Beratung zu Augenerkrankungen: Selbstmedikation & Prävention

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Auch das »trockene Auge« gehört zu den häufigen Augen­erkrankungen. Die Symptome reichen von einfachen Befindlichkeitsstörungen wie Jucken und Brennen bis hin zu qualvollem Fremdkörpergefühl.

Auch das »trockene Auge« gehört zu den häufigen Augen­erkrankungen. Die Symptome reichen von einfachen Befindlichkeitsstörungen wie Jucken und Brennen bis hin zu qualvollem Fremdkörpergefühl. Unbehandelt kann es zu Austrocknungen mit Epitheldefekten kommen. Ein defekter Tränenfilm ist zudem ein Risikofaktor für bakterielle Augenentzündungen.

Betroffen sind besonders Frauen, was vermutlich hormonell bedingt ist. Bildschirmarbeit führt häufig zu einem Sicca-Syndrom, da die Frequenz des Lidschlags vermindert ist und es dadurch zu einer selteneren Benetzung der Augen kommt. Des Weiteren können überheizte, trockene Räume, Klimaanlagen, das Gebläse im Auto oder das ständige Tragen von Kontaktlinsen diese Reizerscheinungen auslösen. Auch die Langzeiteinnahme bestimmter Arzneimittel (z. B. Benzodiazepine, Betablocker, trizyklische Antidepressiva, a-Sympathomimetika) kann ein Sicca-Syndrom verursachen.

Der natürliche Tränenfilm ist mehrschichtig. Er besteht aus Lipiden, Wasser und Mucin. Eine intakte Fettschicht schützt den Tränenfilm vor Verdunstung. In vielen Fällen wird das »trockene Auge« durch eine Störung dieser Lipidschicht hervorgerufen. Diese wiederum kann durch eine Funktionsstörung der Meibom-Drüsen am Lidrand verursacht sein, die die lipidhaltige Phase des Tränenfilms produzieren. Präparate, die in ihrer Zusammensetzung der natürlichen Tränenflüssigkeit nachgebildet sind, können die unangenehmen Symptome beheben oder mildern. Das Einträufeln muss regelmäßig über einen längeren Zeitraum alle zwei Stunden erfolgen.

Eingesetzt werden Polyvinylalkohol (PVA) oder -pyrrolidon (PVP), Zellulosederivate wie Hypromellose, Carbomer (Polyacrylsäure) sowie Hyaluronsäure. Der Zusatz von Dexpanthenol oder Vitamin A unterstützt die Regeneration. Der Augenarzt kann feststellen, ob die Beschwerden darauf beruhen, dass die wässrige Schicht des Tränenfilms gestört ist oder die Lipidschicht. Wenn Letzteres der Fall ist, sind künstliche Tränen mit einem Zusatz von ­Triglyceriden oder Phospholipiden empfehlenswert. Da die künstlichen Tränen dickflüssiger sind und enzymatisch nicht so schnell abgebaut werden, ist ihre Verweildauer auf dem Auge länger als die der natürlichen Tränen. Zur Behandlung leichter Beschwerden eignen sich niedrig visköse Tropfen, bei stärkeren Beschwerden hoch visköse Zubereitungen. Gele zeigen eine noch längere Haftung und sind bei starker Reizung zu empfehlen. Da sie jedoch die Sicht verschleiern, sind sie für eine Anwendung am Tag nicht zweckmäßig.

Über Apotheken erhältlich ist auch ein Augenspray (­Tears Again®), das auf den geschlossenen Lidrand gesprüht wird. Die als Liposomen enthaltenen Phospholipide sollen sich mit den natürlichen Lipiden am Lidrand mischen, auf diese Weise in den Tränenfilm aufgenommen werden und ihn stabilisieren. Nicht immer führt die Behandlung mit künstlichen Tränen allerdings zu einer Besserung. Beruht das Sicca-Syndrom auf einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen kann der Augenarzt verstopfte Drüsenausgänge durch eine entsprechende Behandlung wieder öffnen. Topische a-Sympathomimetika dürfen nicht angewendet werden, da sie die Beschwerden verstärken.

