Gesundheit und Bewegung: Der passende Sport für jede Erkrankung
<p>Wir wissen, wie gesund Sport für unseren Körper ist. Er hält uns schlank, fit und beweglich, steigert das Wohlbefinden und beugt Krankheiten vor. Was aber, wenn man schwer krank ist? Hilft uns Sport dann auch? Und wenn ja, welcher?</p>
Langsam wieder auf die Füße kommen mit Sporttherapie
Nach einer schweren, akuten Erkrankung wie einem Herzinfarkt oder einer Krebserkrankung, aber auch bei schweren chronischen Erkrankungen wie Asthma, Arthrose, Rheuma, Depressionen, Demenz oder Gefäßerkrankungen müssen die Betroffenen langsam wieder ins Leben zurückfinden. Die Krankheit hat die Patient:innen gezeichnet, die Signale des Körpers werden anders empfunden, man ist vorsichtiger und ängstlicher und will sich und den Körper keinesfalls überlasten oder überfordern.
Dennoch ist Bewegung und Sport eine tragende Säule der Therapie. Aber nicht der Leistungsgedanke steht im Vordergrund. Stattdessen soll die Sporttherapie Patient:innen helfen, körperliche, psychische oder soziale Beeinträchtigungen mithilfe von Sport zu überwinden, indem die Körperwahrnehmung verbessert sowie die Koordination und Kondition gesteigert werden. In allen Rehabilitationseinrichtungen sind Sport und Bewegung feste Bestandteile in der Therapie.
Welche Sportarten sind wann geeignet?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Sport verbessert die Funktion des Herzmuskels und entlastet somit das Herz langfristig. Die Sauerstoffaufnahme aus dem Blut und das Atemvolumen werden erhöht, der Blutdruck und die Blutfettwerte gesenkt. Man wird belastbarer und leistungsfähiger und der gesamte Organismus profitiert von der Kontinuität körperlicher Aktivität. Besonders geeignet sind moderate Ausdauersportarten wie Walken, Laufen, Radfahren, Wandern oder Schwimmen. Ungeeignet dagegen sind Fußball, Tennis, Badminton oder andere Extremsportarten mit Belastungsspitzen, die schnell zu einer Überanstrengung führen können.
Krebserkrankungen
Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben in den letzten Jahren bewiesen, dass körperliches Training die Nebenwirkungen bei Strahlen- oder Chemotherapie (Fatigue, Depressionen, Schmerzen, Übelkeit) verringert, die Heilungschancen verbessert und die Rezidivrate verringert. Besonders bewährt hat sich ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining mit Elementen zur Schulung von Koordination und Flexibilität. Yoga, Gymnastik, Walken, Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren sind besonders geeignet, je nach individueller Vorliebe und Wohlbefinden. Mit der Krebsdiagnose sollte sofort das Training beginnen. Auch die psychische Verfassung wird davon profitieren.
Lungenerkrankungen
Körperliches Training kann bei chronischen Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma einer Verschlechterung entgegenwirken und sogar eine Verbesserung erzielen. Ein intensiviertes Training mit Intervallcharakter trainiert die Atemmuskulatur und stärkt die Lungenfunktion. Walken, Laufen, Radfahren, Wandern oder Schwimmen gehören zu den empfehlenswerten Sportarten, jedoch sollten Pausen und Ruhephasen eingelegt werden und die Notfallmedikamente müssen immer griffbereit sein.
Typ2-Diabetes und Adipositas
Regelmäßige Bewegung verbessert den Glucosetransport in die Muskelzellen und wirkt einer Insulinresistenz entgegen. Je mehr Muskelzellen vorhanden sind, desto besser die Glucoseaufnahme und der Energieverbrauch. Die Blutzuckerspiegel sinken und die Pfunde purzeln. Durch eine Ernährungsumstellung kombiniert mit einem Kraft-Ausdauertraining, das mindestens 150 Minuten verteilt auf 3 Einheiten pro Woche umfasst, lässt sich langfristig Übergewicht reduzieren und der HbA1c- Wert signifikant senken. Geeignet sind torsionsarme Sportarten, wie Walken, Schwimmen oder Radfahren, um die überlasteten Gelenke, Sehnen und Bänder zu schonen.
Rheuma und Arthrose
Regelmäßiger Sport hat positiven Einfluss auf das gesamte Skelett. Die Gelenkschmiere verteilt sich im Gelenk, liefert Nährstoffe an den Knorpel und transportiert Abfallstoffe ab. Bei fortgeschrittener Arthrose und anderen rheumatischen Erkrankungen gilt es, die Gelenke nicht zu überlasten oder falsch zu beanspruchen. Aquajogging, Wassergymnastik, Radfahren und Nordic Walking sind gelenkschonend, aber fördern trotzdem die Beweglichkeit. Denn wer rastet, der rostet.
Depressionen und neurologische Erkrankungen
Sport fördert die Durchblutung des Gehirns, baut Stress ab und fördert die Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormone). Die Symptome einer Depression können so gelindert werden. Bewegung, vor allem im Freien, ist fester Therapiebestandteil neben Arznei- und Gesprächstherapie. Geeignet ist jede Sportart, die keinen Leistungsdruck erzeugt.
Auch bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Alzheimer führt ein moderates Kraft-Ausdauertraining zu einer gesteigerten kognitiven Kompetenz, sowie zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Yoga, Gymnastik, Tai-Chi, Qi-Gong und Nordic Walking können je nach individuellen Fähigkeiten geeignet sein.
Was ist wichtig?
Entscheidend ist es, den Körper in der Rekonvaleszenz zu unterstützen und keinesfalls zu überfordern oder überanzustrengen. Daher sollte von Fachleuten (Sportmediziner:innen, Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen) ein individueller Trainingsplan erstellt werden, von dem nicht abgewichen wird. Die persönliche Belastungsgrenze darf nicht überschritten werden. Es empfiehlt sich, mit einer Pulsuhr zu trainieren, damit der individuelle, ideale Trainingspuls erreicht, aber nicht überschritten wird. Das Training sollte mit einer Aufwärmphase beginnen und mit einer Entspannungsphase ausklingen.
Denn übertriebener Ehrgeiz kann Spaß verderben und Schaden anrichten, manchmal ist er sogar lebensgefährlich. Trotz allem ist Bewegung und Sport äußerst gewinnbringend für Körper, Geist und Seele in jeder Lebenssituation.