Alle 17 Stunden schließt mittlerweile in Deutschland, so hat es die Vorsitzende der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) berechnet, eine Apotheke, und die, die noch da sind, tun sich schwer, ausreichend Personal zu finden und zu bezahlen. Die Situation der rund 18.000 verbliebenen Apotheken ist ernst, der Personal- und Nachwuchsmangel ist dabei nur eines von vielen Problemen. Seit einigen Monaten bemüht sich die ABDA auf politischer und medialer Ebene so stark wie selten zuvor, um darauf aufmerksam zu machen.

Damit das öffentliche Interesse bestehen bleibt und bestenfalls verstärkt wird, setzt der Verband auf die Stimme des Nachwuchses und nutzt den heutigen Tag der Apotheke, um die Initiative „Gegen Zukunftsklau“ zu starten, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Damit will sich der pharmazeutische Nachwuchs eine Woche vor dem bundesweiten Protesttag gegen die schon seit Jahren anhaltende Ignoranz der Politik wehren. Neben dem bereits erwähnten massiven Personalmangel geht es der Initiative vor allem darum, die sich zuspitzende Lieferengpasskrise und den zehnjährigen Stillstand beim Apothekenhonorar in den Fokus zu rücken. Durch persönliche Gespräche, öffentliche Aktionen und über Social Media wollen die jungen Fachkräfte auf diese Missstände im Gesundheitssystem hinweisen – und die Politik zugleich aufrufen, eine echte Perspektive für die Arzneimittelversorgung der Zukunft und den Beruf an sich zu schaffen. 

Arzneimittelversorgung in Deutschland funktioniert – noch

„Die Arzneimittelversorgung in Deutschland funktioniert und wird auch weiterhin durch die Apotheken sichergestellt“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auf der gestrigen Pressekonferenz zum Tag der Apotheke in Berlin und machte zwischen den Zeilen deutlich, dass das nicht immer so bleiben wird, sollte sich an den aktuellen Rahmenbedingungen nichts ändern. Dafür, dass sich etwas ändert, will „Gegen Zukunftsklau“ sorgen. „In unserem Berufsnachwuchs steckt so viel Innovationskraft, Tatendrang und heilberufliche Expertise. Ich appelliere an die Politik: Hören Sie auf diese tolle Generation, um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen!“, so die ABDA-Präsidentin. 

Mit ihr auf dem Podium saßen mit Apothekerin Dr. Ina Katharina Lucas aus Berlin und Apotheker Stephan Torke aus Freital zwei etablierte Fachkräfte mittleren Alters, um die Probleme in der Praxis zu verdeutlichen. Dr. Lucas, die in der Hauptstadt vier Apotheken betreibt, betonte nicht nur, „wie schön und wichtig der Apothekenberuf ist“, sondern auch, „wie bedroht das System gleichzeitig ist. Bedroht durch politische Tatenlosigkeit. Das muss sich dringend ändern.“ Denn sie ist sich sicher: „Ohne die Apotheken wäre unser Gesundheitssystem faktisch aufgeschmissen.“

„Dafür bin ich nicht Apotheker geworden“

Für den 36-jährigen Stephan Torke ist es an der „Zeit, der jüngeren Generation wieder mehr Hoffnung zu machen“: „Ich möchte mich dafür einsetzen, den Apothekenberufen wieder zu mehr Sichtbarkeit und Anerkennung zu verhelfen. Wandel fängt bei jedem Einzelnen an. Wir lassen uns unsere Zukunft nicht nehmen, sondern wollen sie selber gestalten.“ Er sei nicht Apotheker geworden, um seinem Team Jahr für Jahr zu erklären, wie man eine Leiter korrekt benutzt und bürokratische Vorgaben zu erfüllen. Es bleibe immer weniger Zeit für die Kernaufgabe als Apotheker. Das mache den Beruf zunehmend unattraktiv und lasse den Nachwuchs in die Industrie und zu den Krankenkassen abwandern.

Es sind Zitate, die deutlich machen, dass es mittlerweile Apotheker:innen gibt, die sich schwertun damit, sich zu einhundert Prozent mit ihrem Beruf zu identifizieren. Sie sind sich dessen bewusst und wollen sich engagieren, einerseits um noch rechtzeitig zu warnen, andererseits um dem Beruf wieder zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Politik und Öffentlichkeit sind gut beraten, diesem Engagement mehr Gehör zu schenken. Damit die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wollen Lucas und Torke am 14. Juni beim bundesweiten Protesttag mitmachen. 

Gewinnspiel zum Tag der Apotheke 

Da heute der Tag der Apotheke ist, wollen wir am Ende unserer Übersicht über die Forderungen der ABDA trotzdem noch ein bisschen feiern. Und was eignet sich dann besser, als ein Gewinnspiel in der AMIRA-Welt? 

Das musst du tun:  Schreibe die Forderung, die dir selbst am wichtigsten erscheint, in die Kommentare unter diesen Artikel. Unter allen Teilnehmer:innen verlosen wir eine von drei Polar Kühltaschen im Vintage/Retro Design.  Schon bist du bei der Verlosung dabei!

Das Gewinnspiel endet am 15.06.2023. Nur verifizierte Nutzer:innen können am Gewinnspiel teilnehmen. Lies dafür auch unsere Teilnahmebedingungen. Die Gewinner:innen werden im Anschluss schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.  

Viel Glück!