Gehörschutz: Wenn das Trömmelche zu laut jeit

Der Straßenkarneval steht vor der Tür, Helau, Alaaf und Rambazamba. So groß der Spaß auch ist, Krach, Lärm und Getöse sind die Feinde eines guten Hörsinns. Was kann man tun, um sein Gehör vor Schaden – nicht nur in der närrischen Zeit –zu schützen? AMIRA sagt es dir!

Unser Gehör, das uns die Welt der akustischen Reize eröffnet, ist ein erstaunlicher Sinn. Es ermöglicht uns, Sprache und Geräusche wahrzunehmen, verschafft uns Orientierung und ist selbst im Schlaf aufnahmebereit: Eine Art Warnsystem bleibt eingeschaltet, während körpereigene Filter das zentrale Nervensystem in seiner verdienten Ruhephase vor Reizüberflutung schützen.

In einer Welt, die immer häufiger von Lärm erfüllt ist, gewinnt der Schutz des Gehörs zunehmend an Bedeutung. Lärm führt nicht nur zu Stress und Schlaflosigkeit, zu viele laute Geräusche können die Hörfähigkeit für immer mindern. Glücklicherweise gibt es vielfältigen Gehörschutz, und einige Produkte sind auch in Apotheken zu finden. Was ist wichtig bei der Beratung in Sachen Geräuschminderung und Gehörschutz?

Hören- wie war das nochmal?

Das Gehör ist anatomisch in drei Hauptbereiche unterteilt: Außenohr, Mittelohr und Innenohr. Die Ohrmuschel des Außenohrs fungiert als Trichter und fängt Schallwellen ein, die zum Trommelfell weitergeleitet werden. Dort werden sie in mechanische Schwingungen umgewandelt und über die Gehörknöchelkette im Mittelohr zum Innenohr weitergeleitet. Hier befinden sich die Haarzellen, die den mechanischen Reiz in elektrische Aktivität umwandeln. Dieses Potenzial geht dann ans Gehirn, wo der Reiz analysiert und interpretiert wird. So funktioniert es grob gesagt, wenn wir uns unterhalten, Musik hören, vor einem Knall zurückschrecken oder uns jemand etwas ins Ohr flüstert.

Wie kommt es zum Hörschaden?

Die Haarzellen werden durch jede ankommende Schallwelle gebogen und zur Regenerierung richten sie sich wieder auf. Bei hohem Schalldruck, also großer Lautstärke, ist das ein energieaufwendiger Prozess. Ist der Energieaufwand dauerhaft lang und stark, kommt es zu einer Ermüdung der Haarzellen, sie verkürzen sich oder knicken gar ab, was einen irreparablen Schaden zur Folge hat – die Minderung der Hörfähigkeit. Wichtig ist es, nach einer längeren Lärmexposition eine Phase möglichst vollkommener Stille einzulegen, nur so können sich die Zellen erholen. Gönnt man seinem Ohr zu wenig Ruhe, ist eine Schallempfindungsschwerhörigkeit die unvermeidliche Folge.

Die Ursachen der Schwerhörigkeit sind genauso unterschiedlich, wie deren Auswirkung und Therapieform. Neben ermüdeten Haarzellen können noch verschiedene andere Faktoren zu einem Hörverlust führen. Von Schallleitungsschwerhörigkeit durch Ohrenschmalzverstopfung (die aber gut durch Reinigung des Gehörgangs behandelt werden kann) bis hin zu Schallempfindungsschwerhörigkeit aufgrund von Infektionen - die Bandbreite der Hörschäden ist vielfältig. Auch bestimmte Medikamente, wie Aminoglykoside, sind ototoxisch – also für das Ohr schädlich. Therapeutisch kann z.B. mit einem Hörgerät oder Logopädie gearbeitet werden, dies jedoch individuell ganz nach Schweregrad und Art der Schädigung. Unbehandelte Schwerhörigkeit kann weitere Komplikationen nach sich ziehen, etwa ein erhöhtes Risiko für Demenz, Stürze und Depressionen.

Der richtige Gehörschutz muss gut sitzen

Die Verwendung von Gehörschutz ist unerlässlich, um ein langes Hörvermögen zu erhalten. Insbesondere in lauten Umgebungen wie Konzerten, am Arbeitsplatz oder während des Schlafs schützt man somit nicht nur das Gehör, sondern minimiert dadurch Stress oder erhöht die Schlaf-bzw. Lebensqualität. Die Dämpfungseigenschaften von Gehörschutz sind unterschiedlich, eine Geräuschreduzierung von 20 bis 30 Dezibel vermindert störenden Lärm aber schon recht angenehm und ist, vor allem bei hoher Ausgangslautstärke, besser als nichts. 

