Die perfekte Feiertags-Hausapotheke

Es rollen diverse Krankheitswellen durchs Land, und dann gibt es da auch noch die kleinen Wehwehchen, für die man sich nicht einmal zu infizieren braucht – Weihnachten und Neujahr bieten einige gesundheitliche Herausforderungen. Wir sagen, was in die Hausapotheke gehört.

Es spricht übrigens nicht dagegen, die Kundschaft sachte darauf hinzuweisen, dass sie ihre Hausapotheke doch einmal auf vorhandene Lücken überprüfen sollten. Eine aktive Nachfrage wie „Ist ihre Hausapotheke noch vollständig einsatzfähig? Sie wissen ja, an Weihnachten und Neujahr kann immer mal wieder etwas passieren…“, kann durchaus umsatzfördernd sein. Was geschehen kann und was gegen die Malheurs hilft lest ihr hier.

Hinweg, du Kater!

Alkohol, schlecht gelüftete Räume (Oh, mein Gott! Regelmäßiges Lüften kann das Corona-Risiko verringern – deshalb bitte häufiger mal das Fenster öffnen…), da sind Kopfschmerzen nicht allzu fern. Und durch den ganzen Vorbereitungstrubel, das Schleppen und Einstielen des Weihnachtsbaums, das Tragen schwerer Einkaufsbeutel oder das Hantieren mit gut gefüllten Kochtöpfen können sich rasch Muskel- und Gelenkschmerzen einstellen. Deshalb sollte die Hausapotheke ein paar potente Schmerzmittel vorhalten. Werfen wir daher einen Blick auf die gängigen Mittel wie Acetysalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac und Paracetamol. Die beiden erstgenannten gehören zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika, die gleichzeitig schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend wirken. ASS ist ein bewährter Wirkstoff, der jedoch Reizungen der Magenschleimhaut hervorrufen kann. Für die Behandlung bloßer Kater-Kopfschmerzen ist er deshalb weniger zu empfehlen. Paracetamol gilt bei richtiger Anwendung (nicht überdosieren: Leberschädigung möglich!) als sicher und gut verträglich, so dass es auch in vielen Präparaten für Kinder enthalten ist. Da es aber in der Leber abgebaut wird und diese bereits durch den Alkoholgenuss belastet ist, sollte man Paracetamol nicht unbedingt gegen den Kater einsetzen. Zwar gehören auch bei Ibuprofen gastrointestinale Beschwerden wie Magenschmerzen und Durchfall zu den beobachteten Nebenwirkungen. Die Magenschleimhaut wird im Vergleich zu Diclofenac aber weniger stark gereizt, sodass es unter Umständen bei Katerkopfweh eingesetzt werden könnte. Kommen die Kopfschmerzen nicht vom übermäßigen Alkoholgenuss, können hingegen alle Mittel genommen werden. Aber: Immer individuelle Faktoren und Wechselwirkungen beachten, sowie maßvoll dosieren und nicht über längere Zeit einnehmen. Das müsst ihr eurer Kundschaft mit auf den Weg geben. Oft helfen gegen Kopfschmerzen aber auch schon Hausmittel: Etwa Pfefferminzöl, das auf die Schläfen gerieben wird, das Trinken von viel Wasser oder der Verzehr von klarer Gemüsebrühe, ein ausgedehnter Spaziergang an der frischen Luft oder Dehnübungen gegen ausstrahlende Nackenschmerzen.

Wer sich etwas verhoben oder verknackst hat, also Muskel- und Gelenkschmerzen spürt, kann gegen die Beschwerden jeweils alternativ ASS, Diclofenac oder Ibuprofen einnehmen. Viele Kund:innen möchten auch lieber etwas „zum Einreiben“, hier könnt ihr eine Creme oder ein Gel auf Basis von Diclofenac oder Beinwellextrakt empfehlen. Stattdessen können auch Wärmepflaster zum Einsatz kommen: Sie lockern die Muskulatur und werden wegen des damit verbundenen Wärmegefühls an den betroffenen Stellen als lind und angenehm empfunden.

Der Magen streikt, der Darm rebelliert

Das Feiertagsessen und Hochprozentiges können zu Magenbeschwerden führen. Häufig kann gegen solche Molesten schon der Arzneischrank der Natur Hilfe bereitstellen, etwa in Form von Tees zur Selbstmedikation. Es müssen also nicht immer Protonenpumpenhemmer a lá Pantoprazol oder Omeprazol sein. So gilt eine Teezubereitung mit Kamillenblüten (z. B. Sidroga Kamillenblüten, H&S Kamillenblüten) als Allround-Talent bei Magen-Darm-Beschwerden. Die entzündungshemmenden ätherischen Öle und Flavonoide wirken sowohl bei Magen-Darm-Infekten mit Erbrechen und Durchfall oder auch bei Magenschmerzen wohltuend. Wer statt Tees lieber Suspensionen oder Tabletten nimmt, kann bei derartigen Beschwerden auch auf Iberogast Classic oder bei nervösen Beschwerden auf das neue Iberogast Advance (beides Bayer) zurückgreifen, die bei Übelkeit und Erbrechen lindernd wirken. Zurück zu den Tees: Gegen Völlegefühl und Blähungen können Früchte der Familie der Apiaceae (Doldenblütler) wie Anis, Fenchel und Kümmel, aber auch Pfefferminzblätter oder Kamillenblüten effektiv eingesetzt werden, und zwar einzeln oder als Mischung. Die Firmen Sidroga oder H&S haben beides als gebrauchsfertige Teebeutel im Sortiment.

