Nahrungsergänzungsmittel: Welche Kunden können profitieren?
Nahrungsergänzungsmittel können bei Groß und Klein sowie in unterschiedlichen Lebensphasen unterstützend eingesetzt werden. Das Angebot ist breitgefächert – für wen machen sie Sinn?
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind Nährstoffe, die unser Körper für die Aufrechterhaltung der physiologischen Funktionen benötigt. In manchen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit oder bei bestimmten Erkrankungen ist es manchmal notwendig, dem gesteigerten Bedarf oder der Ausschwemmung aus dem Körper mit Hilfe von Supplementen gegenzusteuern. Hierbei sollte auch auf entsprechende Dosierungen geachtet werden. Doch was sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) überhaupt?
Definition und rechtliche Aspekte
Ein NEM ist definitionsgemäß ein Lebensmittel, das dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen. Es ist ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung allein oder in Zusammensetzung. In den Verkehr gebracht wird es in dosierter Form – insbesondere in Form von Kapseln, Pastillen, Tabletten, Pillen, Pulverbeuteln, Flüssigampullen, Flaschen mit Tropfeinsätzen und ähnlichen Darreichungsformen von Flüssigkeiten und Pulvern zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen.
Die Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV) regelt außerdem, welche Vitamine und Mineralstoffe bei der Herstellung von NEM eingesetzt werden dürfen. Allerdings gibt es keine Höchstmengenbeschränkung. Vor dem Inverkehrbringen werden sie – im Vergleich zu Arzneimitteln – nicht geprüft und müssen lediglich beim Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) angezeigt werden. Bei der Anmeldung ist kein Nachweis der Wirksamkeit oder Sicherheit gegenüber einer Behörde erforderlich. Verantwortlich für die Sicherheit ist jedoch der Hersteller.
Womit dürfen Hersteller werben?
Im Gegensatz zu Arzneimitteln darf bei NEM keine krankheitsbezogene Werbung gemacht werden. Deshalb sind Aussagen wie „Zink erhöht die Fruchtbarkeit“ oder „Vitamin C stärkt das Immunsystem“ nicht zulässig. Stattdessen darf der Hersteller gesundheitsbezogene Angaben machen wie „Zink trägt zu einer normalen Fruchtbarkeit und einer normalen Reproduktion bei“ oder „Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“.
Welche gesundheitsbezogenen Angaben gemacht werden dürfen, ist nicht frei wählbar. In der Health-Claims-Verordnung gibt es seit 2006 dazu rund 250 zugelassenen Claims, die verwendet werden dürfen. Der Hersteller muss sich dabei strikt an den vorgegebenen Wortlaut halten. Diese Liste ist nicht final, sondern wird fortlaufend erweitert.
Wer braucht was: Ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel gezielt einsetzen
Gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, brauchen in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Anders sieht es aus bei:
- Frauen und Männern mit Kinderwunsch
- Schwangeren und Stillenden
- Kindern und Heranwachsenden
- Sportlern
- Seniorinnen und Senioren mit Polymedikation
Bei diesen Bevölkerungsgruppen wird die Supplementierung bestimmter Nährstoffe empfohlen bzw. als sehr sinnvoll sowie gesundheitsfördernd erachtet. Kommen wir nun detailliert zu den eingesetzten Präparaten.
NEM bei Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit
Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere im ersten Trimester sollten täglich 400 Mikrogramm Folsäure (Vitamin B9) supplementieren. Studien zufolge kann mit dieser Dosierung das Risiko für Neuralrohrdefekte (Fehlbildungen des Nervensystems) beim Kind gesenkt werden. Für die genannten Einnahmezeiträume gibt es auch Präparate mit 800 Mikrogramm Folsäure auf dem Markt, sie eignen sich gut, um schnell einen ausreichend hohen Folsäurespiegel im Blut zu erreichen. Die hohe Dosis hat daher eine Daseinsberechtigung und wird auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Frauen mit Kinderwunsch empfohlen.
Folsäure sollte bereits vor der Wunsch-Schwangerschaft eingenommen werden. Denn bereits drei Wochen nach der Empfängnis beginnt die Entwicklung des zentralen Nervensystems beim Fötus. Viele Frauen wissen in der Zeit häufig gar nicht, dass sie schwanger sind. Umso wichtiger ist die Sensibilisierung zu diesem Thema. Im Rahmen der pharmazeutischen Beratung sollte daher stets darauf hingewiesen werden. Übrigens können Folsäure-Präparate auch die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft fördern.
