Apothekengezwitscher: Zwischen La dolce vita und Reiseapotheke

Es ist wieder Urlaubssaison und unsere Apothekenspitzel:in ist dabei, die Reiseapotheken ihrer Kunden und Kundinnen zu füllen. Wenn da doch nur nicht die Last-Minute-Panik herrschen würde!

Kaum stehen die Sommerferien vor der Tür, tun dies auch die Kunden und Kundinnen, die so gut wie auf dem Sprung zum Flughafen sind und sich scheinbar spontan überlegt haben, dass ihnen noch etwas Wichtiges fehlt: Ihre Reiseapotheke. Meistens kein Problem, dann wird ein Großeinkauf getätigt mit Sonnencreme („Die ist aber teuer bei Ihnen – und eine Flasche reicht da sicher nicht?“), Schmerztabletten („Geben Sie mir doch Ibuprofen und Paracetamol, für alle Fälle.“), Pflastern („Im Supermarkt krieg ich die aber auch günstiger!“) und allem, was das Urlauberherz sonst noch so begehrt. Manchmal sind das dann aber auch Einkäufe, die aus eigener Schusseligkeit heraus am Sonntag bei den Notdienst-Apotheken erledigt werden müssen – schade, aber mehr als den Appell, beim nächsten Mal besser im Voraus zu planen, können wir da nicht weitergeben. Besonders ärgerlich wird es aber, wenn der Vorrat an verschreibungspflichtigen Medikamenten zuneige geht und der Zeitpunkt der Abholung des neuen Rezeptes für die nächste Packung dann urplötzlich in den Reisezeitraum fällt. Ach, hätte man das doch vorher gewusst! Vermutlich sind es sogar jedes Jahr die gleichen Kunden, die es versäumen. Manchmal fragen sie mich dann sogar, was sie sonst noch so einpacken sollten und ob ich vielleicht Tipps für Unternehmungen am Reisezielort habe. So erfahre ich zumindest immer sehr viel über unsere Kunden und träume mich selbst schon einmal in Richtung Strand und Meer.

Diese Woche hatte ich einen schönen Fall von „Kundin nimmt ihre Verletzung nicht ernst genug“: Eine Frau kam zu mir in die Apotheke und konnte kaum laufen vor Schmerzen – sie hatte sich einen Hexenschuss zugezogen. Ihr stand aber eine Geschäftsreise mit dem Auto und direkt im Anschluss der Familienurlaub bevor, weshalb sie zum Autofahren Wärmepflaster, Schmerzsalbe und -tabletten brauchte. Ihr Arzt wollte sie krankschreiben, das hatte sie aber abgelehnt. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr die Produkte auszuhändigen und ihr dringend zu mehr Ruhe zu raten. Ich hoffe, dass ihr Urlaub ihr wohlbekommen wird – mit solchen Verletzungen ist nicht zu spaßen.

Das genaue Gegenteil solcher Kundinnen begegnet mir aber auch allzu oft: Die übermäßig Besorgten, die für eine Woche Südfrankreich die ganze Apotheke mitnehmen möchten. Sämtliche Impfungen überprüfen, Insektenspray gegen tropische Mücken – eine Wahnsinnsplanung, die auch für drei Monate im Dschungel angebracht wäre. Ein wenig zu beneiden ist es ja schon, wenn man alles so gut durchplanen kann. Vielleicht wäre es schön, wenn sich alle Kunden und Kundinnen mal zusammensetzen und vor dem Besuch in der Apotheke darüber austauschen könnten, was wichtig ist und was nicht. Ein gesundes Mittelmaß wäre schön.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker – wir helfen gerne, nur das Kofferpacken machen Sie bitte alleine.