Der Ton macht die Musik

Wenn der freundliche Ton im Apothekenteam fehlt, wird aus Teamwork schnell purer Stress. Ein Erfahrungsbericht mit Augenzwinkern – aber auch mit ernstem Kern.

Ein freundliches Guten Morgen wäre ein Anfang 

Kennst du das? Man kommt morgens in die Apotheke, noch halb im Kaffeeträumchen, und wird direkt mit einer arbeitsrelevanten Aufgabe begrüßt – ohne ein Hallo, geschweige denn ein Lächeln. Da fragt man sich: Ist das hier ein Team oder ein Truppentraining? Sind wir Kolleg:innen oder Kommandant:innen und Untertanen? 

Es gibt Kolleg:innen, die haben ein Talent dafür, Aufgaben zu delegieren, als wären sie auf einem Kriegsschiff. „Du musst noch das Rezept von Frau Müller abklären!“ – Zack, Befehl erteilt. Kein Bitte, kein Danke. Das wollte ich doch eh machen, am Abend hatte die Zeit aber nicht mehr gereicht. Und wehe, man fragt nach dem Warum – dann ist man gleich die Zicke vom Dienst. Ich möchte ja nicht in Samthandschuhen angepackt werden, aber eine sachliche, freundliche Info wie „Ich muss die E-Rezepte bearbeiten, kannst du bitte zuerst nach vorne gehen, wenn es klingelt?“ wäre wünschenswert. Ich kann auch keine Gedanken lesen.  

Zwischen Rezeptur und Reizklima 

Zu meiner Zeit als Praktikantin hatte ich das mal in extremer Form erlebt. Da sollte ich Rezepturen herstellen wie am Fließband versteht sich und natürlich auch für die Filiale. Parallel bitte auch den HV-Tisch im Blick behalten, die Kundschaft betreuen, alle Wünsche von den Augen ablesen, dann noch bei der Präsentation für das Altenheim unterstützen … Alles in einem befehlerischen Ton. Salz auf meine Wunde streute dann noch die alteingessene PKA, die sich wie der Chef aufführte (dieser war total lieb und hat in seiner anderen Filiale gearbeitet). Gerne hätte ich mit ihm zusammengearbeitet!  

Als mich dann die Reinigungskraft mit Hey Praktikantin angesprochen hat, war das der eine Tropfen zu viel. Ich habe mich gewehrt und ihr in einem direkten und bestimmten Ton gesagt, dass ich nicht in dieser Form angesprochen werden möchte. Ich habe schließlich einen Namen. Danach war auch Ruhe im Kessel. 

Hin und wieder bekomme ich mit, dass ich nicht alleine bin mit solchen Erfahrungen. Dann wundern sich auf einmal alle, warum wir Personalmangel haben. Ja, woran könnte das liegen? HmmmmDas sind ja nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander – oder?   

Druck erzeugt Gegendruck – oder Resignation  

Manchmal fühlt es sich auch an, als würden Aufgaben wie heiße Kartoffeln durch die Offizin geworfen. Wer sie (versehentlich) fängt, hat verloren. Besonders beliebt: unangenehme Telefonate bzw. damit verbunden die Betreuung unangenehmer Kundschaft. Und wer sich nicht schnell genug duckt, hat den Salat. Wenn man offen kommuniziert, dass man nicht mit dem Kunden klarkommt und freundlich nach Unterstützung fragt, ist das was anderes. Dann übernehme ich auch gerne. Aber manchmal verschwindet dann komischerweise die eine Kollegin sekundenschnell, wenn der unliebsame Kunde die Apotheke betritt.  

Druck ist in der Apotheke nichts Neues – aber wenn er von Kolleg:innen kommt, wird’s toxisch. Dabei wäre ein kurzer Austausch oft hilfreicher als ein genervtes Augenrollen oder ein genuscheltes „Mach halt“. 

Ein bisschen Empathie, bitte! 

Wir arbeiten alle hart, meist am Limit, und wir haben alle unsere Baustellen. Ein bisschen Empathie, ein nettes Wort, ein ehrliches „Wie geht’s dir heute?“ – das kann Wunder wirken. Der Ton macht eben die Musik. Und wer ständig in Moll kommuniziert, darf sich nicht wundern, wenn das Team irgendwann verstimmt ist. 
 
Also, liebe Kolleg:innen: Lasst uns wieder mehr miteinander reden – und zwar so, wie wir selbst angesprochen werden möchten. Freundlich, respektvoll und auf Augenhöhe. Denn nur dann wird aus Apothekenalltag echte Teamarbeit.