Ab der 13. Schwangerschaftswoche werden Omega-3-Fettsäuren für die Entwicklung des Gehirns und der Augen des Ungeborenen empfohlenen. Studien zeigen zudem, dass die Einnahme die Häufigkeit von Frühgeburten reduziert.
Um die Muskulatur der Gebärmutter zu entspannen, wird Schwangeren häufig auch ärztlich geraten, Magnesium zu supplementieren. Außerdem profitiert auch das Herz-Kreislauf-System der Mutter davon – ohnehin haben Schwangere und Stillende einen höheren Magnesiumbedarf.
Männer mit Kinderwunsch
Neben einem gesunden Lebensstil (ausgewogene Ernährung, körperliche Bewegung, eingeschränkter Tabak- und Alkoholkonsum) können auch Männer mit in der Apotheke erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln die Familienplanung unterstützen. Zur besseren Spermienqualität können folgende Vitamine bzw. Nährstoffe beitragen:
- Coenzym Q10
- Folsäure
- L-Cartinin
- Selen
- Vitamin C, D & E
Auch eine ausreichende Versorgung an Zink ist besonders wichtig, denn es fördert die Fruchtbarkeit des Mannes, normalisiert den Testosteronspiegel im Blut und regt die Spermienbildung an. Oftmals können über die Ernährung nicht alle Nährstoffe in ausreichendem Maße zugeführt werden, daher empfehlen sich in dieser Lebenssituation Supplemente.
Kinder und Heranwachsende
Omega-3-Fettsäuren wie EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) unterstützen die Sehkraft und sind auch zur Erhaltung der normalen Gehirnfunktion notwendig. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Versorgung – insbesondere für Kinder und Heranwachsende – wichtig. Daher wird empfohlen, dass sie ein- bis zweimal die Woche fettreichen Fisch essen. Doch nicht immer mögen Kinder den Geschmack. Hier kann auf NEM zurückgegriffen werden. Je nach Alter des Kindes können eine Fischöl-Lösung in Form von öligen Tropfen zum Essen oder beispielsweise Geleedrops/-kapseln zum Kauen gegeben werden. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht. Bei Kindern unter zwei Jahren sollte vorher ärztlicher Rat eingeholt werden.
Da Zink zur Erhaltung normaler Haut beiträgt, kann es bei Jugendlichen unterstützend zur Verbesserung des Hautbildes empfohlen werden.
Sportlerinnen und Sportler
Sport und körperliche Betätigung sind Magnesiumräuber, da über die Nieren und Transpiration eine erhöhte Menge an Mineralien ausgeschieden wird. Für Sportlerinnen und Sportler ist daher eine ausreichende Versorgung mit Magnesium essenziell, um leistungsfähig zu bleiben. Auch kann die Zufuhr von Vitamin D, Selen und Zink sinnvoll sein, um ihr Immunsystem zu unterstützen.
Seniorinnen und Senioren mit Polymedikation
Die Wahrscheinlichkeit für eine Polymedikation ist bei älteren Menschen besonders hoch. Damit steigt auch das Risiko für Wechsel- und Nebenwirkungen. Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Omeprazol und Pantoprazol gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln und kommen insbesondere bei Seniorinnen und Senioren oft (langfristig) zum Einsatz. Insbesondere die dauerhafte Einnahme von PPI kann zu einem Vitamin-B-12-Mangel führen. Zur Unterstützung der Nervenfunktion eignen sich daher Präparate mit Vitamin-B-12 – oder besser Vitamin-B-Komplex.
Weiterhin können auch einige Medikamente dafür sorgen, dass mehr Calcium aus dem Körper ausgeschieden wird. Daher können geeignete NEM mit Calcium und Vitamin D eine sinnvolle Ergänzung bei den betroffenen Patient:innen mit Polymedikation sein.
Es gibt eine lange Liste an Arzneimitteln, die Nährstoffräuber sind. Umso wichtiger ist es, bei der Beratung genauer hinzusehen.