Arzneipflanzen: Gut bei Muskel- und Gelenkschmerzen

Arzneipflanzen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und die Zahl der Patienten, die sich bei Muskel- und Gelenkschmerzen selbst therapieren, ist groß. Welche pflanzlichen Mittel für Linderung sorgen können, erfährst du hier.

Unsere Gelenke und Muskeln leisten jeden Tag Schwerstarbeit. Kein Wunder, dass wir spätestens im Alter die ersten Abnutzungserscheinungen in den Gelenken bemerken. Besonders betroffen: Hüft-, Knie- und Fußgelenke. Durch den Verschleiß nimmt die Knorpelschicht im Laufe der Jahre langsam, aber stetig ab. Eine häufige Folge: irreparable Schädigung des Gelenkknorpels (Arthrose). Schmerzen in den Gelenken können allerdings sehr verschieden sein, betreffen kleine oder große Gelenke, sind akut oder chronisch. Ebenso gibt es unterschiedliche Ursachen für diese Beschwerden.

Neben den verschreibungspflichtigen Medikamenten, die deine Kunden von ihrem Arzt nach der entsprechenden Anamnese und Diagnostik verordnet bekommen, hast du auch die Möglichkeit, sie zu pflanzlichen Präparaten zu beraten. Sie wirken unterstützend und können sowohl Verspannungen und Schmerzen lindern sowie Entzündungen hemmen.

Teufelskralle und Weidenrinde

Schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken vor allem Teufelskralle und Weidenrinde, die du auch deiner rheumageplagten Kundschaft empfehlen kannst. Der konzentrierte Extrakt aus den Sekundärwurzeln der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), ist gut verträglich und hat kaum Nebenwirkungen. Kontraindiziert ist sie lediglich bei einer Überempfindlichkeit gegen die Pflanze selbst und bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Klinische Studien zeigen eine relevante analgetische Wirkung, so dass dieser Extrakt bei rheumatischer Arthritis, wie auch bei chronischen Rückenschmerzen eingesetzt werden kann.

Alleine mit Teufelskralle sind die Schmerzen zwar meist nicht in den Griff zu bekommen. Doch in Kombination mit anderen schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten wie nichtsteroidale Antirheumatika (kurz NSAR) können die Beschwerden häufig gelindert und damit die Lebensqualität deiner Kundschaft verbessert werden. Die Wirkung der Inhaltstoffe aus der Teufelskralle beruht vermutlich auf den enthaltenen Iridoglycosiden, besonders dem Harpagosid und dem Aglykon Harpagid. Als wirksam haben sich Tagesdosen von gesamt etwa 4,5 g Droge erwiesen. Das entspricht ungefähr einem Teelöffel.

Weihrauch und Myrrhe

Weihrauch und Myrrhe sind besonders in der Vorweihnachtszeit als Düfte beliebt. Bei Gelenkerkrankungen bieten sie jedoch das ganze Jahr über eine gute und wirksame Unterstützung. Der Weihrauch (Boswellia sacra) ist ein bekanntes Gummiharz, das Boswelliasäuren, Triterpene, Schleimstoffe und ein ätherisches Öl enthält. Die Boswelliasäuren aus dem Harz haben eine nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung, das ätherische Öl wirkt antibiotisch und abschwellend. So ist eines der Einsatzgebiete für den Weihrauch auch die Arthritis. Die Myrrhe enthält Commiphora-Säuren, die ebenfalls entzündungshemmend wirken – nicht umsonst war der Myrrhenbaum die „Arzneipflanze des Jahres 2021“.

Pfefferminze, Eukalyptus und Rosmarin

Als Creme oder Pflaster erhältlich sind Zubereitungen mit dem Wirkstoff von Cayennepfeffer, Capsaicin, die äußerlich angewendet werden. Die Scharfstoffe erzeugen einen leichten Schmerz- und Wärmereiz auf der Haut, brennen, und lenken damit zunächst gewissermaßen von den eigentlichen Schmerzen ab. Der durchblutungsfördernde Effekt der Substanz P wird durch eine Vasodilatation und eine Histaminausschüttung der Mastzellen bewirkt. Das erhöht den Cortisolspiegel im Plasma und unterdrückt die Schmerzübertragungswege. Wer bei Capsaicin mit Überempfindlichkeitsreaktionen zu kämpfen hat kann eine Salbe ausprobieren, die mit einer Dreifachkombination aus hochdosierten ätherischen Ölen – Pfefferminze, Eukalyptus und Rosmarin – ebenfalls die Durchblutung anregt. Das enthaltene Menthol ist für die zunächst kühlende Wirkung verantwortlich, die Durchblutungs-förderung und Schmerzlinderung erfolgt im Grundsatz ähnlich wie beim Capsaicin. Vorsicht ist bei diesen Topika immer geboten, damit sie nicht in Kontakt mit den Schleimhäuten, besonders denen der Augen geraten. Deinen Kund:innen solltest du immer ans Herz legen, sich nach dem Auftragen einer entsprechenden Salbe gut die Hände zu waschen. Auch möglich: Direkt Einmalhandschuhe anziehen oder eine Applikationshilfe verwenden.