Auch akute, unspezifische Durchfallerkrankungen können gut mit Pflanzen behandelt werden, die einen hohen Gerbstoffgehalt aufweisen. Teezubereitungen aus Brombeerblättern (Folia Rubi fruticosi), Blutwurz (Radix Tormentillae), Frauenmantelkraut (Herba Alchemillae) oder einfacher schwarzer Tee sind reich an Gerbstoffen und wirken adstringierend und entzündungshemmend. Myrrhinil-Intest Tabletten (Repha) enthalten eine Kombination aus Myrrheharz, Kamillenblüten-Trockenextrakt und Kaffeekohlepulver. Die Tabletten stabilisieren die Darmbarriere und können bei allen Magen-Darm-Störungen, die mit Durchfall einhergehen, symptomlindernd gegen Krämpfe, Blähungen und Durchfall wirken. Gut gegen Durchfall wirkt auch die medizinische Hefe Saccharomyces boulardii, enthalten in Perenterol forte, die diese Befindlichkeitsstörung auf schonende Weise in den Griff bekommt, indem sie die Durchfall-Erreger bindet und sie aus dem Darm schleust. Gleichzeitig unterstützt sie die Regeneration der Darmschleimhaut bei viralen Infekten und baut das Darm-Mikrobion bei der Einnahme von Antibiotika wieder auf (was aber keine weihnachtstypische Indikation ist). Wer unter sehr heftigen Beschwerden nicht-infektiöser Natur leidet, kann Loperamid nehmen, einen Motilitätshemmer, der unter dem Namen Imodium (Johnson&Johnson), wohlbekannt ist. Allerdings sorgt das Medikament für eine lange Verweildauer von Erregern im Verdauungstrakt, da längere Zeit einfach nichts aus dem Körper befördert wird.

Hust, hust…

Ärzte und Behörden warnen vor der nächsten Grippe- und Coronawelle, aber auch eine „normale“ Erkältung kann Menschen die Freude am Fest „vergällen“ (so ein schönes altes Wort, viel zu selten gebraucht…). Deshalb muss die Feiertagsapotheke natürlich auch Nasenspray, Hustensaft und Mittel gegen Halsschmerzen enthalten. Abschwellende Nasensprays mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Alpha-Sympathomimetika kennt ihr alle, deshalb verzichten wir hier auf die Nennung von Präparaten. Hinweisen möchten wir allerdings darauf, dass ihr Kund:innen stets die maximale Anwendungsdauer mit auf den Weg gebt. Die Sprays sollten wegen der hohen Gewöhnungsgefahr längstens sieben Tage eingesetzt werden. Präparate mit isotonisiertem und hypertonem Meersalz helfen beim Verflüssigen des Nasensekrets und führen nicht zur Gewöhnung. Da sie aber nicht abschwellend wirken, empfinden viele Patienten keine Erleichterung bei der Anwendung. Für viel Aufhebens (noch so ein alter Begriff, aber er passt…) sorgen in letzter Zeit antivirale Nasensprays. Sie errichten eine physikalische Barriere auf den Schleimhäuten, kapseln Viren ein und sollen deren Vordringen in die Zellen verhindern.

Viele Hersteller setzen auf Carragelose (Iota-Carragen), etwa das Algovir®-Erkältungsspray von Hermes, oder verwenden ein Celluslose-Derivat, so Wick mit seinem „Erste Abwehr Mikro-Gel Spray“ oder Viromed Medical mit seinem VirX® Nasenspray. Besserung soll nicht nur bei vorbeugender Anwendung eintreten, sondern auch dann, wenn die Infektion bereits passiert ist. Studien liefern durchaus ermutigende Ergebnisse, ob und in welchem Umfang die Sprays auch gegen Grippe und Corona helfen, ist noch nicht restlos geklärt.

