Ein Apotheker sagt "Danke, liebe PTA!"

Dr. Erol Yilmaz, Apotheker in Witten, Apothekenberater und auf Facebook in der inspirierenden Gruppe „Y-Vision" unterwegs, weiß aus seiner täglichen Arbeit und Beratungstätigkeit, wie wichtig die PTA für das Funktionieren der öffentlichen Apotheke sind. Er nutzt den „Tag der PTA" an dieser Stelle, um einfach mal „Danke!" zu sagen.

Liebe PTA!

Um es vorweg zu nehmen: Ja, Sie sind unverzichtbar! Ohne Sie, die PTA, würde keine Apotheke in Deutschland funktionieren. Sie sind also, um einen in letzter Zeit vielgebrauchten Begriff zu verwenden „systemrelevant“.

Wir alle wissen und spüren, dass die öffentliche Apotheke in unserem Land von mehreren Seiten unter Druck gesetzt wird und ihre Existenz mittel- und langfristig bedroht ist. Warum ist das so? Die Antworten kennen wir: Es ist eine teilweise erratische Gesundheitspolitik, die ihr Heil fast ausschließlich in der Kostenreduktion sieht. Rabattverträge, Festbeträge und geradezu lächerliche Vergütungen für Leistungen, die für Apotheken einen erheblichen Mehraufwand bedeuten, etwa beim Management von Medikamentenengpässen, schmälern die Ertragsbasis der öffentlichen Apotheke enorm. Was in vielen Apotheken wiederum den Spielraum einschränkt, Ihre Leistungen durch eine Erhöhung Ihrer Vergütung angemessen anzuerkennen. Gleichzeitig werden die Aufgaben, auch verursacht durch bürokratische Vorgaben, immer umfangreicher und der Workload immer höher. Es ist bewundernswert, wie engagiert und motiviert Sie trotz dieser Widrigkeiten bei der Sache bleiben.

Der überall spürbare Personalmangel verlangt Ihnen Mehrarbeit und Flexibilität ab, ohne die sich der Auftrag der Apotheke, die Versorgung der Bevölkerung mit den erforderlichen Medikamenten zu sichern, nur schwer erfüllen ließe. Dass Sie bei krankheitsbedingtem Ausfall von Kolleginnen und Kollegen – wie er gerade in der Pandemiezeit regelmäßig vorkam – zum Teil grenzwertig gefordert wurden und dieser Belastung im Sinne Ihrer Kunden geschultert haben, verdient größten Respekt und vielfachen Dank. Es ist beeindruckend, wie resilient Sie sich in den vergangenen drei Jahren gegenüber allen An- und Herausforderungen gezeigt haben!

Dr. Erol Yilmaz

Eine weitere Bedrohung für unser Heilgewerbe geht vom Versandhandel aus. Auch das ist kein Geheimnis, aber es ist beunruhigend, dass die Vor-Ort-Apotheke trotz aller eigener Anstrengungen in Richtung „Online“ es noch immer nicht geschafft hat, sich ihren Anteil vom Kuchen zumindest abzusichern. Ja. Doch. Zugegeben. Es hat sich viel getan im Bereich Online-Business der öffentlichen Apotheke, dennoch drohen weitere Teile unseres Umsatzes zu den Versendern abzuwandern. Und ob Entwicklungen, wie die im Moment vieldiskutierte „Künstliche Intelligenz“, die Waage eher zugunsten der Versender oder zu unseren Gunsten neigt, ist noch nicht abzusehen. Sicher ist: KI wird, ebenso wie andere EDV-gestützte Verfahren und Kompetenzen, Einzug in unseren Beruf halten und diesen verändern. Die Einführung des E-Rezepts wurde verbockt, die elektronische Patientenakte dürfen wir mit Spannung erwarten. Dass beides kommen wird, steht indes fest. Dass Sie sich von den Unwägbarkeiten, die mit der weiteren Digitalisierung verbunden sind, kaum beeindrucken lassen, imponiert!

Das sind in meinen Augen die drei größten Gefahren für unseren gemeinsamen Arbeitsplatz: Ein durch Politik und deren bürokratische Vorgaben hervorgerufener, existenzbedrohender Kostendruck. Der Personal- und Nachwuchsmangel. Dann die Konkurrenz durch den Versandhandel, flankiert durch Entwicklungen in EDV und KI, deren Wirkungen noch nicht abzuschätzen sind.

Was können wir dem entgegensetzen?

Unsere, nein besser: Ihre Tugenden!

Ihre Fach- und Sachkunde. Ihre warmherzige, offene und interessierte Hinwendung zu den Menschen, die am HV-Tisch Rat und mitunter Trost erhoffen. Ihr Wissen um die Möglichkeiten zur Therapieoptimierung mittels OTC-Präparaten, das auch auf die Ertragslage Ihrer Apotheke einzahlt. Ihr Engagement beim Erbringen pharmazeutischer Dienstleistungen. Ihr stetes Bestreben, durch Weiterbildung Wissen zum Nutzen Ihrer Kundschaft zu erwerben – um nur einige wenige dieser Tugenden zu nennen. Oder anders gesagt: Ihre große Stärke ist der Umgang mit Menschen, sei es im Apothekenteam oder im Austausch mit der Kundschaft. Ihr Wissen, Ihr Engagement und Ihre Leidenschaft sind unersetzlich und tragen dazu bei, dass die Apotheke ein Ort der Gesundheit und des Wohlergehens bleibt. Das haben wir jedem Versender, jeder kommenden KI voraus.

Zum „Tag der PTA“ möchte ich Ihnen, und ich darf davon ausgehen: sicherlich auch im Namen der gesamten Apothekerschaft, meine tiefste Anerkennung und meinen Dank aussprechen. Ohne Sie, das wiederhole ich gern, ist die öffentliche Apotheke undenkbar. Und das ist gut so!

Herzlich, Ihr Erol Yilmaz