Apothekengezwitscher: Zwischen HV-Tisch und Corona-Teststation

Durch die Corona-Pandemie hat sich im Apothekenalltag einiges verändert. Unsere Apothekenspitzel:in berichtet von der Arbeit zwischen Corona-Tests, Beratungen und Rezeptur – der ganz normale Wahnsinn.

Bei uns in der Apotheke ist immer reichlich zu tun. An den meisten Tagen sind wir schon bis oben hin ausgelastet, wenn einfach nur alltägliche Aufgaben anstehen: Allein die Beratungen können sehr anstrengend sein und viel Zeit rauben. Wenn dann noch Rezepturen herzustellen sind (was von den meisten Patienten ziemlich unterschätzt wird: „Wieso dauert das denn so lange?“), kommt es schon Mal vor, dass mir nach Feierabend der Kopf raucht und ich froh bin, wenn sich der nächste freie Tag nähert. Als die Infektionszahlen richtig durch die Decke gegangen sind, haben wir viel Zeit in der Rezeptur verbracht. Ich hoffe, ich muss nie wieder in meinem Leben so viel Desinfektionsmittel herstellen! Damit hätten wir ganze Apotheken täglich klinisch steril bekommen. Zum Glück hatte das alles einen tieferen Sinn und wir konnten während der Pandemie zur allgemeinen Gesundheit beitragen.

Seitdem kommen noch zahlreiche andere Aufgaben zu unserem normalen Arbeitspensum hinzu. Die Apotheke ist zu einem Rundum-Versorger geworden: Nasenspray, Antibiotikum, Magnesium-Tabletten und Blasenpflaster – außerdem dazu eine Corona-Impfung und ein Schnelltest für den Besuch bei den Großeltern oder der Freundin im Krankenhaus. Wir haben einen kleinen Raum für Corona-Testungen in der Apotheke einrichten können, der so gut wie dauerhaft belegt ist. Meistens war in den Hochphasen der Pandemie ein Kollege dann zusätzlich da, um die Tests zu übernehmen – dadurch hatten wir aber auch insgesamt mehr Überstunden, denn zusätzliches Personal bekamen wir leider nicht. An einigen Tagen waren wir aber auch durch die ganzen Krankheitsfälle im Winter so knapp besetzt, dass meine Kollegen und Kolleginnen und ich abwechselnd vom HV-Tisch in den Testraum gehüpft sind und so wie am Fließband den kompletten Tag durchgeackert haben. Wir haben quasi täglich unsere eigene Gesundheit riskiert, um für die unserer Patienten und Patientinnen da sein zu können.

Dabei sind aber auch die absurdesten Dinge passiert: Kunden, die ihre Maske komplett abziehen, wenn sie zum Test kommen (am besten noch mit akutem Infektionsverdacht), gab es ohne Ende. Einmal hatte ich auch eine Dame in der Testkabine, die die Maske nach Erhalt des negativen Testergebnisses gar nicht mehr anziehen wollte. „Sie haben doch gesehen, dass ich negativ bin!“ Nun, möchten Sie denn auch negativ bleiben? Nachdem ich ihr das Konzept des Maske-Tragens erklärt hatte, musste ich rasch wieder an den HV-Tisch, um eine Kollegin bei der Beratung zu unterstützen. Diagnose: Die Patientin möchte nicht glauben, dass es kein konkretes Medikament zur Prävention von Corona-Infektionen gibt. Manchmal habe ich Angst gehabt, dass ich völlig durchdrehe. Es ist nicht immer leicht, cool zu bleiben, wenn andere in Panik geraten. Kennt ihr auch diese Patienten, die hochmotiviert in die Apotheke zum Testen kommen, weil sie „keine Gefahr für ihre Mitmenschen darstellen wollen“, dann aber dich mit ihren Wahnsinns-Reflexen immer wieder an den Rande des Wahnsinns treiben? Ständig ziehen sie ihren Kopf zurück, wenn ich mit dem Teststäbchen auch nur in die Nähe ihrer Nasenhöhlen komme oder fangen schon an zu würgen, wenn sie hören, dass ich einen Rachenabstrich machen werde. Dann gibt es auch noch diejenigen, die plötzlich Gefallen an dem ach-so-angenehmen Kitzeln in der Nase finden und mit einem Augenzwinkern fragen: „Das war’s ja schon?! Daran könnte ich mich glatt gewöhnen!“ Nun, meine Handynummer gebe ich deswegen aber nicht raus.

Zu Risiken und Nebenwirkungen (und professionellen Corona-Tests) fragen sie ihren Arzt oder Apotheker – oder direkt ihre PTA.