Bergwohlverleih (Arnika) und Beinwell

Ebenfalls ausschließlich äußerlich anzuwenden sind der Bergwohlverleih (Arnika montana) oder auch der Beinwell (Symphytum officinale). Beide Heilpflanzen haben ebenfalls entzündungshemmende, schmerzlindernde und durchblutungsfördernde Eigenschaften.  Laut verschiedener Studien sollen Beinwellsalben eine ähnlich gute Schmerzlinderung erreichen können wie Gele mit dem Wirkstoff Diclofenac.

Auch Salben mit den Wirkstoffen aus der Arnika-Pflanze zeigen sowohl bei Muskel- als auch Gelenkbeschwerden eine abschwellende Wirkung. Arnika enthält unter anderem die Sesquiterpenlactone Helenalin und Dihydrohelenalin, verschiedene Flavonoide, Chlorogensäure, Cumarine und ein ätherisches Öl. Es gibt Präparate und Gele, in denen Arnika mit weiteren pflanzlichen Extrakten kombiniert ist: zum Beispiel Arnika mit Rosskastanie, asiatischen Wassernabel, Aloe Vera, Pfefferminze und Wintergrün. Solch ein Kombinationsgel aus verschiedenen Pflanzen- und Kräuterextrakten kann ebenfalls helfen Muskelverspannungen zu beruhigen. Wichtig: Zubereitungen mit den Wirkstoffen aus der Arnika-Pflanze sollten ausschließlich auf gesunder und unverletzter Haut angewendet werden.

Wilde Hagebutte

In den vergangenen Jahren ist die wilde Hagebutte (Rosa canina) immer mehr in den Fokus geraten. Ihre Samen enthalten große Mengen an Ascorbinsäre (Vitamin C), Carotinoide, Polyphenole und Galaktolipide, die eine pharmazeutisch interessante Wirkung haben. Ihre antiinflammatorischen Effekte konnten in Studien bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis überzeugen, bei Osteoarthrose- Patienten wirkte sich die Einnahme der gepulverten Samen schmerzlindernd aus. Sie ist dazu in der Lage, das Einwandern von Leukozyten in das Entzündungsgebiet einzudämmen. Das Knorpelgewebe wird somit weniger geschädigt. Darüber hinaus verhindert das Pulver die Ansammlung freier Radikale, die ebenfalls zu Schädigungen des Knorpelgewebes führen.

Als Tipp aus der heimischen Küche könnt ihr euren Kunden zudem mitgeben, dass eine Mischung aus Kreuzkümmel, Koriander und Muskat zu gleichen Teilen bei 80 Prozent der Arthrose-Patienten die Beschwerden reduzieren konnte. Vermutlich hilft diese Mischung dabei, die Durchblutung der Gelenkschleimhaut zu verbessern. Die Patienten sollten zwei Messerspitzen davon pro Tag mit Wasser oder Joghurt einnehmen. Und wenn wir schon bei Gewürzen sind – auch Kurkuma hat erwiesenermaßen entzündungshemmende Effekte.

Tipp: Schaut euch dazu doch einmal unser Rezept für unseren Kurkuma-Shot an

Brennnessel und Löwenzahn

Stoffwechselanregend und damit schmerzlindernd bei den genannten Beschwerden wirken Brennnessel und Löwenzahn, die auch eine ausleitende Wirkung besitzen. Zudem findet sich in Brennnesselkraut sehr viel Silizium, das eine knorpelstabilisierende Wirkung hat, indem es zur Bildung von Kollagen und Glykosaminoglykan beiträgt. Gelöst kann Silizium übrigens vom Körper deutlich besser aufgenommen werden. Hier ist ein Brennnessel-Smoothie genau das richtige, um optimal von den Wirkstoffen zu profitieren. Übrigens: Die Brennnessel wurde zur Heilpflanze des Jahres 2022 gewählt. Grund dafür ist der vielseitige therapeutische Nutzen der Pflanze.

Du siehst also, welch zahlreiche Möglichkeiten aus dem Phytobereich dir bei der Diagnose Muskel- oder Gelenkbeschwerden zur Verfügung stehen. 

Eine praktische Übersicht über wichtige Heil- und Arzneipflanzen findest du in dieser Tabelle:

Capsicum (Heilpflanze)