Rezepturtipp: Herstellung von Augentropfen

Auch wenn Verordnungen über Augentropfen-Rezepturen nicht täglich reinkommen, sollte das pharmazeutische Personal mit den Herstellungsschritten vertraut sein. Wir haben das Wichtigste zusammengefasst.

Augentropfen sind nach Definition des Europäischen Arzneibuches (Ph. Eur.) sterile und flüssige Zubereitungen, die zur Anwendung am Augapfel und/oder an der Bindehaut oder zum Einbringen in den Bindehautsack bestimmt sind. Aufgrund des Applikationsortes müssen sie speziellen Anforderungen genügen.

Wenn wässrige Augentropfen hergestellt werden sollen, empfiehlt sich die Verwendung von Wasser für Injektionszwecke. Bevor mit der eigentlichen Herstellung begonnen wird, solltest du dir immer einen Überblick über die einzelnen Schritte verschaffen und eine Rezepturvorschrift zusammenstellen.  

Arbeitsplatz vorbereiten und auf Hygiene achten 

Wie auch bei anderen Rezepturen, ist auch hier die Hygiene von besonderer Bedeutung. Man könnte sogar von essenzieller Bedeutung sprechen, denn Verunreinigung in einer Zubereitung zur Anwendung am Auge können – anders als beispielsweise eine Creme – zu schwerwiegenden Folgen für das Augenlicht bzw. zu Gesundheitsschäden am Auge führen. Deshalb solltest du Augentropfen möglichst unter einer Laminar-Air-Flow-Werkbank oder in einer Sterilbox herstellen. Da nicht alle Apotheken dieser Anforderung gerecht werden können, ist es auch möglich, die Tropfen in einem geschlossenen, staubarmen Raum herzustellen. Wenn ihr einen separaten Arbeitsbereich für die Herstellung von Ophthalmika habt, umso besser 

Vorab solltest du alle Arbeitsgeräte (z. B. Bechergläser, Spatel, etc.) und die Augentropfen-Flaschen bereitstellen und wenn möglich auch alle Utensilien sterilisieren. Sterile Flaschen gibt es übrigens auch fertig abgepackt zu bestellen. Außerdem gehören zur Hygiene auch eine Reinigung und Desinfektion der Arbeitsfläche und der Hände, das Tragen eines Kittels sowie Zubinden von langen Haaren, Ablegen von Schmuck und Tragen von Einmalhandschuhen dazu. 

Konservierungsmittel auswählen 

Wässrige bzw. wasserhaltige Augentropfen in Mehrdosenbehältnissen musst du grundsätzlich konservieren.  Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Wenn der Patient bzw. die Patientin eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten antimikrobiellen Substanzen hat, eine Verletzung am Auge vorliegt oder die Zubereitung zur Anwendung bei chirurgischen Eingriffen gedacht ist, wird nicht konserviert. In diesem Fall müssen die Augentropfen in Einzeldosisbehältnissen abgefüllt werden. Mehrdosenbehältnisse würden theoretisch auch infrage kommen, allerdings muss gewährleistet sein, dass der Inhalt nach Anbruch praktisch nicht verunreinigt werden kann. In der Regel können das nur industriell hergestellte Augentropfen mit speziellen Flaschen-Systemen leisten. 

In der Anlage A des DAC „Konservierung am Auge“ kannst du eine Übersicht zu gängigen Konservierungsmitteln finden. Als Beispiele sind unter anderem Benzalkoniumchlorid in Kombination mit Natriumedetat, Chlorhexidindiacetet, Thiomersal und Polihexanid zu nennen. 

Einstellung der Isotonisierung 

Wässrige Augentropfen müssen in der Regel isotonisch (pH = 7,4) oder zumindest annähernd isotonisch sowie isohydrisch oder euhydrisch sein, um Schmerzen und Reizungen am Auge zu vermeiden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Wirkstoffkonzentration bzw. -stabilität nicht negativ beeinflusst wird. Allerdings können hyperosmotische Lösungen dennoch Sinn ergeben, wenn dies therapeutisch notwendig ist. 

Um eine Isotonisierung der Lösung zu erreichen, wird ein Hilfsstoff benötigt. Dessen prozentualen Anteil kannst du mit folgender Gleichung berechnen: 

Hilfsstoff (%) = (0,52 – n x ΔTʷ) : ΔTₕ

Herstellung und Inprozesskontrollen 

Um die Augentropfen herzustellen, musst du zuerst den Arzneistoff in Wasser für Injektionszwecke lösen, danach ergänzt du die Hilfsstoffe zwecks Isotonisierung und zum Schluss kommt die Konservierungsmittel-Stammlösung dazu. Doch nach diesen Schritten sind die Augentropfen noch lange nicht abgabefähig. Denn nun steht die Sterilfiltration an, mit der wir Schwebstofffreiheit erreichen. Wenn Augentropfen Schwebstoffe enthalten, dürfen sie nicht abgegeben werden. 

Für die Sterilfiltration brauchst du eine sterile Filtereinheit mit einen Membranfilter (aus Polyethersulfon) mit einer maximalen Porengröße von 0,22 μm. Diese wird auf die Spritze aufgeschraubt, außerdem wird eine sterile Kanüle auf den Filtervorsatz aufgesteckt. Die unsterile Lösung ziehst du dann in die Spritze auf und füllst sie rasch ab. Wichtig: Bei öligen Augentropfen brauchst du einen anderen Sterilfilter, dieser muss aus Polytetrafluorethylen bestehen. Zudem müssen die verwendeten Utensilien und Materialien ölresistent sein und wegen des hohen Drucks beim Filtrieren ist eine Luer-Lock-Verbindung zu Kanüle und Filtrationseinheit notwendig. 

Als Inprozess-Prüfung steht zum Schluss der Bubble-Point-Test (Blasendruck-Test) an. Hierfür trennst du zunächst die Spritze vom Filteraufsatz ab und füllst sie bis zur 10-ml-Markierung mit Luft. Danach setzt du den Filteraufsatz und die Kanüle erneut auf und tauchst die Kanülenspitze in ein mit Wasser gefülltes Becherglas. Drücke den Stempel ein und komprimiere die Luft in der Spritze. Der Test ist erfolgreich, wenn der Sterilfilter eine Kompression der Luft in der Luft bis zu 2 ml aushält. Dabei dürfen keine Luftblasen im Wasser zu erkennen sein. Falls das nicht geklappt hat, muss die Sterilfiltration mit einer neuen Filtrationseinheit wiederholt werden. 

Kennzeichnung und Dokumentation 

Wie bei anderen Rezepturarzneimitteln auch, musst du während der Herstellung der Augentropfen ein Herstellungsprotokoll ausfüllen. Die Kennzeichnung erfolgt nach § 14 der Apothekenbetriebsordnung. 

AMIRA fragt: Wie oft stellt ihr Augentropfen her? Habt ihr die labortechnischen Einrichtungen und Voraussetzungen dafür? Habt ihr weitere Tipps, um Fehlerquellen zu umgehen? Schreibt es uns und den anderen Trendscouts in die Kommentare!