Die Mandelentzündung unter der Lupe

Eine akute Mandelentzündung ist schmerzhaft und unangenehm. Zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden kommen oft Fieber, ein allgemeines Schwächegefühl und Müdigkeit hinzu, so dass der Alltag nicht mehr normal bewältigt werden kann.

Tritt eine Mandelentzündung immer wieder auf und wird chronisch, kann sie sogar gefährlich werden. Neben einem Antibiotikum, das der Patient in manchen Fällen von seinem Arzt verordnet bekommt, erwartet er zusätzliche Hilfe aus der Apotheke. Diese kannst du perfekt leisten, wenn du dir unseren Artikel zum Thema Mandelentzündungen durchliest. Hier kannst du vorhandenes Wissen schnell wieder auffrischen und bist auf diese Weise bestens für ein optimales Beratungsgespräch gerüstet.

Mandelentzündung: Ursachen und Merkmale

Die Tonsillen gehören zum körpereigenen Abwehrsystem. Sie sind unter den ersten Barrieren, auf die die Erreger treffen, welche über den Nasen-, Mund-, oder Rachenraum in den Körper eindringen wollen. Sie enthalten besonders viele weiße Blutkörperchen. Es gibt vier Tonsillen: die beiden Gaumenmandeln, die meistens gemeint sind, wenn wir von „Mandeln” im Allgemeinen oder von einer Mandelentzündung sprechen, eine Zungen- und eine Rachenmandel. Sie bilden den sogenannten „Rachenring”. Eine Mandelentzündung entsteht in den häufigsten Fällen ganz banal aus einer erkältungsbedingten Rachenentzündung. Sie ist also viralen Ursprungs (häufig Coxsackie- und Adenoviren) und seltener die Folge einer bakteriellen Besiedelung der Mandeln. Kinder leiden übrigens deutlich häufiger unter einer solchen Infektion als Erwachsene. Gerade bei den Kleinsten kann eine Tonsillitis auch im Laufe eines Jahres mehrmals wieder aufflammen.

Schaut man den Betroffenen in den Rachen, so erkennt man deutlich die geschwollenen Gaumenmandeln, die alleine schon durch ihre Größe Schluckbeschwerden hervorrufen. Sie sind gerötet, haben einen gelblich-eitrigen Belag und schmerzen. Die Mandeln vergrößern sich, da durch die Entzündungsreaktion, die von den Viren verursacht wird, Bradykinin und Prostaglandine freisetzt werden. Durch die gesteigerte Durchblutung schwillt das Gewebe an und wird warm. Prostaglandine sensibilisieren außerdem die Nozizeptoren (Rezeptoren, die Schmerzreize weiterleiten) was die Halsschmerzen erklärt.

So äußert sich die Infektion

Auch die Lymphknoten seitlich des Halses sind in den meisten Fällen angeschwollen und druckschmerzhaft. Die Betroffenen sind müde und kraftlos, haben keinen Appetit und leiden zusätzlich unter mehr oder weniger starken Kopfschmerzen und Fieber, also einer Körpertemperatur über 38 °C. Bei den Betroffenen tritt zudem oft ein ausgeprägter Mundgeruch auf (Foetor ex ore). Zur Mandelentzündung hinzu kommt meist noch eine Erkältung mit Husten und Schnupfensymptomen oder eine Rachenentzündung (Pharyngitis). In den eher selten vorkommenden Fällen einer bakteriellen Tonsillitis wird sie durch Streptokokken ausgelöst. Dann tritt zwar Fieber auf, aber es ist keine ausgeprägte Husten- oder Schnupfensymptomatik, wie bei der viralen Tonsillitis, zu erkennen. Ein Abstrich kann hier Klarheit bringen. Dieser wird entweder direkt in der Arztpraxis vorgenommen und ausgewertet oder in ein Labor geschickt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür übrigens bis zu einem Alter von 16 Jahren.

Abzugrenzen ist die akute Tonsillitis durch einen Arzt von einer chronischen Mandelentzündung. Zudem kann sie auch ein Symptom anderer Grunderkrankungen wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber, Scharlach, Diphtherie, einer Herpangina, Syphilis/Tripper, einer Tuberkulose oder einer Soorangina bei Pilzinfektion sein. Daher ist eine Mandelentzündung immer eine Erkrankung, mit der man die betroffenen Patienten und Patientinnen für eine korrekte Diagnose zu einem Arzt schicken sollte.

Verlauf der Erkrankung

Die akute Erkrankung dauert in beiden Fällen in der Regel ein bis zwei Wochen an, bis die Symptome vollständig abgeklungen sind. Die Gaumenmandeln sind darüber hinaus noch einige Tage länger angeschwollen, aber nicht mehr schmerzhaft. Gefährlich wird es, wenn sich die Entzündung nicht auf die Mandeln beschränkt, sondern sich weiter im Gewebe des Hals- und Brustbereiches ausbreitet. Äußert ein Patient in der Apotheke, dass er unter einseitigen Ohren- oder Halsschmerzen leidet oder dass sich sein Mund nur noch unter Schmerzen öffnen lässt, dann sollten die Alarmglocken klingeln. Er muss zur Abklärung eines sogenannten Peritonsillarabszesses an einen Hausarzt verwiesen werden. Es handelt sich dabei um eine Ansammlung von Eiter im Bereich der Mandeln, die im schlimmsten Fall eine Sepsis (Blutvergiftung) nach sich ziehen kann. Jedoch kommt ein solcher Abszess eher selten vor. Lediglich einer bis zehn Menschen von 1000 Patienten mit Tonsillitis entwickeln einen Peritonsillarabszess.

