Malaria – die Geißel Afrikas

Heute, am 25. April, ist Welt-Malaria-Tag. Die WHO hat ihn unter das Motto „Zeit für null Malaria: investieren, innovieren, umsetzen“ gestellt. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Ein Mückenstich – und das Leben kann vorbei sein. Das ist immer noch bittere Realität in den Ländern südlich der Sahara und vielen anderen Entwicklungsländern weltweit, wo die weibliche Anopheles-Mücke die Krankheit Malaria überträgt. Die WHO möchte, dass sich das nun endlich ändert.

Eigentlich waren die Erfolge des Anti-Malaria-Programms der WHO in den letzten Jahren ermutigend: Die Krankheit konnte immer weiter zurückgedrängt werden, allein 2021 – so rechnet die WHO vor – sei es gelungen, zwei Milliarden Infektionen zu verhindern und 11,7 Millionen Menschenleben zu retten. Gut 90 Länder gelten als Malariagebiete, immerhin 24 davon hatten Ende 2020 Infektionen für mindestens drei Jahre komplett unterbunden, darunter China, Malaysia und Iran. Sri Lanka ist seit 2016 frei von der Krankheit, Algerien seit 2019 und El Salvador seit 2021. Dennoch sterben jährlich noch immer rund 400.000 Menschen an Malaria, besonders oft Kinder unter fünf Jahren und Schwangere.

Fatal: Inzwischen sind die Gelder zur Bekämpfung empfindlich zurückgegangen, um rund 50 Prozent, wie die WHO angibt; daher die Aufforderung, deutlich mehr zu investieren. Neben dem Hinweis auf die wegbrechende Finanzierung soll der Welt-Malaria-Tag außerdem dazu ermahnen, „neuen biologischen Herausforderungen“ durch mehr und raschere Innovationen zu begegnen. Probleme bereiten etwa die immer wieder auftretenden Resistenzen der Erreger gegen bislang erprobte Wirkstoff-Kombinationen, die mit neuen Medikations-Ansätzen umgangen werden müssen. Letztlich ruft die WHO die politischen Führungen der am meisten betroffenen Länder auf, die bereits verfügbaren Mittel gegen Malaria konsequent umzusetzen. „Der Erfolg wird in erster Linie durch das politische Engagement eines in Malaria endemischen Landes zur Beendigung der Krankheit bestimmt“, sagt etwa der Direktor des globalen Malaria-Programms der WHO, der Spanier Dr. Pedro Alonso. Dieses Engagement sei aber vielerorts durch die überwundene Corona-Pandemie absorbiert worden, heißt es von Seiten der WHO.

Das sind sie also, die drei Säulen des Kampfes gegen Malaria: Investieren, innovieren und umsetzen – oder, wie es im englischen Original heißt: „invest, innovate, implement“.

Der AMIRA-Schnellkurs: Wie wird Malaria übertragen?

Malaria wird durch einen einzelligen Parasiten verursacht, der als Plasmodium bekannt ist. Es gibt fünf Arten von Plasmodium, die Malaria beim Menschen verursachen können. Die meisten Todesfälle werden durch Plasmodium falciparum verursacht, der in Afrika am häufigsten vorkommt. Der Parasit gelangt durch den Mückenstich ins Blut und wird von dort aus auch wieder von Mücken aufgenommen, die zuvor erregerfrei waren. Diese Mücken tragen dann ebenfalls zur Verbreitung von Malaria bei. Zunächst besiedelt Plasmodium die Leber, wo er sich vermehrt, um dann die roten Blutkörperchen zu befallen und zu zerstören. Das führt periodisch zu Symptomen wie hohem Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Mattigkeit. Ohne Behandlung führt Malaria zu schweren Komplikationen wie Anämie, Nieren- sowie Leberversagen und eben auch zum Tod.

Über 90 Prozent der Krankheits- und Todesfälle ereignen sich heute in Afrika. Aber auch in Europa gab es in der Vergangenheit Malaria, insbesondere in Südeuropa. Daher auch der italienische Name der Krankheit, der wörtlich übersetzt „schlechte Luft“ bedeutet und 1709 vom italienischen Arzt Francesco Torti eingeführt wurde. Befallen wurden häufig Menschen, die sich in mückenverseuchten Feuchtgebieten aufhielten, etwa beim Reisanbau, beim Fischen oder dem Bau von Bewässerungsanlagen. Die Schuld gab man in Unkenntnis des Übertragungsweges der schlechten Luft aus dem Sumpf. Inzwischen ist Malaria in Europa keine Gefahr mehr, allerdings gibt es eingeschleppte Fälle von Reisenden oder zurückkehrenden Entwicklungshelfern, die sogenannte „Flughafen-Malaria“. Manche Experten warnen, die zunehmende Erwärmung könne zum Wiederauftreten der Krankheit in Europa führen.

