Rezepturtipps: So gelingt die Herstellung von Augensalben und Augencremes

Wann hast du zum letzten Mal eine Augensalbe oder eine Augencreme in der Rezeptur hergestellt? Bei manchen Apotheken ist dies Alltag, bei anderen kommt das eher selten vor. Hier gibt es viele Dinge zu beachten:

Um Sterilität bei der Herstellung zu gewährleisten, sollen Anwendungen am Auge nur nach standardisierten Vorschriften an hierfür geeigneten und ausgerüsteten Arbeitsplätzen hergestellt werden. Die Abpackung ist auf eine Menge vom 10 ml zu begrenzen. Eine behelfsmäßige Herstellung ohne Laminar-Air-Flow-Gerät lässt sich aber in Ausnahmefällen vertreten. Für diese Ausnahmefälle steht die Hitzesterilisation zur Verfügung, so wie sie im DAC/NRF in den Standardzubereitungen auf S.47 und S.48 beschrieben wird. Auch eine Herstellung mittels Dreispritzentechnik ist vertretbar, da sie im nahezu geschlossenen sterilen System erfolgt. Wenn du diese Technik noch nicht gelernt hast, ist das aber kein Problem, denn wir helfen dir hier auf die Sprünge.

Augensalbe mit lipophilen Grundlagen

Ist lediglich eine Augensalbe mit lipophilen Grundlagen (S.47 - dickflüssiges Paraffin und Vaseline) anzufertigen, dann ist die Herstellung nicht allzu schwer. Hierfür mischst du die beiden Bestandteile in einem sorgfältig gereinigten Becherglas auf dem siedenden Wasserbad mittels eines Glasstabes miteinander, bis sich Paraffin und Vaseline miteinander homogen verbunden haben. Dann entnimmst du den Glasstab, deckst das Becherglas mit einem Uhrglas ab und stellst es bei 160 °C für zwei Stunden in den Trockenschrank. Wenn du die Schmelze aus dem Trockenschrank entnimmst, wartest du, bis sie 50 bis 60 °C erreicht hat, was du mit dem Infrarot Thermometer prüfen kannst und füllst sie zügig in eine sterilisierte Augensalbentube ab. Durch die Abfülltechniken hast du vermutlich etwas höhere Verluste als normalerweise, da du das Becherglas nicht mit einem Kartenblatt auskratzt. Daher solltest du einen Verlust von etwa 10 % mit einkalkulieren und eine Mehreinwaage vornehmen.

Augencreme: Hydrophile und lipophile Phase verbinden

Etwas diffiziler ist die Herstellung einer Augencreme, da eine hydrophile Phase – meist mit einem darin gelösten Wirkstoff – mit der lipophilen Phase verbunden werden muss. Hier kommt die Dreispritzentechnik zum Einsatz. Hierfür benötigst du drei Einmalspritzen, passende Adapter, um die Spritzen zu verbinden (steriler Adapter Luer-Lock doppelt weiblich, z.B. von B.Braun Melsungen AG) und einen Membranfilter mit der Porengröße 0,2 µm (z.B. von Wepa Apothekenbedarf GmbH & Co.KG).

Die erste Spritze nimmt die geschmolzene lipophile Phase auf. Um die Sterilität und Keimfreiheit zu gewährleisten, nutzt du die Technik wie beschrieben bei der Herstellung der Augensalbe. Dann fertigst du aus der wässrigen Phase und dem Wirkstoff eine Lösung an. Damit auch hier sauber gearbeitet wird, solltest du alle Materialien, mit denen du arbeitest (Spatelschlitten, Spatel, Uhrglas, um den Wirkstoff abzuwiegen), gemeinsam mit dem Becherglas das die lipophile Phase enthält im Trockenschrank sterilisieren. Das benötigte Wasser sollte keim- und pyrogenfrei sein, daher nutzt man für die Herstellung von Zubereitungen am Auge Aqua ad injectabilia (z.B. “Ampuwa” von Fresenius Kabi Deutschland GmbH). Wenn die lipophile Phase heruntergekühlt ist, ziehst du sie in die erste Spritze auf und verschließt sie mit einem Verschlusskonus. Dann stellst du die Lösung her, ziehst sie in die zweite Spritze auf, befestigst den Membranfilter an der Spritze, schließt mittels Adapterstück den Membranfilter an die dritte Spritze an und filtrierst die Lösung steril von der zweiten in die dritte Spritze hinein. Nun kannst du die zweite Spritze mit dem Filter vom Adapter lösen und die dritte Spritze mit dem nun sterilen Filtrat mit der ersten Spritze verbinden, die die warme sterile lipophile Phase enthält. Mittels Hin- und Herbewegen der beiden Spritzeninhalte, die mal in die eine und mal in die andere Spritze gedrückt werden vermischst du die beinen Phase miteinander. So wird eine sterile Augencreme hergestellt, die auch nicht den Vergleich mit Cremes aus dem Reinraumlabor scheuen muss.

Der benutzte Verschlusskonus kann nun einfach an der Spritze befestigt werden und sie kann – korrekt beschriftet – auch als Abgabegefäß genutzt werden. Die Augencreme kann aber natürlich wie die Augensalbe auch in eine sterile Augensalbentube abgefüllt, und dem Kunden so abgegeben werden.

Cave: Filter überprüfen!

Zur Inprozessprüfung gehört auf jeden Fall – wie auch bei der Herstellung steriler Augentropfen – der Bubble-Point-Test zur Überprüfung des Membranfilters. Die Prüfung solltest du am besten direkt nach der Überführung des Filtrates in Spritze 3 durchführen, denn sollte der Filter beschädigt gewesen sein, ist die ganze Creme ansonsten zu verwerfen. Um die Ausbeute nicht durch Verluste bei der Filtration zu schmälern, ist es auch hier sinnvoll, mit einem 10 %-igen Überschuss zu arbeiten. Dieser kann dann nach der Filtration und vor dem Vermischen verworfen werden.