Zwischen Hoffen und Bangen

Der neue Bundeskanzler ist gewählt, zuvor wurden bereits große Pläne für das Gesundheitswesen angekündigt. Was bedeutet das konkret für die Apotheken? Die Apothekenspitzel:in macht sich Gedanken.

Was dürfen wir von der neuen Regierung erhoffen? Welche Veränderungen kommen auf das Gesundheitswesen zu? Werden unsere Arbeitsbedingungen verbessert? Werden wir endlich die Anerkennung und Unterstützung erhalten, die wir verdienen? Wird die Schonzeit für die Krankenkassen enden? Wann werden sinnbefreite Retaxationen abgeschafft? Diese Fragen beschäftigen nicht nur mich, sondern auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen.

Die Versprechen der neuen Regierung

Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD hat sich einiges vorgenommen. Sie will die ambulante Versorgung stärken, die Digitalisierung vorantreiben und die Pflege nachhaltig finanzieren. Klingt erst einmal vielversprechend, vor allem, weil immer wieder die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken betont wird. Die Idee eines Primärarztsystems, bei dem Haus- und Kinderärzte die erste Anlaufstelle sein sollen, finde ich deshalb gar nicht mal so schlecht. Das könnte die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken verbessern, aber auch neue Herausforderungen mit sich bringen. Die Frage lautet: Werden wir in die Entscheidungsprozesse eingebunden oder bleiben wir gefühlt nur die „Medikamentenausgeber“?

Insgesamt bin ich gespannt, welche Karriere die Regierungsversprechen hinlegen: Werden sie umgesetzt oder bleibt es bei leeren Worten?

Die Realität in der Apotheke

Der Alltag in der Apotheke ist oft hektisch und anspruchsvoll – aber wem sage ich das ...? Zu uns kommen Menschen mit Fragen und Sorgen, die weit über die bloße Medikamenteneinnahme hinausgehen. Wir sind oft die erste, niederschwellige Anlaufstelle und können ohne Terminvergabe und Wartezeit schnell und kompetent reagieren. Geschätzt werden wir für diese wichtige Rolle aber viel zu wenig, finde ich. Dabei ist die fehlende Anerkennung nicht der einzige Wermutstropfen: Der Personalmangel macht uns allen zu schaffen, häufig kippt dann noch die Stimmung im Team, weil unsere Arbeitslast immer größer wird … Wenn dann noch Krankheitsfälle und die Urlaubssaison hinzukommen – gute Nacht!

Können die geplanten Reformen Abhilfe schaffen? Es braucht jedenfalls konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der Zustände in den Apotheken und keine bloßen Lippenbekenntnisse. Ehrlich gesagt: Ich bezweifle, dass die Politiker im Detail wissen, was gerade bei uns schiefläuft.

Die Digitalisierung: Fluch oder Segen?

Zusätzlich will die neue Regierung die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreiben. Elektronische Patientenakten (ePA), Telemedizin und digitale Rezepte sollen den Alltag erleichtern und die Versorgung verbessern. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Werden wir ausreichend geschult und unterstützt, um mit den neuen Technologien umzugehen? Oder müssen wir selbst sehen, wie wir klarkommen?

Ja, die Digitalisierung bietet viele Chancen! Aber eben auch Risiken. Datenschutz und Datensicherheit sind große Themen, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Wie oft habe ich in den vergangenen Tagen gelesen, dass es Schwachstellen bei der ePA im Hinblick auf die Datensicherheit gibt. Zudem müssen die technischen Systeme zuverlässig und benutzerfreundlich sein. Nur so können wir die Vorteile der Digitalisierung wirklich nutzen. Wenn wir wochenlang brauchen, um uns reinzufuchsen, ist das auch nicht das Gelbe vom Ei. Vor allem geht das alles zu Lasten der kostbaren Beratungszeit.

Mein Fazit

Die Gesundheitspolitik der neuen Regierung bietet einige positive Ansätze. Schon lange hoffe ich auf Verbesserungen, die unseren Arbeitsalltag erleichtern und unsere wichtige Rolle im Gesundheitssystem anerkennen. Aus Erfahrung bleibe ich jedoch eher skeptisch und warte ab, was die Zukunft bringt. Werden Ankündigungen und Versprechen wirklich eingehalten? Noch übe ich meinen Beruf mit Leidenschaft aus und will auch weiterhin mein Bestes geben, um Patienten zu unterstützen und zu beraten. Aber ich kenne viele, die bereits umgesattelt haben – vorwerfen will ich ihnen das nicht. Wir in der Apotheke brauchen die Unterstützung der Politik, damit wir unsere Aufgaben optimal erfüllen können.

Und weil das so ist, blicke ich mit sehr gemischten Gefühlen in die Zukunft.

AMIRA fragt: Was erhoffst du dir von der neuen Regierung? Hast du ähnliche Sorgen und Wünsche? Schreibe deine Meinung in die Kommentare.