Gefahren des Sonnenbadens: Herpes solaris

Viele von uns wissen, dass UV-Strahlung Auslöser einer Herpes-Manifestation sein kann. Was geschieht im Körper, wenn diese unschönen Lippenbläschen durch die Sonneneinstrahlung entstehen und was kann man als Therapie oder vorbeugend dagegen tun?

Auch wenn man von Herpes solaris” spricht: Es handelt sich hier um die gleiche Art Herpes wie die, die sich zeigt, wenn man sich erkältet und das Immunsystem geschwächt ist. Das Herpes-simplex-Virus, das in unseren Körpern auf den nächsten Ausbruch wartet, hat nach dem ausgiebigen Sonnenbaden oft die Gelegenheit, zuzuschlagen. Meist fängt es gleich am Abend nach einem längeren Aufenthalt in der Sonne an und an einer Stellejuckt und kribbelt die Lippe. Dann befindet man sich im sogenannten Prodromalstadium. Schuld daran ist das Virus, mit dem etwa 70 Prozent der Bevölkerung ein Leben lang zu tun hat und das auch als Herpes Typ 1 bezeichnet wird – Herpes Typ 2 ist übrigens eng verwandt, zeigt sich aber eher im Genitalbereich (Herpes genitalis). Das Herpesvirus hat eine spezielle Eigenschaft, die es von den meisten anderen Viren unterscheidet. Es ist persistent und setzt sich nach einer symptomlosen Erstinfektion, die über eine Schmierinfektion stattfindet, in den Nervenzellen (Neuronen) des Körpers fest. Dort wird es von der körpereigenen Abwehr nicht erkannt und verbleibt in der Latenzphase, bis ein Trigger es reaktiviert und es zu den Lippenbläschen kommt.

Triggerfaktoren sind etwa:

• Stress

• Hormonschwankungen

• Starke körperliche Belastung

• Ekel

• Ein angegriffenes Immunsystem (Erkältung, Fieber, Magen-Darminfektionen)

• Hautschäden

Beim Herpes solaris sind die zarten Schleimhautzellen der Lippen durch die UV-Strahlung der Sonne geschädigt worden und das Herpesvirus hat leichtes Spiel. Überhaupt sind die Lippen ein Punkt, an dem sich eine Herpesinfektion besonders häufig bemerkbar macht. Denn einmal ist der Grenzbereich zwischen Schleimhaut, Lippe und Gesichtshaut besonders anfällig, zum anderen findet man hier eine außergewöhnlich große Häufung an sensorischen Nervenzellen, in die sich das Virus während der Latenzzeit gerne zurückzieht.

Wenn sich also nach einem langen Tag an der Sonne, nach dem Aufenthalt im Freibad oder dem Wandern in den Bergen die ersten Symptome eines Herpes solaris zeigen, sollte man schnell reagieren, damit es gar nicht erst zur Bläschenphase kommt. Die Flüssigkeit, mit der die Bläschen gefüllt sind, ist zudem besonders ansteckend, da sich in ihnen eine große Anzahl Viren befindet. Für die Übertragung auf einen anderen Menschen genügt es , dass dieser sich mit einem Überträger in der akuten Phase ein Glas teilt. Besonders unangenehm ist die Krustenbildung an der Lippe, denn diese sieht nicht nur sehr unschön aus, sie kann beim Sprechen, Lachen und Essen auch immer wieder aufreißen und bluten. Am besten ist es in jedem Fall so gut vorzubeugen, dass sich der Herpes gar nicht erst zeigt. Wer also weiß, dass er nach einem längeren Aufenthalt in der Sonne zu Lippenbläschen neigt, kann bereits vorab tätig werden.

Lokale Therapie

Wenn sich die typischen Fieberbläschen noch nicht gebildet haben, kann der Wirkstoff Docosanol äußerlich eingesetzt werden (z.B. mit der Erazaban® Creme von easypharm OTC). Der antivirale Wirkstoff hemmt das Verschmelzen des Virus mit der Membran der Wirtszelle und verhindert so die Aufnahme und Vervielfältigung der Viren RNA. Er muss fünf Mal täglich aufgetragen werden und kann sowohl einen Ausbruch verhindern als auch die Bläschenphase verkürzen, wenn diese bereits begonnen hat. Melissenextrakte in Cremes gegen Lippenherpes können ebenfalls vorbeugend eingesetzt werden, um einen Ausbruch zu verhindern, wie die Studienlage eindrücklich zeigt (z.B. LomaHerpan® Creme von Infectopharm GmbH). Verantwortlich dafür ist der antivirale Inhaltsstoff Rosmarinsäure, der die Adsorption der Herpesviren an den Zellen durch eine Blockierung des Rezeptors hemmt. Der große Vorteil der Phytotherapie an dieser Stelle ist, dass sich bislang noch keine Resistenzen entwickelt haben, wie sie beim Einsatz von Aciclovir bereits aufgetreten sind. Was du auf die Lippe auftragen kannst, wenn sich die Bläschen bereits zeigen, haben wir dir hier zusammengefasst. Es gibt auch Pflaster, z. B. Compeed® Herpesbläschen Patches, mit denen die Therapie vor oder während der Bläschenbildung aufgenommen werden kann.

Medikation zur oralen Einnahme

Für die Stimulation des Immunsystems mittels oraler Einnahme werden seit vielen Jahren Echinacea-Extrakte oder Presssäfte genutzt (z.B. Echinacea Saft Sonnenhut Schoenenberger von Salus GmbH). Vermutlich verlängern sie mit dieser Eigenschaft auch die rezidivfreie Zeit. Einen anderen Ansatz verfolgt man mit der Einnahme von L-Lysin (z.B. mit Lyranda® Kautabletten von Weber&Weber GmbH). L-Arginin – eine Aminosäure die häufig in der Nahrung vorkommt – bildet unter anderem die Grundlage für die Vermehrung des Herpes-Virus. Das Virus benötigt es, um sich eine schützende Eiweißschicht aufzubauen. Führt man dem Körper nun hochdosiertes L-Lysin zu, einen Gegenspieler des L-Arginin, so wird dieses nicht mehr in der für die Virenvermehrung nötigen Menge über die Verdauung aufgenommen. Für den Aufbau der schützenden Hülle steht nun nicht mehr genügend Material zur Verfügung, das Virus wird angreifbar. Zudem enthält die genannte Kautablette zusätzliche Vitamine zur Unterstützung des Immunsystems.

Nun hast du genügend Informationen, um deine Kunden mit wiederkehrendem Herpes solaris umfassend zu beraten. Viel Spaß bei der Umsetzung der Beratungsvorschläge!