Müssen Frauen einen selbstgebackenen Kuchen mitbringen?

Selbstgemacht schmeckt sicherlich Vieles besser, doch manchmal muss es auch mal schnell gehen. Unsere Apothekenspitzel:in ist von der Erwartungshaltung mancher Männer genervt und fordert ein Umdenken.

Letztens waren wir eingeladen und eine Frau brachte einen gekauften Bienenstich-Kuchen mit. Super, dachte ich, denn die Sorte wollte ich schon immer mal probieren und bei dieser Gelegenheit kann ich ihn mal kosten. Der Kuchen war vegan und da ich meinen Konsum an tierischen Produkten reduzieren möchte, hat das einfach gut gepasst. 

Neben dem gängigen Klatsch und Tratsch sagte dann der Bruder der Frau, die den Kuchen mitgebracht hatte: „Warum hast du denn einen gekauften Kuchen mitgebracht?! Deine selbstgemachten Kuchen schmecken doch viel besser.“ Er war irgendwie traurig, aber auf der anderen Seite sagte er das auch vorwurfsvoll. Nach dem Motto: Du bringst doch sonst einen selbstgekauften mit, warum heute nicht!

Dieser gesellschaftliche Druck hat uns gefehlt – nicht 

Die Erwartungshaltung hat mich geärgert. Die Frau hat zwei Kinder, einen Ehemann, zwei Katzen und ein Haus. Sie ist auch berufstätig. Was da an Care-Arbeit zusammenkommt, ist immens. Dann habe ich gesagt, im Grunde muss sie doch nichts mitbringen, sie hat es als nette Geste gemacht. Und ich habe mich auch über den Kuchen gefreut. Dann kam es zu einem Hin und Her an Argumenten. Ich mischte mit: „Sie hatte heute bestimmt so viel zu erledigen. Ein Kuchen ist nicht immer schnell gemacht, hinzukommen Vor- und Nachbereitung und das Waschen des Geschirrs.“ Er ließ sich nicht überzeugen, irgendwann wurde es persönlich. „Naja, du gehst ja Vollzeit arbeiten und deine drei Kinder wurden und werden doch all die Jahre von deiner Frau versorgt? Das ist ein Luxus, dass die Frau zu Hause bleiben kann, wenn sie will, und nicht arbeiten muss. Das kann sich aber nicht jede:r leisten“, sagte ich. Funkstille.

Dann hieß es plötzlich: „Ich verstehe die Frauen heutzutage nicht. Unsere Mütter und Großmütter haben auch und sogar noch mehr Kinder großgezogen. Warum ist das heutzutage immer so ein Problem? Obwohl ihr viel mehr Möglichkeiten habt was Geräte etc. angeht.“ Mit den Geräten ist es ja nicht getan, denke ich. Einer muss das Ganze ha auch organisieren und verwalten. Meistens ist das die Mutter bzw. die Frau, bei der die ganze Care-Arbeit liegen bleibt – Stichwort Mental load. 

Wenn es doch alle Geräte der Welt gibt: Warum bringst du keinen Kuchen mit?

Natürlich sind die technologischen Hilfsmittel Gold wert, da sie uns Einiges in Küche und Haushalt erleichtern. Aber wenn manche Menschen doch so geniale Vorstellung davon haben, wie leicht doch alles geworden ist, können sie zur Abwechslung mal auch hinter dem Herd stehen und einen Kuchen backen. Wahrscheinlich wissen diese Männer gar nicht, in welchem Schrank der Mixer steht. Aber es sind nicht immer Männer, die diese Erwartungshaltung haben. Auch für manch erfahrene, ältere Frauen gehört es sich, bloß nichts Gekauftes mitzubringen. 

Jeder hat andere Prioritäten und ich denke, wir sollten uns das Leben nicht noch stressiger machen, als es schon ist. Der Apothekenalltag verlangt eh schon viel von uns, dann gibt es nach einem langen Arbeitstag hin und wieder auch mal eine Tiefkühlpizza.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Thema?