Wochenrückblick: Details über die „Apotheke-light“

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hält seine Forderungen fürs neue Apothekenwesen fest, der Protestmonat nimmt richtig Fahrt auf und es gibt jetzt eine Dringlichkeitsliste für Kinderarzneimittel in Anbetracht der vermutlich bevorstehenden angespannten Versorgungssituation zur Erkältungszeit. Diese und weitere Neuigkeiten kannst du hier nachlesen.

Bürokratieabbau: Apothekenreform trotz Widerstände

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im September seine viel kritisierten Ideen für ein neues Apothekenwesen vorgestellt. Jetzt wurden seine Forderungen in einem Eckpunktepapier festgehalten. Die geplanten Liberalisierungen und Änderungen betreffen alle Beteiligten des Gesundheitswesens, insgesamt sollen mit Hilfe von 72 Maßnahmen mehrere Millionen Euro eingespart werden. Für die Apotheken sollen folgende Dinge umgesetzt werden:

  1. Vorhaltung von Räumlichkeiten entsprechend der im Filialverbund durchgeführten Tätigkeiten: Filialverbünde sollen nur noch an einem Standort Labor, Rezeptur oder Notdienstzimmer vorhalten müssen. Bislang muss jede Apotheke über diese Räumlichkeiten verfügen.
  2. Flexibilisierung von Herstell- und Prüfmöglichkeiten im Filialverbund: Nur noch eine Apotheke muss Rezepturen herstellen und Prüfungen durchführen.
  3. Gestattung neuer Vertretungsmöglichkeiten: PTA sollen alleinvertretungsberechtigt sein, wenn eine Approbierte oder ein Approbierter per Videokonsultation zur Verfügung steht.
  4. Öffnungszeiten von Apotheken: Bei den geplanten Öffnungszeiten soll es ebenfalls zu einer Flexibilisierung kommen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht hierhin ebenfalls ein Einsparpotenzial im nichteingesetzten Personal. 

Weiterhin sollen die Präqualifizierung für apothekenübliche Hilfsmittel, das BtM-Rezept für Medizinalcannabis und die Abschaffung der Abgabebelege für Cannabis wegfallen.

Protestmonat November im vollen Gange

Letzte Woche war der Auftakt, an diesem Mittwoch ging der Protestmonat weiter – dieses Mal protestierten die norddeutschen Apotheken für bessere Rahmenbedingungen für die Arzneimittelversorgung in Hannover. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) hatte gemeinsam mit den Verbänden Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einer zentralen Kundgebung um 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) aufgerufen. Für die Notfallversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln waren die Notdienstapotheken zuständig. Wie die ABDA mitteilt, nahmen mehr als 3.000 Apothekerinnen und Apotheker an der Kundgebung teil.

Weiterhin gab es am Mittwoch in Schwerin interprofessionelle Proteste. So schlossen sich etwa 600 Apothekerinnen und Apotheker, Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie ihre Teams zusammen und erhoben gemeinsam ihre Stimme gegen die aktuelle Gesundheitspolitik.

Im Laufe des Monats sind weitere Proteste jeweils mittwochs in Dortmund, Stuttgart und Dresden geplant. Gabriele Regina Overwiening, die Präsidentin der ABDA, stimmte die Apothekenteams in einer aktuellen Videobotschaft wiederholt auf den Protestmonat November ein und ermutigte sie, mitzumachen. „In den kommenden Wochen braucht die Apothekerschaft erneut die unbedingte Geschlossenheit. Wir wollen protestieren, damit wir und unsere Sorge um die Arzneimittelversorgung wahrgenommen werden. Das gelingt nur, wenn der gesamte Berufsstand erneut geschlossen zusammenhält“, so Overwiening.

BfArM veröffentlicht Dringlichkeitsliste für Kinderarzneimittel

Kinderarzneimittel sind weiterhin teilweise rar. Auch diese Erkältungssaison kann es möglicherweise wieder zu einer angespannten Versorgungssituation kommen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat deshalb in Abstimmung mit dem BMG eine Dringlichkeitsliste für Kinderarzneimittel erstellt, die fortlaufend aktualisiert und veröffentlicht wird. Unter den essenziellen Arzneimitteln der Pädiatrie sind unter anderem verschiedene Antibiotika (Amoxicillin, Cefuroxim, etc.), Schmerz- und Fiebermittel (Ibuprofen, Paracetamol), Nasensprays (Xylometazolin, Oxymetazolin) sowie Salbutamol-haltige Präparate zu finden. Die vollständige Liste findest du hier.

#MedSafetyWeek: Awareness für Nebenwirkungs-Meldungen

Diese Woche findet die internationale Kampagne „MedSafetyWeek“ statt, die vom Uppsala Monitoring Centre (UMC), dem Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für internationale Arzneimittelüberwachung, geleitet wird. Mehr als 80 Arzneimittelbehörden beteiligen sich im Rahmen der Aktionswoche daran und möchten ein Bewusstsein für das Melden von Nebenwirkungen schaffen.

Meldungen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen spielen eine wichtige Rolle, um potenzielle Sicherheitssignale von Arzneimitteln frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Jede und jeder kann Verdachtsfälle von Nebenwirkungen direkt an das BfArM und das Paul-Ehrlich-Institut über das Online-Meldeportal www.nebenwirkungen.bund.de melden. Die Vertreter*innen der Gesundheitsberufe sind sogar verpflichtet, ihnen bekanntgewordene Meldungen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen an die jeweils zuständige Arzneimittelkommission zu melden. Diese wiederum leiten die Meldungen an die zuständige Bundesoberbehörde weiter.

Dosierungsänderung bei Aspirin Plus C 400 mg/240 mg

Aspirin Plus C 400 mg/240 mg Brausetabletten enthalten je abgeteilte Form 400 mg Acetylsalicylsäure und 240 mg Ascorbinsäure. Die Brausetabletten werden bei leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Kopf-, Regel- und Gliederschmerzen sowie bei Fieber verwendet. Das Arzneimittel war bislang laut Packungsbeilage indiziert bei Kindern ab neun Jahren. Ab sofort darf es nur bei Kindern ab zwölf Jahren angewendet werden. Eine Anwendung unter diesem Alter ist zwar prinzipiell möglich, soll allerdings nur auf ärztliche Anweisung erfolgen.