass der Konsum von zu viel zuckerhaltigen Getränken zur Entstehung von Fettleibigkeit beiträgt und dass die SDIL zu einem Rückgang des Zuckergehalts von Softdrinks geführt hat, also ergibt es auch Sinn, dass die Fallzahl von Fettleibigkeit sinkt – auch wenn wir das nur bei Mädchen gesehen haben.«