Alles fließt und es juckt – Allergien überall (Teil I)

Pollenflug ist mittlerweile ein Problem, das weit über den Frühling hinausgeht. Die Folge: Allergien sind allgegenwärtig und Betroffene können sich – außer im Winter – vor Auswirkungen und Symptomen kaum noch sicher fühlen. Für viele Apotheken bedeutet das vermehrte Beratung zum Thema „Allergie“.

Immerhin sind in Deutschland Schätzungen zufolge mehr als 23 Millionen Menschen von allergischen Erkrankungen betroffen. Und das sind beileibe keine einfachen Befindlichkeitsstörungen. Unbehandelt kann es durchaus in Richtung Chronifizierung oder Entwicklung eines Asthmas gehen. Eine konsequente und schnelle Symptomlinderung kann dem entgegenwirken und ist darum angezeigt.

Kurz zur Erinnerung: Was passiert im Körper bei einer Allergie? 

Niesen, Nasenjucken, tränende Augen, laufende Nase, verstopfte Nase, gerötete Augen, geschwollenen Augenlider, Kratzen im Rachen, Schwellungen im Bereich der Atemwege und des Mundes – alles kommt vor bei Heuschnupfen. Aber was steckt dahinter? Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem heftiger als notwendig. Hausstaubmilben, aber auch Pollen und andere, eigentlich harmlose Fremdeiweiße (Allergene) lassen beim Allergiker das Immunsystem in voller Alarmbereitschaft aufflammen. Am Beispiel Heuschnupfen erklärt: Die körperliche Immunabwehr interpretiert Blütenstaub und andere Pollen als potenzielle Bedrohung und startet unverzüglich mit einer Immunreaktion. Eine besondere Rolle spielt dabei das Histamin, ein Gewebshormon und Neurotransmitter, das im Körper aus dem Eiweißbaustein Histidin gebildet wird und Entzündungsprozesse im Körper fördert. Wenn Allergene in den Körper eindringen, wird Histamin aus Mastzellen freigesetzt, was zu Schwellungen im Gewebe führen kann. Darüber hinaus sorgt Histamin auch für eine Erweiterung der Blutgefäße, wodurch es zum Anschwellen von Haut und Schleimhäuten sowie einer Rötung kommt.  

H1-Antihistaminika 

Zum Glück gibt es potente Wirkstoffe gegen Allergien, etwa die H1-Antihitaminika. Ihre Wirkung ist auf eine Blockade der H1-Rezeptoren zurückzuführen. Und genau diese Rezeptoren benötigt das freigesetzte Histamin. Durch Blockade kann das Histamin nun nicht mehr andocken. Die allergische Reaktion bleibt aus. Im OTC-Bereich steht eine große Bandbreite an Wirkstoffen zur Verfügung. Die gängigsten Inhaltstoffe, die in Tabletten, Tropfen- oder Saftform eingesetzt werden, sind sicherlich Loratadin und Cetirizin. Seitdem Desloratadin, Levocetirizin und Bilastin aus der Verschreibungspflicht entlassen wurden, werden von den Apotheken auch Medikamente mit diesen Wirkstoffen immer häufiger abgegeben. Bei Desloratadin handelt es sich um den Nachfolger des Wirkstoffs Loratadin. Levocetirizin ist eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs Cetirizin.  

Antihistaminika der zweiten Generation  

Die antiallergische (antihistaminische) Wirkung von Antihistaminika der zweiten Generation tritt schnell ein – oft innerhalb von 30 Minuten bis wenigen Stunden. Daher sind sie gut geeignet, um akute Symptome rasch zu behandeln. Zudem müssen sie (in der Regel) nur 1 x täglich eingenommen werden. Ältere Wirkstoffe wie etwa Dimetinden (Antihistaminika der ersten Generation) müssen hingegen in der Regel mehrmals täglich eingenommen werden und haben eine sedierende Wirkung, sie machen also müde. Diesen Effekt haben neuere Medikamente tendenziell nicht, wobei das Loratadin gegenüber Cetirizin noch besser abschneidet, also über ein geringeres Sedierungspotenzial verfügt. 

Übrigens: Wer beim Hautarzt einen Hauttest machen möchte und bereits  Antihistaminika nimmt, sollte damit mindestens 48 Stunden aussetzen, da sie Reaktionen auf den Hauttest verhindern oder abschwächen. 

Therapieoptimierung mit Vitamin C, Calcium, Magnesium  

Neben den H1-Antihistaminika empfiehlt sich eine Therapie-Optimierung mit Vitaminen und Mineralstoffen. So haben Allergiker aufgrund des erhöhten Bedarfs an Vitamin C häufig einen Mangel an diesem Vitamin, der ausgeglichen werden sollte.  

Auch die erhöhte Zufuhr von Calcium kann Allergie-Symptome verringern. Calcium trägt dazu bei, dass weniger Histamin ausgeschüttet wird, weil es – ausreichend dosiert – die Kapillarabdichtung der Gefäße unterstützt. Der Übertritt von Flüssigkeit und Histamin ins Gewebe wird dann entschieden gebremst. Gerade im Bereich der Haut- und Schleimhautsymptome haben klinische Studien einen positiven Effekt bei der Zufuhr von Calcium nachgewiesen. Aber auch bei Erythem-, Quaddelbildung, bei allergischer Rhinokonjunktivitis, Urtikaria, allergischen Asthma und bei Insektensticken hat sich die Zufuhr von Calcium bewährt. 

Ähnlich positive Effekte hat Magnesium. Es hemmt die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen. Organische Verbindungen wie Magnesiumcitrat und Magnesiumaspartat können vom Körper sehr gut ausgenommen werden. Heuschnupfensymptome lassen sich durch die präventive Magnesiumeinnahme positiv beeinflussen. Auch bei allergischem Asthma kann Magnesium die Lungenfunktion verbessern und die Empfindlichkeit der Bronchien regulieren. 

Im nächsten Teil zu den Antihistaminika stellen wir dir die Wirkstoffe genauer vor.