Bei der Auswahl des richtigen Schutzes ist es wichtig, die persönlichen Vorlieben und Art der Aktivität zu berücksichtigen. 
Der Kapselgehörschutz (Kopfhörerform) ist eher im Baumarkt als in der Apotheke anzufinden, schließlich bietet er vor allem im Arbeitskontext Hilfe. Er umschließt das Ohr von außen und verhindert, dass Schall eindringt. Die hohe Dämpfung, die er bietet und das schnelle Auf- und Absetzen sind praktisch bei lauten Gartenarbeiten oder Baustellenlärm. Leider kann es beim Tragen schnell schwitzig werden und die wuchtige Bauform ist wenig anwendungsfreundlich. 

Die beliebteste Form sind sicher die kleinen Gehörschutzstöpsel. Sie werden direkt in den Gehörgang eingeführt und reduzieren den Schalldruckpegel. Universell einsetzbar und leicht zu transportieren, sind sie ideal für Flugzeug, Konzerte oder Hotels – oder für den Karnevalsumzug. In verschiedenen Formen und Farben erhältlich, können sie wiederverwendbar und mit Filtern ausgestattet sein. Materialien wie Wachs, Silikon, Wolle, Watte oder Schaumstoff ermöglichen individuellen Tragekomfort und variable Arten der Dämpfung. Klassische lose Schaumstoff-Stöpsel erfüllen beispielsweise ihre Aufgabe mit solider Dämpfung, eine Variante mit Kordel ermöglicht sogar einen Verlustschutz der Paare. Wachs bietet eine hohe Dämpfung, kann aber die Sprachverständlichkeit einschränken und ist immer nur einmal verwendbar. Immerhin handelt es sich um eine geeignete Variante zum Lernen und Schlafen. 

Stöpsel mit Filterfunktion

Spezifität bieten Stöpsel mit Filtern, ideal für Büro oder Partys. Eine minimale Musikverzerrung bei gleichbleibendem Klangerlebnis sind die Lösung für Bassverliebte. Die Filterstöpsel sind auch in Arbeitsumfeldern wie Schule oder Büro geeignet, wo laute Hintergrundgeräusche gefiltert werden, trotzdem nahe Gespräche vollkommen möglich sind. Ach ja: Für die Karnevals-Tollerei eignen sich die Filter-Stöpsel natürlich auch.

Eine vollständige Geräuschreduzierung ist nicht möglich, da der Schall auch über den Schädelknochen geleitet wird. Wer sein Ohr komplett verschließt, kann trotzdem noch das Pulsieren des Kreislaufs hören. Sehr stark lärmreduzierende Stöpsel sollten nur zum Schlafen verwendet werden, denn durch die hohe Dämpfleistung kann einem im Alltag schwindelig werden. Wer ein Bedürfnis nach absoluter Ruhe hat, sollte primär ein ruhiges Umfeld aufsuchen.
Die Befürchtung, das häufige Tragen von Ohrstöpseln sei schädlich, bestätigen HNO-Ärzte nicht. Intensiver Gebrauch erfordert jedoch regelmäßiges Reinigen der Stöpsel mit Seife und Wasser, damit keine Keime ins Ohr gelangen.

Insgesamt ist Gehörschutz unverzichtbar, um unser Gehör vor Schäden zu bewahren und eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten. Am HV-Tisch kannst du genauer auf die Schutzbedürfnisse eingehen und gemeinsam mit deinen Kunden die passende Variante finden. Sei es für den großen Umzug an Rosenmontag oder für die alltägliche Lärmbelästigung…

Fun Fact: Schon in der Antike wurden Ohrstöpsel verwendet. In der Odyssee des altgriechischen Dichters Homer versiegelte Odysseus während seiner Irrfahrt die Ohren der Gefährten mit Wachs, um sie vor dem betörenden Sirenengesang zu bewahren. Der lockte jeden Matrosen unweigerlich ins Wasser, wo der Tod lauerte. Sich selbst ließ Odysseus bewegungsunfähig an den Hauptmast seines Schiffes fesseln, um dem tödlich-verführerischen Sirenengesang lauschen zu können. Alle überlebten und Odysseus, der Listenreiche, war der einzige Mensch, der den Sirenengesang horchen durfte und überlebte. Eine schöne Geschichte, die zeigt, wie alt Wachs als Gehörschutz ist. 

AMIRA fragt: Wie sieht es eigentlich aus mit einem Gehörschutz für die Apotheke? Gibt es Geräusche, die du gar nicht mehr leiden magst? Welche sind das? Schreib es in die Kommentare!