Keratokonjunktivitis photoelectrica

Die Keratokonjunktivitis photoelektrika, volkstümlich als »Verblitzen« bezeichnet, entsteht durch übermäßige UV-Einstrahlung beim Schweißen, in Solarien, bei Höhensonnenanwendung oder bei Gletscherwanderungen ohne entsprechenden Augenschutz. Nach sechs bis acht Stunden treten Reizerscheinungen mit Ödemen auf. Patienten mit starken Schwellungen und Schmerzen müssen an den Augenarzt verwiesen werden, leichtere Symptome sind der Selbstmedikation zugänglich. Ein kühles, feuchtes Tuch, das über mehrere Stunden immer wieder aufgelegt wird, fördert das Abschwellen der Ödeme. Gegen die Schmerzen können Analgetika wie Diclofenac oder Ibuprofen eingenommen werden.

Gerstenkorn (Hordeolum)

Die Augenlider besitzen Talgdrüsen, deren Sekret die Lipid-Komponente der Tränenflüssigkeit darstellt. Bei einer akuten Entzündung dieser Lidranddrüsen entsteht ein sogenanntes Gerstenkorn. Wenn es sehr schmerzhaft ist, sollte der Patient am selben Tag den Augenarzt aufsuchen. Bei leichten und mittleren Beschwerden ist dies nur erforderlich, wenn das Gerstenkorn nicht innerhalb von zwei Tagen geplatzt oder geschrumpft ist. Als Behandlung kommen trockene Wärme (z. B. Rotlicht) und antibiotische Augensalben zum Einsatz. Keinesfalls darf der Betroffene versuchen, das Gerstenkorn selbst auszudrücken.

Abzugrenzen vom Gerstenkorn ist das sogenannte Hagelkorn (Chalazion). Hierbei handelt es sich um eine nicht­infektiöse chronische Erscheinung, die auf einer verstopften Lidranddrüse beruht. Ein einfaches Mittel, um verstopfte Ausgänge der Meibom-Drüsen zu öffnen, ist feuchte Wärme in Form von Kompressen. Nach etwa 10 Minuten kann das Drüsensekret durch leichte Massage des Ober- und Unterlids jeweils in Richtung Lidspalte ausgestrichen werden. Anschließend werden die Lidränder gereinigt. Personen, die zu Hagelkörnern neigen, sollten diese Art der Lidrandpflege täglich durchführen. Alternativ besteht die Möglichkeit, kosmetisch als störend empfundene Hagelkörner vom Augenarzt operativ entfernen zu lassen.

Nachtblindheit/­Lichtadaption

Das Auge passt sich der jeweiligen Lichtstärke durch folgende Mechanismen an: Bei Dunkelheit weitet sich die Pupille und es trifft mehr Licht auf Stäbchen und Zapfen. Die Menge an Sehfarbstoff in den Fotosensoren nimmt bei geringerem Lichteinfall zu. Die Adaptions­geschwindigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab. Ein deutlich reduziertes Sehvermögen in der Dämmerung und der Dunkelheit bezeichnet man als Nachtblindheit. Sie kann angeboren oder durch verschiedene Erkrankungen der Netzhaut, des Sehnervs oder Trübung der Linse ­hervorgerufen werden (vom Augenarzt abklären lassen!). Da die Sehfarbstoffe unter anderem aus einem ­Vitamin-A-Analogon (11-cis/trans-Retinal) bestehen, ist verständlich, dass ein Vitamin-A-Mangel zu Nachtblindheit führen kann. Andererseits kann bei Anwendung des Psoriasis-Medikaments Acitretin, ein Retinoid, die Sehkraft in der Dunkelheit vermindert sein. Anthocyane (Heidelbeerextrakt) werden traditionell zur Vorbeugung von Nachtblindheit angewendet . Sie sollen die Adaptionszeit verkürzen.

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Weitere nützliche Informationen findest du im medizinisch-pharmazeutischen Leitfaden "Beratung aktiv Selbstmedikation".