Welt-Hepatitis-Tag 2022: „Hepatitis kann nicht warten“

Der 28. Juli ist der alljährliche Welt‐Hepatitis‐Tag, der seit 2011 auch offizieller Gesundheitstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist. AMIRA zeigt, was es mit der Krankheit auf sich hat und welche Ziele der Aktionstag verfolgt.

Wie im Vorjahr lautet das Motto des Welt-Hepatitis-Tages „Hepatitis kann nicht warten!“. Mit diesem eindringlichen Aufruf möchte die WHO den globalen Kampf gegen die übertragbare Virushepatitis vorantreiben. Denn weltweit sind, durch alle Altersklassen und sozialen Schichten hinweg, Millionen Menschen von der Krankheit betroffen, rund 350 Millionen allein von den Typen B und C.

Die Mittel für den erfolgreichen Kampf gegen die übertragbaren Leberentzündungen sind mittlerweile vorhanden: So kann eine Impfung Hepatitis A und B sicher verhindern. Die Hepatitis-B-Impfung schützt indirekt auch gegen das gefährliche Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftritt. Gegen chronische Hepatitis B und C stehen wirksame Therapien zur Verfügung, die eine Hepatitis B unterdrücken und eine Hepatitis C sogar ganz ausheilen können. Gegen Hepatitis D steht seit 2020 ebenfalls eine Therapie zur Verfügung. Demgegenüber gibt es Formen der Hepatitis, die nicht durch Infektionen hervorgerufen werden, etwa Leberentzündungen wegen Alkoholmissbrauchs oder durch Autoimmunprozesse. Vor allem der Alkoholmissbrauch sorgt in der Öffentlichkeit für Vorurteile gegenüber Lebererkrankungen.

Im Fokus des diesjährigen Hepatitis-Tages stehen allerdings die durch Viren übertragenen Erkrankungen, insbesondere die Hepatitis B und C. Merken kann man sich: Immer, wenn ein Buchstabe hinter der Diagnose „Hepatitis“ steht, handelt es sich um eine durch Viren übertragene Variante.

Diese virusinduzierten Erkrankungen der Leber gibt es:

Hepatitis A wird hauptsächlich über Kot, verunreinigtes Trink- und Badewasser oder Nahrungsmittel übertragen. Die Infektion heilt von selbst aus und wird nicht chronisch, kann aber für Leberkranke und Ältere gefährlich werden. Eine Impfung schützt vor Hepatitis A. Medikamente speziell gegen Hepatitis A gibt es nicht, hier hilft nur Abwarten und sich schonen.

Hepatitis B wird über Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Hepatitis B heilt bei den meisten gesunden Erwachsenen im ersten halben Jahr von selbst aus. Unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel einer Immunschwäche, kann eine „ausgeheilte“ Hepatitis B aber Jahrzehnte später wieder aktiv werden. Chronische Infektionen mit Hepatitis B können zu Zirrhose oder Leberkrebs führen. Heutige Medikamente heilen eine chronische Hepatitis B zwar noch nicht vollständig, können sie aber abmildern und die Virusvermehrung effektiv unterdrücken. Gegen Hepatitis B gibt es ebenfalls eine wirksame Schutzimpfung. Weltweit leben nach WHO-Schätzungen 296 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B. Die Schätzungen sind höher als früher (257 Millionen), spiegeln aber – das gibt Hoffnung – wohl keinen echten Anstieg wider. Wie die Deutsche Leberhilfe berichtet, geht die WHO davon aus, dass mehr Länder ihre Überwachung verbessert und deswegen in den letzten Jahren höhere Zahlen nachgemeldet haben. In Deutschland schätzt die Hepatitis-B-Leitlinie von 2021, dass ca. 0,4 bis 0,8 % der Bevölkerung eine chronische Hepatitis-B-Infektion haben. Dies würde etwa 330.000 bis 660.000 Menschen entsprechen.

Hepatitis C wird durch infektiöses Blut übertragen, welches in die Blutbahn bzw. Schleimhäute eines Gesunden eindringt. Nur eine Minderheit der Betroffenen heilt die Infektion im ersten halben Jahr von selbst aus, oft verläuft die Infektion chronisch. Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C gibt es noch nicht, dafür können heutige Therapien aber fast jede Hepatitis-C-Infektion dauerhaft ausheilen. Deshalb sinken mittlerweile die Zahlen der Betroffenen in Deutschland. Für 2020 wurde die Zahl der hierzulande mit Hepatitis-C-Infizierten mit 189.000 angegeben; dank heilender Therapien ist die Zahl der Betroffenen damit seit 2012 um 85.000 Fälle gesunken. Weltweit sank die Zahl der Betroffenen von 71 auf 58 Millionen.