Was kann man gegen Malaria unternehmen?

In den 1950er Jahren wurde DDT als Insektizid zur Bekämpfung von Malaria eingesetzt. Das Mittel war sehr effektiv und konnte die Zahlen der Malariafälle stark senken, geriet aber in den Ruf, extrem schädlich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu sein. In fast allen Ländern wurde seine Anwendung verboten, die Folge war: Die Malaria-Fälle nahmen wieder zu.

Heute wird das größte Potenzial darin gesehen, den Kontakt von Mensch und Mücke zu unterbinden. Das geschieht in Endemiegebieten am einfachsten durch die Verwendung von Netzen über den Betten, die allerdings nicht löchrig sein dürfen und am besten mit einem wirksamen Insektizid präpariert sein müssen. Durch den von der WHO kritisierten Finanzmangel gilt die Versorgung der Bevölkerung mit funktionsfähigen Netzen allerdings als suboptimal.

Vielversprechend klingt, woran die Gentechnik forscht: Ein Ansatz besteht darin, männliche Moskitos zu züchten, die genetisch so verändert sind, dass ihre Nachkommen steril sind. Dadurch würde die Anzahl der Mücken reduziert, in der Folge würde die Übertragung von Malaria abnehmen – so der Wunsch. Andere Forschungsprojekte zielen darauf ab, Moskitos so zu verändern, dass sie keine Plasmodien mehr übertragen können.

Letztlich ist Aufklärung über die Verbreitungswege der Malaria für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen wichtig – und natürlich die schnelle Diagnose vor Ort sowie die ausreichende und rasche Versorgung mit Medikamenten im Krankheitsfall. Das sind in Afrika gewaltige Herausforderungen.

Wie hilft die Pharmazie?

Chloroquin war lange Zeit das am häufigsten verwendete Medikament zur Behandlung von Malaria, aufgrund von weitverbreiteten Resistenzen werden heute allerdings Kombinationen von Medikamenten eingesetzt.

Dabei sind Artemisinin-basierte Kombinationstherapien (ACTs) heute die am häufigsten verwendeten Medikamente. Diese Therapien kombinieren ein Artesunat-Präparat mit einem anderen Medikament wie Lumefantrin, Mefloquin oder Piperaquin. ACTs haben sich als wirksam bei der Behandlung von Malaria erwiesen und sind heute in vielen Ländern die bevorzugte Wahl.

Allerdings verlieren auch die Kombipräparate mit der Zeit ihre Wirksamkeit. Die amerikanische Gesundheitsbehöre CDC geht davon aus, dass zwei der fünf Malaria-Parasiten bereits weitgehend resistent sind. Deshalb die Mahnung der WHO zum heutigen Welt-Malaria-Tag, die Innovationen auf pharmazeutischem Sektor voranzutreiben.

Erster Impfstoff verfügbar

Inzwischen gibt es auch einen Impfstoff namens „RTS,S“ oder „Mosquirix“, der von GlaxoSmithKline in drei afrikanischen Ländern mit guten Ergebnissen getestet wurde. Der Impfstoff soll schwere Malaria-Fälle bei Kindern verhindern. Aber: Das angestrebte Ziel, eine Schutzwirkung von 75 Prozent, erreichte das Vakzin nicht, zudem sind vier Dosen nötig, was den logistischen Aufwand massiv erhöht. Forschende der Universität Oxford entwickelten in den letzten zwei Jahren den Wirkstoff daher zu R21/Matrix-M™ weiter, indem sie unter anderem das Antigen optimierten und das Saponin-Adjuvanz Matrix-M einsetzten, welches auch in Nuvaxovid® zum Einsatz kommt. Wie die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet, ließ Ghana kürzlich R21/Matrix-M™ als erstes Land überhaupt als Malaria-Impfstoff zu, da es das 75-Prozent-Ziel knackte. Es wäre noch zu früh, um von einem Durchbruch im Kampf gegen Malaria zu sprechen. Es ist aber ein Hoffnungsschimmer, der vor allem in Afrika bitter nötig ist.

Die WHO möchte erreichen, dass bis 2030 die Erkrankungs- und Todesfälle um 90 Prozent reduziert werden können. Das wäre ein gewaltiger Erfolg. Wünschen wir, dass die zum Handeln aufgerufenen Player dem Wunsch der WHO entsprechen und drei Dinge tun: investieren, innovieren, umsetzen – „invest, innovate, implement“. Die Menschen in Afrika haben es verdient, von dieser Geißel erlöst zu werden.

AMIRA fragt: Gebt ihr Medikamente zur Malaria-Prophylaxe über den HV-Tisch, etwa an Fernreisende? Wie oft kommt das vor? Und was sagt ihr den Kunden zu Nebenwirkungen und zu den Einnahmevorschriften?