Apothekengezwitscher: Von Ibuprofen und „den runden weißen“

Im Laufe des Arbeitstages kommt es immer wieder zu amüsanten Begegnungen mit Kund:innen in der Apotheke. Unsere Apothekenspitzel:in berichtet diese Woche von peinlichen Momenten am HV-Tisch und lustigen Produktnachfragen.

An manchen Tagen ist einfach der Wurm drin. Ein Kunde nach dem anderen stellt die absurdesten Fragen. Erst letzte Woche hatte ich eine nette Unterhaltung mit einer Stammkundin, die ihre Medikamente für den Monat abholen wollte. Leider konnte sie sich absolut nicht mehr daran erinnern, welche Tabletten sie braucht. Also, weder an den Namen, noch daran, WOFÜR sie die Tabletten nimmt. „Ich habe immer die runden, die weißen! Sie wissen doch bestimmt.“ Nun, ich sehe mich als PTA häufig in der Rolle der Superheldin, na klar, aber allwissend bin auch ich nicht. In diesem Fall hatte ich Glück und die Kundin hatte eine Kundenkarte. So staunte sie auch nicht schlecht, als ich einige Minuten später ihre Einkäufe bei uns durchging und nach kurzer Zeit das passende Arzneimittel in der Hand hielt. Über die Situation konnten wir beide schmunzeln.

Schwierig wird es dann tatsächlich, wenn ein Kunde ohne Kundenkarte auf der Suche nach seinem Medikament ist – und dann auch noch unhöflich wird. Einmal hatte ich einen Kunden, der mir die Produktverpackung seiner Schmerztabletten beschrieb: „Blaue Verpackung, mehr weiß ich nicht mehr. Die müssten sie dahaben.“ Ich habe ihm verschiedene Medikamente beschrieben und gezeigt, aber scheinbar war das richtige nicht dabei. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass es sich um ein Rx-Produkt handelte. Ein Rezept hatte der Mann natürlich nicht dabei, und so verließ er nach einer intensiven (und seinerseits sehr wütenden) Diskussion die Apotheke. Ob ich meinen Job riskiere, um jemandem ohne Rezept verschreibungspflichtige Medikamente auszuhändigen? Im Leben nicht. Ich wünsche mir so oft, dass sich die Menschen mehr damit auseinandersetzen würden, was sie nehmen – und wofür.

Aber nicht immer sind es solch schwerwiegende Auseinandersetzungen, die mir im Apothekenalltag begegnen. Häufig begegnet mir folgender Satz: „Ich hätte gerne eine Packung Ibuprofen.“ Meistens huscht mir direkt ein Lächeln übers Gesicht, wenn ich dann tiefenentspannt erkläre, dass es sich dabei um einen Arzneistoff, kein bestimmtes Produkt handelt. In den meisten Fällen ist die richtige Packung schnell gefunden („Die orangenen da kaufe ich immer!“) und die Beratung verläuft unkompliziert.

Extrem häufig kommt es auch vor, dass insbesondere junge Frauen zu mir in die Apotheke kommen und sich scheinbar wahnsinnig dafür schämen, dass sie ein Vaginaltherapeutikum benötigen. In diesen Fällen verhalte ich mich besonders einfühlsam und diskret, aber meistens wird meine Beratungshilfe gar nicht angenommen – die Damen versuchen lediglich, ihre tiefrot angelaufenen Gesichter zu verbergen und möglichst schnell mit dem Produkt „für ihre Freundin“ aus der Apotheke zu verschwinden. Meistens beginnen diese Beratungen damit, dass man mir ein Handy mit einem Bild unter die Nase hält: „Ich bräuchte einmal das hier. Keine Ahnung, einfach irgendwie sowas, ich soll das mitbringen, ich kenn mich da gar nicht aus.“ Ein wenig schmunzle ich innerlich darüber, dass man so einen Affentanz veranstaltet – wir sind schließlich Experten und Expertinnen in dem, was wir tun, und zu einem Großteil auch selber Frauen. Alles gar kein Drama.

Mein Favorit bisher ist jedoch vermutlich folgender Satz: „Ich habe heute Abend ein Date und möchte mich dafür vorbereiten.“ Meine Güte, habe ich da lange nachfragen und selber überlegen müssen bis ich verstanden habe, dass der junge Mann eine Packung Kondome kaufen wollte. Halleluja! Ich hätte ihm gerne sicherheitshalber noch ein paar Anwendungshinweise mit auf den Weg gegeben, mir blieb jedoch keine Zeit mehr – zu groß war die Hektik bei ihm, schnellstmöglich das Weite zu suchen.

Mir bleibt nur noch übrig zu sagen: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – oder direkt Ihre PTA.