Hepatitis D kann nur zusammen mit der Hepatitis B auftreten, weil das Virus unvollständig ist und die Hülle des B-Virus zum Überleben benötigt. Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B schützt deshalb auch indirekt vor Hepatitis D. Koinfektionen von Hepatitis B und D verlaufen oft schwer und sind gefürchtet. Seit zwei Jahren ist erstmals eine Therapie für Hepatitis D zugelassen, welche die Virusmenge zwar langsam, aber beständig absenkt. Unklar ist noch, ob diese Therapie das D-Virus nur unterdrückt und deshalb längerfristig eingenommen werden muss, ober ob diese das Virus auch ausheilen könnte. Diese wichtige Frage wird aktuell in Studien untersucht.

Hepatitis E ist das häufigste Hepatitisvirus in Deutschland – einer von sechs Bundesbürgern hat die Infektion oft schon zu Lebzeiten durchgemacht. Die Infektion heilt in der Regel folgenlos aus und wird nur sehr selten chronisch. Ähnlich wie Hepatitis A wird Hepatitis E über Kot, verunreinigtes Wasser und Nahrungsmittel übertragen. Insbesondere rohes Schweine- (Mett) und Wildfleisch (etwa Wild-Carpaccio) ist in Deutschland ein häufiger Übertragungsweg. Es gibt verschiedene Untertypen von Hepatitis E. Der in Asien und Afrika häufige Genotyp 1 ist für Schwangere potenziell lebensgefährlich, der in Deutschland häufige Genotyp 3 ist diesbezüglich weniger bedenklich. Schwere und chronische Infektionen sind mit Medikamenten behandelbar, die zwar nicht für Hepatitis E zugelassen sind, aber dennoch oft wirken.

Bis 2030 sollen Hepatitis B und C zurückgedrängt sein

Vor sechs Jahren beschloss die WHO, bis 2030 weltweit Hepatitis B und C einzudämmen. Die Bundesregierung hat sich diesem Vorhaben angeschlossen und will ebenfalls bis 2030 Hepatitis B und C, aber auch HIV und andere Infektionskrankheiten, erfolgreich bekämpfen. Die Corona-Pandemie hat diese Bemühungen weltweit und auch in Deutschland zurückgeworfen. Gleichzeitig gab im Herbst 2020 trotz der Pandemie einen Fortschritt: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschloss, dass künftig alle Bundesbürger über 35 einmalig einen Test auf Hepatitis B und C machen können – als Teil der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung.

Und was könnt ihr in der Apotheke tun?

Und diesen Test sollten mehr Menschen wahrnehmen als bisher. Denn generell gilt: Noch zu oft bleibt eine Hepatitis unentdeckt. Patienten, die heute eine schwerwiegende Folge zu erdulden haben, tragen die Infektion chronifiziert teilweise Jahre mit sich herum. Das muss bzw. sollte nicht sein.

Wie könnt ihr als Apothekenangestellte helfen? Vielleicht so: Wenn Kunden bei euch Hilfe gegen wiederkehrende Übelkeit, Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Gelenkschmerzen suchen, weist sie darauf hin, dass sie beim nächsten Arztbesuch die Leber untersuchen lassen. Denn nicht nur gelbliche Haut oder gelb verfärbtes Augenweiß sowie bräunlicher Urin weisen auf eine Leberbeteiligung hin, sondern auch die oben genannten Symptome, die eher unspezifisch anmuten.

By the way: Kennt ihr Fälle, bei denen hinterher eine der oben beschriebenen Leberentzündungen diagnostiziert wurde? Dann berichtet uns davon.

Info:

Ausrichter des Hepatitistages in Deutschland ist die Deutsche Leberhilfe e.V., die 1987 von Patienten gegründet wurde und heute als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten agiert. Die Leberhilfe will mit ihren Informationsangeboten Hilfe zur Selbsthilfe leisten und Lebererkrankungen vom Stigma der vermeintlichen „selbst verschuldeten“ Krankheit befreien.

Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag:

Deutsche Webseite: www.welthepatitistag.info

Flyer zu Hepatitis A bis E: www.welthepatitistag.info/downloads

Internationale Webseite: www.worldhepatitisday.org/

Deutsche Leberhilfe: www.leberhilfe.org