Mehr Geld für alle

Die Apothekengewerkschaft Adexa fordert mehr Gehalt für alle. In ihrer neuen Kolumne berichtet unsere Apothekenspitzel:in, warum das Vorhaben auf Kritik stößt und was besser gewesen wäre.

Zeit wird’s: Die Tarifverhandlungen für die Apothekenangestellte nehmen einen neuen Lauf an. Die
Adexa hat kürzlich den laufenden Gehaltstarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Deutscher
Apotheken (ADA) zum Ende des Jahres gekündigt und fordert ein Gehaltsplus von 10,5 Prozent für
alle Berufs- und Berufsjahresgruppen. Hintergrund sind unter anderem die Erhöhung des
gesetzlichen Mindestlohns und die hohe Inflationsrate, „die zu erheblichen Reallohnverlusten bei
den Apothekenangestellten geführt haben“.

Die Angestellten sind zwiegespalten

Die 10,5 Prozent sind nicht fix, es wird verhandelt. Daher dürften erfahrungsgemäß viel weniger
dabei rauskommen. Ich schätze 2,0 bis 3,5 Prozent sind realistisch, so wie ich das die letzten Jahre
beobachtet habe. Nie im Leben werden uns die Arbeitgeber 10,5 Prozent mehr bezahlen, obwohl es
bei einer Teilzeitkraft vielleicht 100 Euro ausmachen würde. Viele Inhaberinnen und Inhaber können
sich das nicht mehr leisten, es gibt aber natürlich auch schwarze Schafe, die es nicht zahlen wollen.
Wäre es aber nicht schlauer im Sinne der Angestellten gewesen, mit einer höheren Einforderung in
die Verhandlung zu gehen, wenn wir 10,5 Prozent erreichen wollen? 20 bis 30 Prozent müssten
vorgeschlagen werden, sodass man sich dann irgendwo in der Mitte trifft. Aber so wird das Ergebnis
der Verhandlung wieder ein Witz. Sogar das Bürgergeld steigt um zwölf Prozent – warum werden die
Leistungen von qualifizierten pharmazeutischen Fachkräften nicht angemessen honoriert?

Apothekenleitungen fallen nicht vom Hocker

Dass das gewünschte Gehaltsplus bei Inhaberinnen und Inhaber nicht unbedingt für Begeisterung
sorgt, dürfte klar sein. Viele Apotheken müssen sich aktuell neu positionieren, das Geld fehlt an allen
Ecken und Enden. Ja, natürlich gibt es die Chefs mit dem Porsche vor der Tür und wenig Geld für die
Angestellten. Aber auch das ist seltener geworden. Insgesamt betrachtet muss das Geld ja auch
irgendwie erwirtschaftet werden. Das ist insbesondere bei kleineren Apotheken eine große
Herausforderung. Es gibt viele Apothekenschließungen, der Apothekenmarkt ist gerade im Umbruch.

Einige Inhaberinnen und Inhaber sagen mir, sie würden gerne mehr zahlen, weil ihre Angestellten
mehr verdient hätten, sie können es aber nicht, weil die wirtschaftliche Situation aktuell das nicht
zulässt. Ich bin gespannt, wie die nächsten Jahre im Apothekenmarkt aussehen werden. Expertinnen
reden davon, dass sich die Zahl der Apotheken auf circa 15.000 einpendeln wird. Hoffentlich werden
die Gehälter auch mal grundsätzlich im Hinblick auf Verantwortung/Leistung angepasst. Denn es
kann nicht sein, dass eine Angestellte in der Apotheke, beispielsweise eine PKA oder PTA, weniger
verdient als eine Kassiererin. Die Fähigkeit, Arzneimittel herzustellen, die Bevölkerung damit zu
versorgen und sie fachkundig zu beraten, verdient meiner Ansicht nach eine deutlich bessere
Honorierung. Deshalb fordere ich: Mehr Geld für alle in der Apotheke, auch für Inhaberinnen und
Inhaber.

Was hältst du von den Forderungen der Adexa? Reichen 10,5 Prozent mehr Gehalt aus?

Du bekommst nicht genug von unseren Apothekenspitzeln? Hier findest du alle Ausgaben unsere Kolumne zum Nachlesen.