Der Hals kratzt

Bei viral bedingten Halsschmerzen empfehlen Leitlinien heute ein Schmerzmittel (wegen der entzündungshemmenden Wirkung gern aus der NSAR-Gruppe, siehe oben), dazu sollen schleimhautbefeuchtende Pastillen, etwa isla moos (Engelhard) oder ipalat (Dr. Pfleger) gelutscht werden. Auch bei der Medikation des viral bedingten Hustens gibt es neue Erkenntnisse. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin DEGAM spricht den Wirkstoffen Ambroxol und Acetylcystein die Evidenz für eine positive Wirkung ab. Bei der Durchsicht aller vorliegenden Studien schneidet eine Thymian-Efeu-Primel-Kombination am besten ab. Dafür müsste man allerdings zwei Präparate kombinieren, beispielsweise Efeublätter in Prospan (Engelhard) mit Thymiankraut und Primelwurzel in Bronchipret TP (Bionorica) oder Bronchicum (Klosterfrau). Die Kombination eines Extraktes mit Thymiankraut und Eibischwurzel (Bronchostop sine Hustensaft (Klosterfrau)) erspart möglicherweise die Frage nach der Art des Hustens, weil sie Beschwerden universell lindert.

Steht nächtlicher Reizhusten bei der Symptomatik im Vordergrund, empfiehlt sich die Gabe eines Hustenstillers. Seit Levodropropizin aus der Verschreibungspflicht entlassen worden ist, kann Quimbo Sirup (Pädia) in der Selbstmedikation verwendet werden. Das Präparat ist indiziert bei einem Reizhusten für Patient:innen ab einem Alter von zwei Jahren. Positiv einzuschätzen ist, dass er die hustenhemmende Wirkung peripher in den Bronchien vermittelt. Der Wirkstoff ist bereits seit 1987 in der EU zugelassen; die Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Das Präparat reduziert nächtliches Erwachen aufgrund von Husten signifikant.

Autsch!

Weihnachten ist ein Menge los im Haushalt, da kann es auch schon mal zu kleineren Verletzungen kommen, zu Ratschern, Schürfwunden oder Schnitten. Ein wenig Verbandsmaterial wie Pflaster, Mullbinden und Desinfektionsmittel gehören deshalb immer in die Hausapotheke. Für die Erstdesinfektion kleinerer Wunden empfiehlt sich eine Tinktur auf Povidon-Iod-Basis, das Mittel färbt zwar, hat aber ein breites Wirkungsspektrum und schmerzt nicht beim Auftragen. Alternativ können entzündungsgefährdete Wunden und Hautläsionen mit Octenisept Wund-Desinfektion Spray (Schülke) behandelt werden. Zur besseren Wundheilung und zur Vermeidung von Narbenbildung sollte ein Gel wie das Tyrosur Careexpert Wundgel (Engelhard) oder Octenisept Wundgel (Schülke) aufgetragen werden, die sich auch bei leichten und kleineren Hitzeschäden der Haut eignen. Die Gele halten die Wunde feucht, was die Heilung fördert, und minimieren das Risiko einer Infektion. Sind die Wunden infektionsgefährdet oder zeigen bereits Rötungen, empfiehlt sich das Tyrothricin-haltige, antibiotisch wirkende, aber rezeptfreie Tyrosur Wundheilgel (Engelhard).

Das war zu heiß!

Weihnachten wird viel mit heißen, kochenden oder brennenden Dingen hantiert. Da kann es schon einmal zu einer kleineren Brandverletzung oder Verbrühung kommen, etwa beim Anzünden von Kerzen oder beim Kochen.

Vorausgesetzt, es handelt sich nur um eine Verletzung der obersten Hautschichten ohne massive Gewebsschädigung, gilt: Wichtig ist die sachte Kühlung der betroffenen Stelle. Nicht mit eiskaltem, sondern mit handwarmem, fließenden Wasser. Das lindert den Schmerz und senkt die Oberflächentemperatur. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden, längstens für zehn Minuten am Stück. Danach empfiehlt sich das Auftragen einer sogenannten Brandsalbe, etwa Brand- und Wundgel Medice, ROGG® Wund- und Brandsalbe oder Schülke Octenilin® Wundsalbe. Mitunter muss die Verletzung mit einer sauberen Binde abgedeckt werden, um weitere Reizung und Infektion zu vermeiden. Auch empfiehlt sich die Gabe eines der oben genannten Schmerzmittel. Sollte die Wunde Blasen werfen, die Haut sich rot, weiß oder fleckig verändern, ein Taubheitsgefühl oder Atemprobleme, starke Schmerzen bzw. Fieber auftreten, ist umgehend ärztlicher Rat einzuholen.

Fieberthermometer

Und ja: Um die Temperatur von kranken Familienmitgliedern oder Gästen zu messen, sollte man ein Fieberthermometer in der Hausapotheke haben. Übersteigt die Anzeige die 39 Grad Celsius, ist ein Besuch der Arztpraxis oder zumindest eine ärztliche Konsultation per Anruf oder Videosprechstunde unerlässlich. Hoffen wir angesichts der aktuellen Mangellage, dass die Feiertage ohne größeren Bedarf an Fiebersäften für Kinder an uns vorbeiziehen. Die Gründe zu erklären, erübrigt sich…

AMIRA fragt: Haben wir etwas vergessen? Was empfehlt ihr zusätzlich? Schreibt es uns in die Kommentare.