„Dann geben Sie halt 5 Packungen!“ – Soll ich zaubern?

Arzneimittel herzaubern können wir in der Apotheke (noch) nicht, aber anscheinend erwarten es so einige Arztpraxen. Diese Woche ist AMIRA wieder frustriert über die Lieferengpässe. Mehr dazu in der Kolumne.

Jeder Apothekentag ist irgendwie gleich – die Probleme lassen sich häufig auf Lieferengpässe und Kassenwahnsinn reduzieren. Der „kleinste gemeinsame Nenner“ eben, nur dass das im Grunde Riesen-Probleme sind. Auch heute war es wieder anstrengend. Diskutieren musste ich mit Kunden zum Glück nicht, die sind irgendwie einsichtiger als vorher. Vielleicht liegt es an den ganzen Medienberichten: Apothekenschließungen, Medikamentenknappheit, etc. sind andauernd Themen in vielen Artikeln, sowohl in der Fach- als auch Allgemeinpresse.

Kundin braucht Eisenpräparat für die Mutter

Bei den ganzen Lieferengpässen weiß ich ehrlich gesagt nicht wirklich, was es regulär noch zu bestellen gibt. Die Liste ist sehr lang, das kann man sich nicht alles merken. Ich wusste beispielsweise gar nicht, dass es auch bei einigen Eisenpräparaten Lieferschwierigkeiten gibt. Eine Kundin wollte für ihre 86-jährige Mutter Tardyferon 100 Stück abholen. Der Arzt hatte es auf Kassenrezept verordnet, es war eine Erstverordnung. Voller Elan gab ich die PZN ein und was war wieder einmal? Ta daaa: Nicht lieferbar!

Wir hatten zwar 20 Stück an Lager, aber die Kundin wollte natürlich 100 Tabletten haben um sich dann nicht nochmal um ein neues Rezept zu kümmern. Ich versuchte eine Alternative zu suchen. Mir fiel spontan „Ferro Sanol mite“ ein. Doch die Menge an Eisen war nicht identisch mit Tardyferon, aber das ist immer noch besser als gar nichts, dachte ich mir. Die Kundin ging einkaufen und ich rief in der Zwischenzeit in der Arztpraxis an.

Juhu! Praxis ist am Nachmittag erreichbar

Ich habe die Situation erklärt und als Alternative Ferro Sanol mite vorgeschlagen. Außerdem wies ich die Frau am Telefon darauf hin, dass wir von Tardyferon nur die 20 Stück-Packung einmal dahaben. „Dann geben Sie halt fünf Packungen!“, sagte sie mir. Ich habe sie doch nur einmal da, wie soll ich denn fünf Packungen abgeben? Zaubern kann ich ja auch nicht …

„Wie soll ich es denn mit den restlichen 80 Stück machen, ich kann nicht noch ein Rezept ausstellen“, sagte sie danach. Nach einem Rückruf war klar: Die Patientin soll auf jeden Fall Tardyferon bekommen. „Die Burg-Apotheke hier hat die 100 Stück-Packung da. Da kann die Dame das Rezept einlösen“, fügte sie hinzu. So musste ich meine Kundin mit dem Rezept in eine andere Apotheke schicken – insgesamt sehr unbefriedigend.

Und wenn ich doch zaubern könnte, so wie Bibi Blocksberg? Einen Spruch in Bibi-Manier hätte ich schon: „Eene meene Pailetten, kommt herbei mit Tabletten. Hex-hex!“  Das nächste Mal, werde ich es damit mal probieren… wer weiß…?