Wochenrückblick: mRNA-Forschung mit Nobelpreis gekrönt
Der Nobelpreis im Bereich Medizin würdigt in diesem Jahr die mRNA-Forschung, ohne die es wohl nicht so schnell Impfstoffe gegen Covid-19 gegeben hätte. Streit gibt es um geplante Streiks. Mehr dazu im Wochenrückblick.
Hohe Auszeichnung für Karikó und Weissman
Der Medizin-Nobelpreis geht dieses Jahr an Katalin Karikó aus Ungarn und Drew Weissman aus den USA für ihre grundlegenden Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19. Das Kürzel „mRNA“ steht für messenger ribonucleic acid, auch Boten-RNA genannt. Das Karolinska-Institut in Stockholm betonte, dass ihre bahnbrechenden Ergebnisse das Verständnis der Interaktion von mRNA mit dem menschlichen Immunsystem verändert hätten, was zu der schnellen Entwicklung von Impfstoffen während der Covid-19-Pandemie geführt habe.
Weiter teilte das Institut mit, dass die Flexibilität und Geschwindigkeit der mRNA-Impfstofftechnologie Möglichkeiten für die Bekämpfung anderer Infektionskrankheiten sowie für therapeutische Anwendungen gegen Krebs eröffnen. Die Preisträger hätten wesentlich zur Rettung von Menschenleben beigetragen und schwerwiegende Krankheiten verhindert. Die Auszeichnung ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen (950.000 Euro) dotiert.
Karikó war bei ihren Forschungsarbeiten aus Mangel an Fördergeldern viele Jahre auf sich allein gestellt und später eine Zeit lang auch für die Firma Biontech tätig, die zusammen mit Moderna das erste Unternehmen war, das mRNA-Impfstoffe auf den Markt brachte, obwohl die Technologie bereits vor über 30 Jahren erforscht wurde. Biontech gratulierte der Ungarin, die die Firma heute noch berät, zu ihrer besonderen Auszeichnung.
Karikó und Weissman hätten mit ihrer Arbeit den Weg für die mRNA-Technologie geebnet, die nun in verschiedenen medizinischen Anwendungen genutzt werden könne, so das Nobel-Komitee. Die Vergabe aller Auszeichnungen ist wie jedes Jahr für den 10. Dezember geplant, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Geplante Streiks: Bundesweit statt „nur“ regional?
Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), betont die Notwendigkeit bundesweiter Streiks in der Apothekenbranche, um ihre Forderungen gegenüber der Politik zu unterstreichen. Er warnt vor einer Zersplitterung der Apothekerschaft durch regionale "Mikro-Streiks".
Hartmann schlägt vor, im November einen deutschlandweiten Streiktag abzuhalten, bei dem die politische Forderung nach einem Honorar von 12,35 Euro im Fokus stehe, während gleichzeitig die Patient*innen über die Hintergründe des Streiks informiert werden sollen. Falls dies nicht zustande komme, unterstütze der BVDAK die von ABDA-Präsidentin Gabriela Regina Overwiening angekündigten regionalen Streiks an verschiedenen Tagen.
Die ABDA hatte vergangene Woche zum Auftakt des Deutschen Apothekertages den November zum Protestmonat erklärt und abwechselnd wöchentliche Apothekenschließungen in vier Regionen Deutschlands bekanntgegeben, gefolgt von einer großen Kundgebung am 29. November in Berlin. Die Apothekenmitarbeiter*innen fordern seit Monaten eine Anerkennung ihrer Interessen durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
E-Rezept-Aktionstag am kommenden Dienstag
Am Dienstag, den 10. Oktober plant die Gematik wie berichtet eine Initiative, um die Verbreitung des E-Rezepts weiter zu fördern. Nun sind weitere Details zu dem Tag bekannt. Die teilstaatliche Behörde, die die Einführung des E-Rezepts begleitet und vorantreibt, ermutigt alle Arztpraxen und Krankenhäuser dazu, an diesem Tag das E-Rezept als Standard in der Versorgung einzusetzen.
Gemäß dem TI-Dashboard der Gematik wurden bisher über drei Millionen E-Rezepte eingelöst. Der Start der Einlöse-Option durch die elektronische Gesundheitskarte Anfang Juli habe sich positiv auf die Nutzungszahlen ausgewirkt, wobei die tägliche Einlösung elektronischer Rezepte seitdem um das Dreifache gestiegen sei. Dennoch bleiben digitale Verordnungen im Vergleich zu insgesamt ausgestellten Rezepten immer noch selten.
Um Berührungsängste mit der neuen Technologie zu überwinden, wird am 10. Oktober ein Aktionstag durchgeführt. An diesem Tag sollen, soweit möglich, alle Verordnungen von apothekenpflichtigen Arzneimitteln für gesetzlich Versicherte als E-Rezept ausgestellt werden. Die Gematik stellt eine Anleitung mit einem Test-E-Rezept zur Verfügung, insbesondere für Praxen, die bisher wenig Erfahrung mit dem E-Rezept haben.
Der Aktionstag zielt darauf ab, mehr Sicherheit im Umgang mit der neuen digitalen Verordnung zu schaffen. Die Zielgruppe umfasst (Zahn-)Ärzt*innen, Medizinische Fachangestellte (MFA), Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) und auch Patient*innen. Ziel der Gematik ist es, dass die Praxisteams idealerweise dauerhaft auf digitale Verordnungen umstellen. Zum 1. Januar 2024 wird die Einführung ohnehin verbindlich.
Warnung vor gefälschten „Ozempic“-Versionen
Eine Behörde in Freiburg hat vor gefälschten Versionen des Diabetesmedikaments "Ozempic" gewarnt. Die Fälschungen könnten erhebliche Gesundheitsgefahren darstellen, so das Regierungspräsidium Freiburg in Absprache mit dem Stuttgarter Sozialministerium. Es bestehe die Möglichkeit, dass gefälschte Packungen des Medikaments in Deutschland im Umlauf sind.
Im Falle des Auftretens von gefälschten Medikamenten wird empfohlen, diese in eine Apotheke zu bringen. Die Originalpräparate des Herstellers Novo Nordisk sind nicht gefährlich und können visuell von den Fälschungen unterschieden werden. Zum Beispiel ist bei der Originalspritze der drehbare Ring im hinteren Bereich hellblau, während er bei der Fälschung grau ist. Auch der Injektionsknopf am Ende der Spritze weist Unterschiede auf, wobei er bei der Originalspritze grau und bei der Fälschung blau ist.
Die Überwachung des Arzneimittelverkehrs in Deutschland liegt in der Verantwortung der Behörden der Bundesländer. Sie können Warnungen vor deutschlandweit vertriebenen Fälschungen herausgeben.
"Ozempic" basiert auf dem Wirkstoff Semaglutid und ist in Deutschland als Diabetes-Medikament zugelassen. Dieser Wirkstoff kann auch als Mittel zur Gewichtsabnahme, insbesondere bei stark übergewichtigen Menschen, eingesetzt werden. In Deutschland können Ärzt*innen seit Sommer das semaglutidhaltige Medikament "Wegovy" von Novo Nordisk zu diesem Zweck verschreiben. Der Wirkstoff ist auch bekannt, weil einige Prominente angegeben haben, damit abgenommen zu haben.