Behandlung: Virale oder bakterielle (Super-)infektion?

Je nachdem, ob die Mandelentzündung viralen oder bakteriellen Ursprungs ist, oder ob sogar eine bakterielle Superinfektion vorliegt, wird der Arzt Penicillin, Cephalosporine oder Makrolide verordnen. Diese verkürzen nicht nur die Dauer der Erkrankung selbst, sondern sorgen auch dafür, dass der Betroffene innerhalb von 24 Stunden nicht mehr infektiös ist. Das ist gerade in Familien mit mehreren kleinen Kindern oder vorerkrankten Personen ein wichtiger Vorteil. Ansonsten steht natürlich die Behandlung der Symptome in Vordergrund, die als besonders unangenehm empfunden werden. Schmerzen und Fieber kann man in jedem Alter mit Paracetamol (z.B. Paracetamol von ratiopharm) oder Ibuprofen (z.B. Nurofen® von Reckitt Benckiser GmbH) behandeln. Paracetamol ist für die Kleinsten als Zäpfchen mit 75 mg, 125 mg und 250 mg oder als Saft auf dem Markt. Leider gibt es für diese Darreichungsformen zurzeit erhebliche Lieferschwierigkeiten. Erwachsenen stehen ebenfalls Zäpfchen mit 500 mg oder 1000 mg oder Tabletten mit 500 mg und 1000 mg zur Verfügung. Nurofen® ist als Saft für Kinder mit 20 mg/ml und 40 mg/ml, als Zäpfchen oder als Schmelztabletten für ältere Kinder, die Tabletten nicht gut schlucken können, verfügbar. Gerade wenn der Schluckreflex ohnehin durch die geschwollenen Mandeln gestört ist, wird der Tipp mit der Schmelztablette von vielen Betroffenen gerne angenommen. Ibuprofen ist natürlich auch in Tablettenform mit 200 mg und 400 mg für Jugendliche und Erwachsene in der Apotheke erhältlich.

Leitliniengerecht beraten

Die s2k-Leitlinie zur Behandlung der Tonsillitis empfiehlt keine lokalen Antiseptika oder Lokalanästhetika, die in Form von Lösungen zum Gurgeln, Rachensprays und Lutschtabletten erhältlich sind, da sie bisher keinen gesicherten Effekt gezeigt haben. Trotzdem kann das Spülen mit Chlorhexidinbis (D-gluconat)-Lösung (z.B. Chlorhexamed Lösung von GlaxoSmithKline GmbH & Co.KG) das Bakterienwachstum im Mund- und Rachenraum reduzieren. Auch entzündungshemmend wirkende Lösungen oder Sprays mit Benzydaminhydrochlorid (z.B. Tantum verde Lösung oder Spray von Angelini Pharma Deutschland GmbH) können das Fortschreiten der Entzündung verlangsamen. Lutschtabletten (z.B. Dolo-Dobendan u.a. mit Benzocain von Reckitt Benckiser Deutschland GmbH) oder Sprays, (z.B. Wick Sulagil Halsspray, u.a. mit Lidocain von Wick Pharma) die ein Lokalanästhetikum enthalten, wirken lokal betäubend und verringern so den Leidensdruck der Patienten und Patientinnen, da ihnen der Schmerz erträglicher gemacht und die Schluckbeschwerden verringert werden.

Grundsätzlich gilt die Devise, dass sich der Patient die benötigte Ruhe bis zur vollständigen Genesung gönnen sollte. Je nach persönlichem Empfinden können warme oder auch kalte Halswickel Linderung bringen. Du kannst ihm in jedem Fall empfehlen, genügend zu trinken, dabei kann Salbeitee helfen. Durch die enthaltenen Gerbstoffe wirkt er entzündungshemmend und adstringierend. Er kann zudem gegurgelt werden. Auch das Gurgeln mit Salzwasser oder das Inhalieren von milden ätherischen Ölen oder Kochsalzlösung mittels elektrischem Inhalator wird von vielen Betroffenen als lindernd empfunden. Eine Befeuchtung der Raumluft tut den gereizten Atemwegen gut. Zusätzliche Belastung der Schleimhäute durch lautes Rufen oder stark gewürzte Speisen soll vermieden werden. Zur lindernd empfundenen Befeuchtung der Schleimhäute eignen sich auch Präparate wie isla® von Engelhard.

Letzter Ausweg: Entfernung der Mandeln?

Eine Entfernung der Gaumenmandeln wird heutzutage nicht mehr so schnell ins Auge gefasst wie vor einigen Jahren. Der behandelnde Arzt, der einen Überblick über die Schwere und Häufigkeit wiederkehrender Mandelentzündungen hat, ist der erste Ansprechpartner. Eine gute Möglichkeit, um immer wiederkehrenden Entzündungen vorzubeugen, ist die optimale Unterstützung des Immunsystems. Dabei helfen können pflanzliche Präparate mit dem Extrakt der Purpursonnenhutwurzel (z.B. Echinacin Liquidum Madaus von MEDA Pharma GmbH) oder der Extrakt aus Pelargonium sidoides (z.B. Umckaloabo von Dr. Willmar Schwabe).